Konzert:

Wave-Gotik-Treffen 2012 - Montag

Konzert vom 28.05.2012Habe ich gestern noch über das diesjährige Aufgebot an Horrorbilly-Bands gelästert? Das war am Abend dann irgendwann vergessen, natürlich waren wir im Werk II und haben uns die komplette Palette an Croonern, Zombie-Make-Up, Haartollen und Kontrabässen gegeben:


Die Opener JAMEY ROTTENCORPSE AND THE RISING DEAD aus Bremen haben versucht, jedes einzelne Klischee zu erfüllen. Der Sänger und der Gitarrist hatten sogar Prothesen im Gesicht, damit es auch wirklich wie ein Totenschädel aussieht. Den beiden Tänzerinnen „fehlte“ je ein Stückchen in der Korsage, so dass es aussieht, als könne man den faulenden Rippenbogen der einen und den verwesenden Mageninhalt der anderen sehen. Die Bühnenausstattung hatte ebenso viel Liebe zum Detail – doch vor lauter guten Deko-Ideen sind JAMEY ROTTENCORPSE wohl die Songideen ausgegangen. Mit ihren zahlreichen Showbestandteilen hat sich die Band inzwischen zum Headliner kleinerer Festivals hochgespielt. Verständlich – die Musik ist eher uffta und sorgt bei entsprechend vorgewärmtem Publikum für Stimmung und gute Laune. Irgendwie war es also ironisch, dass die Tänzerinnen nach einer Weile reichlich schlecht gelaunt aus der Wäsche geguckt haben, als die Band selbst als Anheizer nicht gut genug „funktionierte“.


Setlist JAMEY ROTTENCORPSE

Rise Of The Dead

Movie Maniacs

Strange And Scary

I can't Sleep At Night

What Dead Eyes See

Zombie Girl

Come And Die With Me

The Devil And His Band

Radioactive Zombies

Somewhere

Forevermore

Addicted



THE CRIMSON GHOSTS haben sich deutlich weniger Mühe mit ihrem Outfit gemacht (und sahen dadurch glaubwürdig so aus, als fielen ihnen schon Placken aus der Visage). Musikalisch hat diese wilde Jagd keine Gefangenen gemacht, Punkig wie die jungen Misfits gingen die Songs der Kölner ausnahmslos auf die zwölf. Das hat Spaß gemacht!



THE HELLFREAKS aus Ungarn haben mich weniger begeistert. Kommt jemand mit, es ist Abendbrotzeit?



Zum Essen schau ich also kurz an der Agra vorbei. Drinnen spielt gleich DOUGLAS MCCARTHY. Weiß der NITZER EBB-Frontmann eigentlich, was er seinem Publikum zumuten kann? Wahrscheinlich, sonst würde er mehr mit dem Namen seiner EBM-Hauptband werben. Weiß sein Publikum, was es bei ihrem Heroen erwartet? Eher weniger. DOUGLAS MCCARTHY legt auch gern als DJ mit Terence Fixmer auf, da erwartet einen eine ähnliche Stil-Bandbreite: Der Set hier als Keyboarder und Sänger ist eher an New Order/Depeche Mode angelehnt als an EBM, die Songs sind tanzbar, aber eher poppig, und driften mit höherer Wahrscheinlichkeit in Richtung Avantgarde ab, als dass die wenigen EBM-Einsprengsel zu hören sind. Klar, ok, das kommt an beim heutigen Co-Headliner. Aber es macht fast am meisten Spaß, in die entgeisterten Augen der Brikettschnitt-Träger zu gucken...



Zurück im Werk II: Der Auftritt der Kanadier THE CREEPSHOW dagegen war etwas ganz besonderes, denn Sängerin Sarah Blackwood will oder muss wohl aussteigen, dies wird einer der letzten Gigs mit ihr. Keine Ahnung, ob sich das wirklich schon so weit rumgesprochen hat - aber jeder will die Band sehen. Die Schlange am Einlass zum Werk II geht teilweise bis zur nächsten Straße. THE CREEPSHOW sind so etwas wie die heimlichen Headliner – klar, mit ihrer Mischung aus Psychobilly/Rockabilly, poppigen Melodien und Sarahs Stimme haben sie sich eine eigene kleine Marktlücke erarbeitet, die inzwischen eine große Fanschar hat. Es ist ein bisschen, als gäbe es einen Zeittunnel aus den Fünfziger Jahren, der den Weg in eine Parallelwelt weisen könnte – in der Petticoats die aktuelle Mode sind und der Rock'n'Roll Elvis als größten Ausreißer kennt. Hach, ausgerechnet in dieser ironischen Szene machen THE CREEPSHOW Musik fürs Herz!


Setlist THE CREEPSHOWS

Nightbreed

Spit Black!

Bloodred

Unleashed

Dein Nachtmahr

Devils Night

Living Carrion

The Body Bag

Aokigahara

Somewhere in A Casket

Sons Of The Zodiac

Necrobabe

Armagetron

Cenobites



Subtil? Solche Fremdworte benutzen MAD SIN nicht. Die Berliner kommen im Schweinsgalopp, um das Publikum zu erobern und ihm die letzten Kräfte zu rauben. MAD SIN waren schon immer ein bißchen over the top, und das sind sie auch heute. Ich hab keine Kraft mehr. Gehen wir?


Der „Mit-einem-Reißverschluß-quer-durch-hätte-man-sich-auseinander-zippen-und-je-zur-Hälfte-auch-hier-hin-hüpfen-können“-Award des Tages geht an: LOLA ANGST, die im Centraltheater mittags ihr Album „Dark Kasperletheater“ dreidimensional umgesetzt haben, sowie TYR und FINNTROLL, die parallel zu den anderen Headlinern im Felsenkeller gespielt haben. Shit happens!



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