Konzert:

Wave-Gotik-Treffen 2011 - Montag

Konzert vom 13.06.2011Es ist der letzte Tag des Wave-Gotik-Treffen und während die Outfits der Gothics inzwischen tatsächlich verfallen und der Eyeliner nicht mehr überall perfekt sitzt (wie beruhigend!) ist über Nacht der künstliche kleine Springbrunnen vor der Agra ebenso künstlich ergrünt. Ein Scherzbold muss Textmarker-grüne Farbe in den Brunnen geschüttet haben. Ein Schelm, wer böses dabei denkt, wenn immer mal wieder ein Cybergothic-Pärchen in eben genau den Farben am Brunnen entlang geht...



Aber: Auch an Tag vier sitzen die Iros der Horrorpunker und die Horrorschminke der Psychobillies noch perfekt. Nur die eigene Aufmerksamkeit... So verschwimmen die ZOMBIESUCKERS in meiner Erinnerung mit den BLOODSUCKING ZOMBIES FROM OUTER SPACE zu einer Band – was ungerecht ist, denn die ZOMBIESUCKERS begeistern mit einer Powershow – und die BLOODSUCKING ZOMBIES haben einen singenden Stehschlagzeuger, einen edlen Kontrabass und Songs mit so lustigen Refrains wie „stay wild stay sick become undead“. Für einen frühen Höhepunkt reicht es, als die BLOODSUCKING ZOMBIES „Poison“ von Alice Cooper covern – inklusive Tempowechsel, um den Kontrabass effektvoll in Szene zu setzen.


THEE FLANDERS sind nicht aus Belgien, sondern aus Deutschland – und sind deutlich ruhiger als ihre Vorgänger auf der Werk-II-Bühne. Die Massen an früh erschienenen Misfits-Fans schielen draußen auf die Sonnenstrahlen, während die Band mit western-angehauchter Gitarre beweist, dass sie mehr Zeit mit ihrem Make-Up zugebracht hat als mit dem Songwriting.


Das glatte Gegenteil davon sind NIM VIND. Gut, auch der Kanadier an der Leadgitarre hat jüngst einige Zeit für sein Outfit aufgewendet, die blondierten Haare sind ab und die Klamotten scheinen auch neu zu sein – so, wie die Band sich in Europa den Arsch abtourt, musste das wahrscheinlich mal sein. Aber ansonsten stecken Sänger Nim Vind, sein Bruder Anthony Kilz am Schlagzeug und Rob Kirkham am Bass ihre Zeit eher in Melodien und Texte als in Showelemente. Das allgegenwärtige Whoohoohoo wird bei den Kanadiern durch echte Refrains ersetzt (die allerdings heute hier kaum einer kannte). Klar, die eine immer gleiche Silbe ist leichter mitzugröhlen als verschiedene... Dennoch war es bei NIM VIND voller als bei dem Bands davor. Und, mal ehrlich: Zu recht! Nim Vind machen Songs, die man auch noch im Auto hören kann, wenn das Zombie-Make-Up längst abgeschminkt ist.



Ich wollte nach den Kanadiern durch zu MOONSORROW in die Agra – und musste mich an Horden von Altpunks im Hof des Werk II vorbeidrängeln. Wie die bei den MISFITS oder THE OTHER in den schon bei NIM VIND vollen Laden reinpassen wollten, sollte dere Geheimnis bleiben.



Die Agra dagegen war nur noch zu ca. zwei Dritteln gefüllt. Die deutsche Mittelalterband COPPELIUS soll etwas mehr Zuschauer gehabt haben und damit das heutige Highlight in der Agra gewesen sein. Die Finnen von MOONSORROW zeigten Leipzig, wie man auch trotz Sonnenstrahlen hinter den Glasbausteinen eine solide finnische Tristesse mit der Musik transportieren kann. Und das Publikum ging mit dem „Gothic Folk Metal“ der Band mit. So hat Sänger Ville Sorvali jedenfalls den Song „Jotunheim“ betitelt, den er dann als „The Land Of The Dead“ ansagte. Ganz offensichtlich hatten sich die letzten verbliebenen Metaller noch einmal um die Agra gescharrt, fliegende Haare allerorten zeigt an, dass dieser in den Death Metal übersetzte, finnische Folk heute hier gut ankam.



Setlist MOONSORROW

Tähdetön

Jumalten Kaupunki

Jotunheim

Kylän Päässä

Kuolleiden Maa


Bei den MEDIEVAL BABES leerte sich die Halle noch mehr, aber wer blieb, tanzte auch expressiv. Ich hatte mir die Band schlimmer vorgestellt – aber die sechs Mädels aus Great Britain singen a capella so stimmungsvoll und tonrein wie sonst nur Värttina aus Finnland. Die Bühnendeko bestand aus einem Perkussionisten und Blumenranken – nicht, dass noch jemand hier den Eskapismus durchs Laub kriechen sah...



Vier Straßenbahnstationen weiter spielten THE OTHER den heimlichen Headliner der Werk-II-Bühne. Die Hannoveraner Horrorpunker sind momentan das Maß aller Dinge in der Szene der Vielgeschminkten. Klar, die Songs unterscheidet nichts groß voneinander, das Oohoohoo dominiert die Refrains – aber das kümmert keinen, so lange Energielevel und Inszenierung stimmen.



Setlist THE OTHER

Back To The Cemetary

End Of Our Time

Der Tod steht dir gut

Creature

Lovers Lane

Burial

Lovesick Mind

Howling At The Moon

Beware Of Ghouls

In The Dead Of The Night

Hyde Inside

Dunkelheit

Demons

Talk To The Dead

Become Undead

Transylvania

Tarantula

Blood Burns Cold



Danach kamen die Epigonen dieser Szene – die, die alle anderen Bands, die an den vergangenen vier Tagen hier im Werk II oder im Felsenkeller gespielt haben, schon mindestens 100 Mal in ihrem Leben gecovert haben – es kommen die MISFITS aus New York/New Jersey. Doch das gruseligste an den Misfits anno 2011 ist das sichtbare Alter der Protagonisten. Und so leert sich das Werk II gegenüber The Other deutlich, und vor allem stetig. Man mag Jerry Only und Dez Cadena eine gute Rentenversicherung wünschen...



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