Konzert:
W.A.S.P., Alpha Tiger, Dark At Dawn - Köln, Live Music Hall

Los ging´s mit DARK AT DAWN, die nach fünfjähriger Absenz wieder zusammenfanden und nun im Rahmen der „30 Years Of Thunder“-Tour ihr Bühnencomeback feierten. Die Bitte an das Publikum, doch bitte zu entschuldigen, falls man durch die Pause von fünf Jahren vielleicht noch etwas eingerostet wirke, erwies sich musikalisch zwar letztendlich als unnötig, machte die Band aber ausgesprochen sympathisch, ehe sie nach einer halben Stunde druckvollen Powermetals mit dem CHRIS DE BURGH-Cover und Gassenhauer „Don´t Pay The Ferryman“ die Bühne wieder verließ.
Einen ersten Vorgeschmack auf die nachfolgenden ALPHA TIGER bekam man bereits in der Umbaupause, während derer auch die Musiker über die Bühne wuselten. Der Anblick war trotz des schon vorwarnenden Tigers im Bandnamen auch für den einen oder anderen Glam- und Spandex-Metal-Erprobten im Publikum ein klein wenig gewöhnungsbedürftig - erste Assoziation: Helden in Strumpfhosen meets Biene Maja. Davon ließen sich die Sachsen jedoch nicht beirren und legte gegen 18:40 Uhr mit Vollgas los, unterstützt von lautstarken Fangesängen aus dem mittleren Bereich des Publikums. Musikalisch zwischen klassischem britischem Heavy Metal und Speedmetal rangierend gab die Truppe kein Pardon und gönnte der Menge mit Songs wie „Land Of The Rising Sun“, „From Outer Space“ und dem Titeltrack des im kommenden Januar erscheinenden neuen Albums, „Beneath The Surface“, keine Minute Pause, auch wenn das Tempo dabei an der einen oder anderen Stelle ein wenig auf Kosten der musikalischen Genauigkeit ging, zumindest beim auf Dauer doch etwas anstrengenden Gesang von Fronter Stephan „Heiko“ Dietrich und dem Zusammenspiel zwischen Lead- und Backingvocals. Der Applaus nach dreiviertel Stunde Show ließ dennoch nicht zu wünschen übrig, Zugaberufen konnte jedoch programmbedingt nicht nachgegangen werden.
Danach setzte das lange Warten ein. Fast eine geschlagene Stunde dauerte es zum zunehmenden Missfallen des Publikums, bis sich auf der Bühne endlich wieder etwas tat. Minute um Minute kroch dahin, am Ende jeden Lieds aus der Konserve wurde erneut gehofft- vergeblich. Erst gegen 21:15 Uhr rührte sich schließlich etwas auf der Bühne, die Lichter gingen aus, die Videoleinwände erwachten zum Leben und das Intro erklang. Nach und nach erschienen die Herren von W.A.S.P. auf der Bühne, begrüßten die Menge und legten mit „On Your Knees“ los. Weiter ging´s mit „The Torture Never Stops“ und „The Real Me“; und spätestens beim Klassiker „L.O.V.E. Machine” kannte das Publikum kein Halten mehr und brüllte aus Leibeskräften mit. Dabei stand der Höhepunkt des Programms erst noch bevor: anlässlich des dreißigjährigen Bandjubiläums war das Set in drei Teile gegliedert, deren mittleres Drittel, umrahmt von gemischtem alten und neueren Material, aus einer halbstündigen Kurzversion des gefeierten Albumklassikers „The Crimson Idol“ bestand. Unterlegt mit passendem Videomaterial zum Aufstieg und Fall Jonathans startete die Darbietung des Monumentalwerkes mit „The Titanic Overture“ als Intro, es folgten ein Medley aus „The Invisible Boy“, „I Am One“ und „The Gypsy Meets The Boy“, dann „The Idol“ und schließlich, alles nahezu ohne Unterbrechung durchgespielt, mit „The Great Misconceptions Of Me“, das tragische Finale. „The Crimson Idol“ mag inzwischen etliche Jährchen auf dem Buckel haben, rockt aber nach wie vor ungebrochen und zählt definitiv zum Besten, das W.A.S.P. je geschrieben haben. Nach diesem musikalischen Marathon flimmerte, um der guten alten Zeiten zu gedenken und der Band zumindest eine kurze Atempause zu verschaffen, ein kurzes „Spinal Tap“- Gedenkwerbefilmchen über die drei Leinwände, während dem ein Trupp Roadies einen monumental anmutenden Mikrophonständer in Gestalt eines Skeletts auf die Bühne wuchteten, dann ging es mit einem ausgedehnten Schlagzeugsolo weiter. Anschließend wurde das Skelett dem Publikum als Elvis vorgestellt, der welteinzige 10.000-Dollar-Mikrophonständer, der auch den einen oder anderen Trick beherrsche und von Designern entworfen worden sei, die schon bei „Pirates of the Caribbean“ ihre Finger im Spiel hatten. Der Trick, so stellte sich heraus, bestand daraus, dass Elvis neben seiner herkömmlichen Funktion zusätzlich als eine Art Mischung aus Klettergerüst und Schaukelpferd herhalten konnte- nettes Gimmick, keine Frage, aber ob es wirklich 10.000 Dollar wert war, bleibt Ermessenssache. Aber schließlich darf sich auch ein Blackie Lawless im Rahmen seiner finanziellen Möglichkeiten Spielzeug kaufen, warum also nicht ein Schaukelskelett, das nebenbei Mikrophone hält. Mit Elvis´ Verstärkung folgten noch „Heaven´s Hung In Black“ und als Abschlusskracher der Gassenhauer „Blind In Texas“, dann war der Spaß vorbei und die Band verließ unter großem Jubel die Bühne.






