Wacken Open Air 2012 - Freitag

Seattle ist nicht nur Heimat dröhnender Boeing Flieger sonder hat jede Menge beeindruckender Bands hervor gebracht. Um 13:30 betritt eine davon die Black Stage und macht sich auf, Dezibelrekorde von Airline-Triebwerken Konkurrenz zu machen: SANCTUARY are in town. Mit ihrem schnellen Power Metal ein guter Wake up Call für die letzten schlafenden Metalheads. Der komplexe Sound des NEVERMORE-Vorläufers scheint die Stimmung der Fans allerdings nur teilweise zu treffen. Vielleicht liegt es an der sengenden Mittagssonne. Vielleicht daran, dass die Performance von SANCTUARY auf der großen Bühne doch ein wenig verloren wirkt. Doch die Klassiker der legendären Alben „Refuge Denied“ und „Into The Mirror Black“ wie „Taste Revenge“, „Future Tense“ und natürlich das Jefferson Airplane cover „White Rabbit“ haben auch nach 20 Jahren nicht an Power verloren. Und auch Darrel Wane's Kopfsirene ist immer noch beeindruckend, wenngleich er bei „Die For My Sins“ in den hohen Lagen doch erkennbar zu kämpfen hat. Die Weltpremiere des neuen Tracks „I Am Low“ macht trotzdem neugierig, wie sich die Sanctuary Wiederauferstehung weiter entwickeln wird. (Jeckyll)
14:45 an einem Freitag Nachmittag ist ein guter Slot in Wacken. Auch Langschläger sind wieder fit und das Gelände gut gefüllt. Also sollten KAMELOT mit ihrem progressiven Power Metal einen tollen Nachmittag haben. Zumal der neue Sänger, Ex-Seventh Wonder-Shouter Tommy Karevik, sich stimmlich in Bestform zeigt und die Fans über den Ausstieg von Roy Khan hinweg zu trösten vermag. „Ghost Opera“, „Center Of The Universe“ und „The Human Stain“ feuern die Amerikaner erfolgreich ins Publikum. Dann aber Gegenwind aus ganz anderer Richtung. Denn die lang aufgebauten Wolkentürme werfen ihre aufgestaute Last direkt über der True Metal Stage ab. Der „Schauer“ hält fast eine Stunde ab und verdünnt die Schar unerschütterlicher Fans vor der Bühne mit der Zeit immer mehr. Nicht wenige werden von neu entstandenen Seenlandschaften abgelenkt und suhlen sich beseelt im Schlamm. Die Band lässt sich von Naturgewalten nicht einschüchtern und beendet ihr Set professionell mit Hymnen wie „Forever“, „Karma“ und „March Of Mephisto“. (Jeckyll)
In diesem Jahr wurden W.E.T.- und Headbanger-Stage erstmalig in einem großen Zelt platziert, das abseits des Infields und hinter dem Wackinger-Gelände stand. DARKEST HOUR machten da am Freitagnachmittag einen guten Eindruck, die Jungs aus Washington D.C. sind in den letzten Jahren dank konstantem Touren zu einer sehr guten Live-Band geworden. Leider war der Sound unfassbar laut, so dass viele Details verschluckt wurden. Der Klasse von Songs Marke „Doomsayer“ oder „Sadist Nation“ wie auch Nummern des letzten Albums war das zwar nur bedingt abträglich, aber anstrengend war es schon. Den ersten Reihen war es egal, die gingen ähnlich hart ab wie die Jungs auf der Bühne, mit schönerem Sound hätten DARKEST HOUR aber noch mehr gerockt.
Gegen Ende des Sets ging dann ein fetter Wolkenbruch über Wacken nieder, der gut 45 Minuten anhielt und das Gelände komplett unter Wasser setzte. Schlamm allerorten, was im Verlauf des Wochenendes nicht besser wurde, mit jeder Stunde und jedem Schritt erinnerte der Boden mehr und mehr an das Wattenmeer.
(lh)
Bei THE BLACK DAHLIA MURDER klang das dann besser, die hatten hörbar keinen tauben Mischer dabei. Shouter Trevor und seine Rasselbande feierten mit den Fans eine schöne Abrissparty. Die Amis wissen mittlerweile, wie sie einer Meute einheizen und haben mit Trevor den richtigen Entertainer für den Job dabei, auch wenn sein Fäuste schwingen immer etwas witzig aussieht, dank seiner Vorliebe für oben ohne, Mesh Shorts und ungünstigem Fett-Muskel-Verhätlnis. Was soll’s, Stimmungsmäßig war er top und den Job als Shouter erledigte er auch souverän. THE BLACK DAHLIA MURDER hatten eine Setlist, die sie durch alle Alben brachte, wobei dank der nur gut 45 Minuten Spielzeit einige Klassiker rausflogen – aber was an Songs da war, knallte gut, regte zu Circle Pits an und ließ die Zeit wie im Flug vergehen.
Setlist:
Moonlight Equilibrium
What A Horrible Night to Have A Curse
Malenchantments Of The Necrosphere
Necropolis
On Stirring Seas Of Salted Blood
I Will Return
(lh)
Machen wirs kurz: OVERKILL wie man sie kennt: unterhaltsam, tight, kompromisslos! Bobby Blitz mit hervortretenden Adern am Hals während er singt, Schlamm besudelte Fans vor der Bühne und dazu die üblichen OVERKILL Hymen: "Old School", "Iron Bound" und "Rotten To The Core" sind keine Überraschungen, aber würden zweifelsohne fehlen! Die Amies sind live eine Macht - da gibt es nichts dran zu rütteln. Auch wenn es noch hell ist - bei einigen Fans ging nach dem Konzert schon das Licht aus! In diesem Sinne "Fuck You" (xhb)
Jaja - auch die The Voice Jury um THE BOSSHOSS haben sich wieder in Wacken eingefunden! Mein 100 prozentiges Ding isses noch nie gewesen, unterhaltsam für eine gewisse Zeit auf jeden Fall. Trompeter mit Sombreros, jede Menge Country Rock und der einstudierte American Spirit kommen vor der Bühne gut an. "Don‘t Gimme That" als mir einzig bekannter Song ist nicht schlecht und vereinzelt bilden sich kurioser Weise sogar kleine Moshpits. Zur Abwechslung ok. (xhb)
Bei OPETH fing es pünktlich zum Beginn der Show zu regnen an, schöner dicker Landregen, der dem Boden im Infield endgültig den Rest gab und auch fast die 60 Minuten Spielzeit anhielt. Dem eh schon völlig durchnässten Publikum machte das nichts aus, es feierte die sehr gute Leistung der Schweden enthusiastisch. Bandkopf Mikael gab zwischen den Songs in gewohnt trockenem Humor den Entertainer und kündigte einen SCORPIONS-Tribut an – 25 Minuten Ballade pfeifen. Kam dann doch anders und OPETH gingen zum nächsten eigenen Stück über. „Heritage“, das kontrovers aufgenommene aktuelle Album, spielte in der Setlist nur eine kleine Rolle, statttdessen besannen sich OPETH auf eine gelungene Mischung sanfter und harter Klänge und Songs, womit sie beim Publikum voll punkten konnten. Wie nicht anders zu erwarten ging das während der Show ordentlich ab, Wattfeeling und Regen zum Trotz.Scheiß auf den Regen, scheiß auf den Schlamm, für eine so gute Live-Band wie OPETH es ist, wird das auf sich genommen.
Setlist:
The Devil's Orchard
I Feel The Dark
The Lines In My Han
d
Heir Apparent
Demon Of The Fall
The Grand Conjuration
Deliverance
(lh)
MAMBO KURT rockte dann zeitgleich mit HAMMERFALL die Beer Garden Stage und hielt eine Hundertschaft durchnässter, verschlammter Wackenbesucher bei Laune. Fiel ihm auch nicht schwer, immerhin hatte er DEICHKIND und SCOOTER zu bieten und bekam von seiner aktuellen, hübschen Orgelpraktikantin tatkräftige Unterstützung. Irgendeine Moderator hampelte dann auch noch auf der Bühne rum und sang einen Song, bei dem seine Stimme sehr Helium-beeinflusst klang. Feine Sache, im Großen und Ganzen und eine willkommene Ablenkung vom Regen. (lh)
15 Jahre sind HAMMERFALL nun schon unterwegs und gelten als die Miterfinder des heutigen Power Metals. Nachdem sie 1997 das erste mal auf dem WOA gastiert haben, gehören sie mittlerweile fast schon zum Inventar. Auch heute macht es Spass den Herren um Joacim Cans zu zu sehen, auch wenn die Spielzeit mit einer Stunde schon echt eng bemessen ist. 15 Jahre HAMMERFALL heisst heute also auch Songs aus allen Schaffensperioden. Nach dem neuen „Patient Zero“ wird mit „Heeding The Call“ ein alter Knaller ausgepackt der einfach nur Spass macht. So geht das dann weiter und schade ist eigentlich nur, dass es leider auch noch hell ist und dadurch so richtige Stimmung nicht aufkommt. Trotzdem werden Schweden abgefeiert und Begeisterung machte sich bei „The Dragon Lies Bleeding“ vom aller ersten Album breit ebenso wie natürlich bei „Steel Meets Steel“. Gelungen. (xhb)
DIMMU BORGIR hatten mit dem tschechischen Nationalorchester dann mächtig aufgefahren, ebenso in Sachen Lightshow und Bühnenoutfits. Das sah alles sehr stimmig aus. Beim Sound litt der Gesamteindruck aber am sehr in den Vordergrund gedrängten Schlagzeug, das METALLICA-like die Orchesterparts in Grund und Boden knüppelte. Wenn sich Drummer Daray (ex-VADER) zurücknahm, klang das Zusammenspiel mit dem Orchester mächtig fett, aber das kam leider zu selten vor. Cooler als die bemalten Norweger waren die Orchestermusiker allemal, wenn sie bangten oder sogar laut mitsangen. DIMMU BORGIR hatten sich ordentlich was vorgenommen und konnten im Grunde mit dem Ergebnis überzeugen, immerhin gelang die Zusammenarbeit mit dem Orchester inklusive Chor sehr gut und profitierten die Songs davon, allerdings war der laute Drumsound ein Manko, das nicht hätte sein müssen.
Setlist:
Xibir
(Orchestra & Choir only)
Born Treacherous
Gateways
Dimmu Borgir
(Orchestra & Choir only)
Dimmu Borgir
Chess With the Abyss
Ritualist
A Jewel Traced Through Coal
Eradication Instincts Defined
(Orchestra & Choir only)
Vredesbyrd
Progenies Of The Great Apocalypse
The Serpentine Offering
Fear AndWonder
(Orchestra & Choir only)
Kings of the Carnival Creation
Puritania
Mourning Palace
Perfection Or Vanity
(Orchestra & Choir only)
(lh)
IN FLAMES sind in Wacken immer GANZ GROSS! Nicht viel anders wars es 2012. Bei „Cloud Connected“ steht die Band hinter einem halbwegs transparentem Vorhang inmitten von Bühnenberüsten. Zusammen mit spärlichem Licht wird hier ein recht interessantes Live Schattenspiel geboten. Danach geht’s dann aber mit der echten Licht Show los. „Trigger“ rockt, bei „Only For The Weak“ wird trotz WattenWackenMeer kollektiv gehupft und bei „Reroute To Remain“ lauthals mitgegröhlt. Anders Friden zeigt sich stimmlich von einer sehr guten Seite und die fast pausenlosen Feuereinlagen werden natürlich gerade in Wacken erwartet. Einziger Kritikpunkt: der älteste Song war „Only For The Weak“ . Warum man auf andere grandiöse Nummern von „Clayman“ oder auch von „Colony“ komplett verzichtet hat ist einfach nur schade. Trotzdem macht die Show und vor allem der fette Sound Spass. Mit „My Sweet Shadow“ und einem kurzem Feuerwerkinferno ist die Show nach 90 Minuten zu Ende. IN FLAMES waren wieder mal GROSS! (xhb)
Zur späten Stunde enterten die Mittelalter-Rocker von IN EXTREMO die Black Stage. Wie gewohnt rissen sie das Puplikum mit ihren genialen Sound aus Dudelsack und Metal mit. Es fällt jedoch auf das die Band immer mehr von ihrem Mittelalterimmage bzw. Soung abdriftet. Ob dies nun positiv oder negativ zu betrachten ist, bleibt wohl jedem selbst überlassen. Die 75-Minütige Show in Wacken war auf jeden Fall wieder Party pur. (böschi)
Müde, kaputt, nasse Füsse, kalt… Bett ! Nix da…. Kollege Jens wird mit vor die Bühne gezerrt, denn D:A:D darf man sich nicht entgehen lassen. Und was war das bitte für ein geiler Auftritt? Spielfreude assoziiere ich fortan mit den sympathischen Herren um Frontmann Jesper Binzer. Der Funke – perdon – das Feuer geht sofort auf die Leute vor der Bühne über und alles verwandelt sich bei „Jihad“ in eine große Schlammrockparty!! Große LED Backdrops, sattes Licht die unverwechselbaren bzw. sich ständig wechselnden und selbst konstruierten Bassgitarren von Stig Pedersen sind schon eine Show für sich. Jesper versucht sich immer wieder mit absolut witzigen deutschen Ansagen, was durchaus einen größeren Comedy Faktor hat, wie einiges im deutschen Privatfernsehen. Das Highlight folgt während des Drumsolos bei „I Want What She's Got“ vom aktuellen Album. Das Drumpodest richtete sich auf und steht irgendwann senkrecht zur Bühne. Selbstverständlich inklusive dem Schlagzeug und dem festgeschnalltem Laust Sonne. Unfassbar. Die Krönung folgt mit „Sleeping My Day Away“. Was für ein unfassbarer Auftritt – für mich der Beste von Wacken 2012. Geil! Und Jens sieht das übrigens genauso! (xhb)
Für die unermüdlichen gab es dann noch das GHOST BRIGADE/ INSOMNIUM-Finnland-Special. Beide Bands konnten zu nachtschlafender Zeit jeweils recht große Zuschauermengen vor die Bühne locken, mit denen sie den Freitag knackig abschlossen. Wer denkt, dass schwermütiger Finnen-Metal nicht das Richtige nach einem langen Festivaltag ist, wurde in dieser Nacht eines besseren belehrt – die Songs kamen knackig aus den Boxen und luden zum Moshen ein, was Musiker und Fans ausgiebig taten. Total guter Abschluss eines musikalisch hervorragenden Wacken-Freitags.
Setlist INSOMNIUM:
Inertia
Mendering Through The Shadows
Only One Who Waits
The Killjoy
Down With The Sun
Unsung
Where The Last Wave Broke
Mortal Share
One For Sorrow
Devoid of Caring
(lh)
Nach einem ausgesprochen netten Gespräch mit der überaus sympathischen Brittany Cage ist ein Besuch des Gigs von KOBRA AND THE LOTUS eine selbstverständliche
Höflichkeit. Dass der Weg dorthin allerdings die Dauer des Auftritts überschreiten würde, war so nicht geplant... Rechtzeitig in der ersten Reihe vor der Headbanger Stage, und auch nicht ganz allein. Ein paar hundert Neugierige sind da und gespannt, was KISS Zunge Gene Simmons an dieser Band so interessant findet, dass sein Label sie unter Vertrag nahm. Schon nach dem ersten Song ist die Frage beantwortet. KATL haben Power, interpretieren klassische Elemente von Maiden/Iced Earth/Dio modern und haben Brittany. Endlich eine Band mit Sängerin ohne Symphonie-Trara. Dieses Mädel ist ein wahrer Energiebolzen und mit einem einzigartigen Organ gesegnet, das spielend Halfordsche Höhen erklimmt. Begleitet von einer jungen, wilden Truppe, die Mordsspass an Musik haben. Das haben neben Simmons auch andere entdeckt. KATL eröffnete im Mai vor SAXON die finale Show der JUDAS PRIEST Abschlusstournee in London und
rockten sowohl Ring/Rock im Park als auch Download 2012. Und auch in Wacken hauen die Kanadier alles was das just an diesem Tag in Deutschland veröffentlichte selbstbetitelte Debutalbum hergibt ins Publikum: Hängen bleiben vor allem „50 Shades Of Evil“, „Welcome To My Funeral“, „No Rest For The Wicked“ und die Gewissheit, dass wir von dieser Band noch hören werden! (Jeckyll)