Konzert:

Vainstream Rockfest 2010 - Münster, Am Hawerkamp

Konzert vom 26.06.2010Fünf Jahre als wurde das Vainstream in diesem Jahr, was die Veranstalter zum Anlass nahmen, in Sachen Line-Up richtig dick aufzufahren. Petrus meinte es ebenfalls gut mit ihnen und vertrieb alle Wolken, so dass die Sonne ungehindert vom blauen Himmel strahlen konnte, was bei den wenigen Schattenplätzen auf dem Festivalgeländer allerdings für kräftigen Sonnenbrand allerorten sorgte. Zudem gab der Asphalt die Hitze gut wieder ab, so dass hinsetzen auch keine gute Idee war, wobei durch die Kombination von engem Gelände und ausverkauftem Kartenkontingent sowieso so viel Gedränge herrschte, dass Sitzplätze ebenso rar wie Schattenplätze fahren. Da gibt es für 2011 noch Nachholbedarf, sonst stimmte aber alles, vom reibungslosen Ablauf über die große Auswahl an Fressbuden und die zügigen Bierzapfer.



NEAERA

NEAERA waren die erste Band, die angeschaut werden konnte, Baustellen galore auf der Autobahn sei Dank. Als Einheimische hatten die Jungs natürlich einen leichten Stand, so dass vom ersten Song an ordentlich Alarm war, wobei die Band das Energielevel konstant hoch hielt. Ihnen ist die Erfahrung anzumerken, die sich in all den Jahren erworben haben, allen voran Shouter Benny ist ein sympathischer Entertainer, der auch mal seinen Opa Heinz auf die Bühne holt und auf dessen Wunsch eine Wall Of Death fordert (die er auch bekommt). Musikalisch geht bei NEAERA angesichts der durchweg guten Scheiben eh nichts mehr schief, was sich auch an diesem Nachmittag bestätigte. Kraftvoller, guter Auftritt!


UNEARTH

In Sachen Spielfreude und Sympathiefaktor stehen UNEARTH keiner anderen Band nach, was sie direkt nach NEAERA bewiesen – wie immer angefeuert von den beiden wild über die Bühne springenden (und mit einer wunderschön hässlichen Gitarre ausgestattet) Gitarristen, boten die Amis eine Metal-Show par excellence, die beim Publikum bestens ankam. Quer durch alle Alben ging es in der Setlist, die bewies, dass UNEARTH auf einem Album aus mehr guten Songs wählen können, als andere Bands nach zwanzig. „Black Hearts Now Reign“ beendete den grandiosen Gig würdig und verlangte den schwitzenden Fans noch mal alles ab.



ALEXISONFIRE

ALEXISONFIRE waren ebenso gut gelaunt wie ihre Kollegen vorher, konnten aber beim Härtegrad natürlich nicht mithalten. Machte aber nix, darum ging es den Jungs auch gar nicht, hatten sie und das Publikum doch auch so eine Menge Spaß. Einmal schön durch die eigene Discography gespielt und fertig ist die gelungene Show.



ATREYU

ATREYU waren Live härter als auf Platte, gerade beim Gesang wurde das deutlich. Handwerklich eine der besten Bands des Tages, zockten die Amis ihren Set mit viel Herzblut runter, vom so oft bei US-Bands monierten routiniert-gelangweilten Auftreten keine Spur – die Band hatte sicht- und hörbar Bock auf die Show, wozu die enthusiastischen Reaktionen vor der Bühne sicher einen großen Teil beigetragen haben. Respekt an dieser Stelle an die freundliche und aufmerksame Security, die nicht nur Crowdsurfer sicher in Empfang nahm, sondern auch immer wieder für Abkühlung mit dem Wasserschlauch sorgte und ein offenes Ohr für Fragen der Besucher hatte.



DANKO JONES

Wer bei DANKO JONES das Sagen hat, steht schon lange fest: Mr. Jones himself. Seine beiden Mitstreiter dürfen gut aussehen und für die nötige instrumentale Unterstützung sorgen, aber das Wort führt der Namensgeber. So auch an diesem Tag, was er gewohnt witzig und selbstironisch machte. Einige Ansagen sind zwar mittlerweile leicht ausgelutscht, aber im Großen und Ganzen sorgt DANKO JONES immer für eine gelungene, unterhaltsame Rock’n’Roll-Show. Die hatte an diesem Tag einen Trockenübungs-Circle Pit, viele Smash Hits („Do You Kiss At The First Date?“ – damit hat Kollegin Lattwesen mal einen Jungspund vertrieben) und gute Laune pur. Perfekt passend für Sonne pur, Bier und Brezel.



MADBALL

Mit der New Yorker Antithese zum nerdigen Uni-Hardcore ging es weiter, MADALL machten beim Vainstream Halt und spielten sich durch eine beinahe alle Alben streifende Setlist. Und ernsthaft, wer einen Set mit „Demonstrating My Style“ beginnen kann, hat eh schon gewonnen. Wenn dann noch das ehrliche Auftreten eines Freddie dazukommt, kann nichts mehr schiefgen. So war es, was am Ende eine amtliche Hardcore-Show ergab, die jedem Spaß machte, bei der aber die Stagediver fehlten. Aber irgendwas ist ja immer…



HOT WATER MUSIC

Nach Abkühlungspause ging es zu Chuck Ragan und HOT WATER MUSIC zurück zum Gelände. Die Südstaatler waren vielen jungen Fans unbekannt, konnten mit ihrer kraftvollen Live-Show und den knackigen Songs aber schnell neue Fans gewinnen. Wer die Band schon kannte, ging gut ab, was nach acht Stunden Dauerhitze und praller Sonne echt beeindruckend ist. Chuck selbst war diesmal ohne Hemd unterwegs und stimmlich etwas limitiert, irgendwie fehlte ihm die Kraft und die immer latent vorhandene Wut in seiner Stimme, so dass HOT WATER MUSIC ein wichtiges Element fehlte. Gut war die Show trotzdem, aber es wäre mehr drin gewesen.



AS I LAY DYING

Sie kamen, spielten, siegten: AS I LAY DYING zockten technisch beeinduckend ihren Set runter, boten eine gut aufeinander eingespielte Mannschaft und viel Action auf der Bühne, zudem mit Shouter Tim einen immer wieder das Publikum anfeuernden Fronter. Es ist den Amis zugute zu halten, dass sie sich nicht nur auf eine Werbeveranstaltung für ihr neues Album „The Powerless Rise“ konzentrierten, sondern auch viele ältere Songs in die Setlist einbauten. Das passte stilistisch sehr gut und wirkte wie aus einem Guß, was bei den Vollprofis aber auch zu erwarten war. Solider Gig der Amis.



NOFX

Gegen die Headliner war das aber alles nichts: NOFX hatten so viel Bock auf ihre Show, versprühten soviel anarchistischen Witz und Selbstironie, dass alle anderen Bands dagegen abstanken. Fat Mike und Co. laberten genauso viel wie sie Musik machten (manchmal sogar zwei Songs hintereinander weg!), zogen über Deutsche her, um sie im nächsten Moment zu loben, machten sich über eigene Spielfehler lustig – kurz, sie boten alles, was von einer NOFX-Show zu erwarten war. Die Songs des neuen Albums und der „Cookie The Clow“-EP machten sich gut in der Setlist, die erwartungsgemäß mit „Kill All The White Men“ beendet wurde und einen furiosen Schlussstrich unter ein gelungenes Vainstream Festival setze. Nächstes Jahr etwas mehr Platz auf dem Gelände und ein paar mehr Sitzmöglichkeiten im Schatten und alles ist gut.



SMOKE BLOW

Wer noch nicht genug hatte, konnte danach in die Sputnikhalle gehen, in der u.a. DEADLOCK und SMOKE BLOW zum Tanze baten. Jello Biafra musste wegen Erkrankung kurzfristig absagen, so dass in der persönlichen Abendplanung nur noch die Kieler Rotzpunker vorkamen. Die kletterten mit einer halben Stunde Verspätung und zwei Ersatzdrummern (ihr regulärer Felldrescher war wegen eines Todesfalls in der Familie verhindert) auf die Bühne und legten los, diesmal ohne das Publikum zu beleidigen (anders als in Bielefeld). Mit „Iron In My Soul“ schlich ein schon ewig nicht mehr gespielter Song in die Setlist, die außerdem mit „Dark Angel“, „Criminal“ und „Alligator Rodeo“ einige der SMOKE BLOW-Trademark-Songs enthielt. Das Zusammenspiel von MC Strassenköter und Letten war wie immer herzlich, ehrlich und rotzig, während die Instrumentalfraktion um Basser Greif (coolste Sau des Abends, wie immer!) ihren Job perfekt machte und sich vom Wechsel hinter dem Drumkit nicht beirren ließ. Spitzen in Richtung der Ami-Bands blieben nicht aus, laut SMOKE BLOW fehlt denen die Seele im Spiel, außerdem gab es den Unterschied zwischen Heavy Metal und Hardcore zum Besten: das eine spielen attraktive junge Männer, das andere alte Säcke…Eine gute Dreiviertelstunde und eine Zugabe lang gab es Kieler Ehrlichkeit, verpackt in mitreißende Songs, in die Höhe gereckten Zeigefingern und viel Männerschweiß. So soll das sein!


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