Konzert:

URIAH HEEP + WISHBONE ASH + NAZARETH

Konzert vom 15.01.2020

Drei Hard Rock-Legenden sind unterwegs - auch wenn bei allen drei nur noch ein Gründungsmitglied an Bord ist, reizt das Package. Immerhin, Headliner URIAH HEEP hat mit Sänger Bernie Shaw ein neues Langzeit-Mitglied (seit 1986) in seinen Reihen und wurde zusätzlich mit DEEP PURPLE-Keyboarder Don Airey geadelt. Die Jahrhunderthalle in Frankfurt ist komplett bestuhlt, um den überschüssigen Innenraum "abzudichten", was, wie wir hörten und sahen, an der nicht ganz ausverkauften Halle gelegen haben soll. Und richtig, das Auditorium sieht damit recht gefüllt aus. Vielleicht macht es Sinn, die doch recht happigen Eintrittspreise ab 80€ mal zu überdenken. Auch um jüngeren und preissensibleren Fans die Möglichkeit zu eröffnen, sich so alte Haudegen mal live zu Gemüte zu führen.

Den Beginn markieren WISHBONE ASH. Zu meiner Überraschung legen die Vier um Original-Gitarrist und Sänger Andy Powell gleich mit den Übersongs "King Will Come " und "Warrior" los. Und tatsächlich spielen die gut aufgelegten Engländer bis auf eine Nummer aus dem kommenden Album ("We Stand As One") und "Jail Bailt" fünf Songs aus dem Klassiker-Album "Argus". Der Sound ist bei allen drei Bands phantastisch. WISHBONE ASH haben etwas spirituelles, entspanntes und glänzen allen voran mit Doppel-Gitarre und ausgiebigen Instrumental Parts.

Als nächstes dürfen die Schotten von NAZARETH die Bühne entern. Zuvor lädt Andy Scott (SWEET) zu einer kleinen Gesprächsrunde mit Mick Box und Bernie Shaw. Das wird bei jeder Umbaupause in wechselnden Besetzungen zelebriert. Das ist launig und macht Spaß, aber es ist nur ein "nice to have" und bei weitem kein großer Mehrwert. Auch weil viele Zuschauer diese Pause nutzen, um Getränke zu holen, zu rauchen, zum WC zu gehen oder dem Merch Stand einen Besuch abzustatten, und so doch viele Stühle unbesetzt sind. 

NAZARETH stimmen das Publikum mit einem atmosphärischen Dudelsack-Intro ein, ehe sie stürmisch auf die Bühne kommen. "Razamanaz", die gefeierten Balladen "Love Hurts" und "Dream On" sind die Songs, die hervorstechen und gut funktionieren. Andere bleiben überraschend blass und ziehen unterscheidungsarm vorbei. Die Spielfreude der Band macht hier einiges wett. Allen voran Sänger Carl Sentance ist stark aufgelegt, sowohl stimmlich als auch von seiner Performance her, und zieht so das Publikum in seinen Bann.

Zu guter Letzt kommen URIAH HEEP auf die nun vergrößerte und komplette Bühne. Volle Lightshow und die zusätzlichen Bühnenaufbauten signalisieren Headliner. Die Briten haben Frankfurt vom ersten bis zum letzten Ton in der Tasche. Hier sind es die Songs "Too Scared To Run", "Gypsy" und "Look At Yourself" wie auch das Stage Acting der Musiker, die überzeugen. Das Publikum im Innenraum steht und sammelt sich zusehends vor der Bühne. Mick Box zeigt, was für ein überragender Gitarrist er ist, und Sänger Bernie Shaw ist stimmlich in Topform. Wie bereits erwähnt, setzt kein geringerer als Don Airey mit warmen Keyboard-Schwaden starke Akzente und bereichert damit zusätzlich den Gig.  

Resümee: Das Package hätte kaum passender sein können. Das Konzept „Music & Stories“ mit Andy Snape als Moderator war unterhaltsam, aber verzichtbar. Die Dauer des Konzerts von insgesamt vier Stunden brachte den Vorteil, dass die Bands ihre Setlist qualitativ verdichteten (8-10 Songs, 50-70 Minuten pro Band). Wir sahen drei altvordere Bands kompakt, wertig und kurzweilig präsentiert.

Text: Marco Berghammer   Bilder: Michael Berghammer

 



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