Konzert:

Tuska Metal Fest 2004 - Freitag

Konzert vom 16.07.2004Ein Exklusiv-Bericht aus zweiter Hand - wie geht denn das, werdet ihr euch fragen. In diesem einen Fall halten wir das für mehr als gerechtfertigt: Ursprünglich wollten wir mindestens zu zweit zum TUSKA METAL FEST Mitte Juli nach Helsinki schippern - dem einzigen Metal-Festival im Zentrum einer europäischen Hauptstadt. Uni-Klausurpläne und die nicht wirklich geringen Anreisekosten nach Finnland taten dann allerdings das ihre, so dass unser Gast-Fotograf Andy Wenk allein losziehen musste und uns im Anschluss ausführlich berichtete. Damit sind wir das einzige deutsche Online-Mag mit ausführlicher Fotostrecke vom TUSKA. Los geht es:


Einiges mehr noch zum Festival: Das Gelände liegt in einem kleinen Park an der Kaisaniemi zwischen Hafen, Innenstadt und Arbeiter-Stadtteil Kallio. Auf der einen Seite sind die Gleise des nahen Bahnhofes, auf der anderen hat Kaurismäki "Der Mann ohne Vergangenheit" gedreht und in der Ferne sieht man den Dom über dem Marktplatz thronen, drei Bühnen sind geschickt über das Gelände verteilt. Der Eingang zum Backstage ist ein kleiner Walk Of Fame, da in Finnland generell jeder dritte entweder Ski-Springer, Rennfahrer oder Musiker ist und wirklich jeder talentierte Nachwuchsmucker in die Hauptstadt zieht, um einen Plattendeal abzugreifen - und wirklich alle heute und hier sehen und gesehen werden wollen.


Auf der großen Hauptbühne oder "Radio City Stage" begannen pünktlich um 15 Uhr NASUM aus Schweden. Ganz schön heftiger Einstand. Eben diese Hauptbühne war extrem hoch und hatte einen Mega-Graben, so dass zwar auf dem ganzen Gelände ein guter Blick auf die großen Acts möglich war, aus den ersten Reihen renkten sich die Kids allerdings ganz schön die Hälse aus, um ihre Stars sehen zu können. Gut also, dass sie zusätzlich in Form eines "T" in die Meute hinein ragte, so schien man noch relativ weit hinten nah am Geschehen dran.


SONATA ARCTICA sind in Finnland vielleicht noch einen Tick größer als in Deutschland (Kann man mit symphonischen Keyboard-Metal in Finnland eigentlich irgendwas falsch machen?!) und kamen sehr gut an - oder besser: waren ein guter Anheizer. Denn direkt danach kamen KOTITEOLLISUUS, und die sind in Finnland fast genauso groß wie NIGHTWISH oder HIM - auch wenn hierzulande noch niemand ihren Namen gehört hat, geschweige denn aussprechen kann. Wenn sie spielen, füllen sie hier die großen Arenen und dementsprechend wurde die Band abgefeiert. Dabei entsprechen KOTITEOLLISUUS nicht den schon angesprochenen Klischees, das Trio rockt hart drauf los und hat mehr mit der Black Label Society zu tun als nur den Gitarristen, der ziemlich nach ZAKK WYLDE aussieht. Die frenetischen Fans haben sie sich damit hart verdient. Leider beschränken die finnischen Texte schon automatische die Chancen im Ausland erheblich...


Nach Heimspiel kommt Auswärtssieg: IN FLAMES kommen aus Göteborg in Schweden - das brauche ich euch nicht erzählen, und das brauchte auch niemand dem inzwischen ausverkauften TUSKA zu erzählen: Die Finnen haben den Schweden aus der Hand gefressen. IN FLAMES hatten nach dem anstrengenden ersten Teil ihrer Welttour und einigen eher müden Gigs z.B. beim WDR-Rockpalast eine halbe Woche im heimatlichen Schweden ausschlafen können und haben frisch und spielfreudig ihre Hits in den dauerhellen Sommerhimmel abgefeuert. Wegen der natürlichen "Beleuchtung" war die Lightshow eine Nummer kleiner als noch letztes Jahr bei den deutschen Festivals. Anders Fridén war gewohnt kommunikativ, wirkte aber nicht einstudiert oder gelangweilt, sondern ist herumgesprungen wie ein Jugendlicher und hat den ehemaligen Verwaltungsbezirk an Schweden zurück erobert. Generell hatten alle Bands auf der Radio City Stage einen guten Sound, IN FLAMES waren soundtechnisch sogar noch ein Quentchen besser. Eine letzte Auffälligkeit: "Only For The Weak" ist in Helsinki nicht der Über-Song der Band. Hier kamen sowohl die neuesten ("F(r)iend", "The Quiet Place", "Dial 595-Escape") als auch die anderen Songs von der Clayman besser an. Andere Länder andere Sitten...


... wie zum Beispiel die pingeligst eingehaltene Nachtruhe. Pünktlich um 22 Uhr waren IN FLAMES verklungen und ausgestöpselt, bis 23 Uhr hatte jeder Zeit, das Gelände zu verlassen. Und oh Wunder: Jede noch so bedüdelte Saufnase bemühte sich, diese Zeitregelung einzuhalten und um Punkt elf war der Kaisaniemi schon wieder leer und verlassen. Die Security war ungewohnt freundlich und sehr zuvorkommen, kein Wunder bei so netten Fans.


Apropos Alkohol: Um so richtig besoffen zu werden, dafür brauchte es bei Finnland-üblichen Preisen nicht nur einen prall gefüllten Geldbeutel, sondern auch einige logistische Anstrengungen. Denn für den Bier-Ausschank gab es einen extra abgeteilten Bierbereich, den man nur durch eine Security-Schleuse erreichen konnte. Beim Reingehen wurden einem sämtliche anderen Getränke abgenommen, das Bier selbst konnte man nur hier trinken und nicht in den übrigen Festivalbereich mit rausnehmen - obwohl die Betreiber 2 EUR Becherpfand nahmen. Der Blick auf die Hauptbühne war fern, aber frei. Der Sinn dieser Anlage erschloss sich Andy bis zum Festivalende nicht wirklich, denn am Eingang fand auch keine direkte Alterskontrolle statt. Seltsam...


Aber weiter, denn ein interessanter Teil des TUSKA-Festivals begann jetzt erst. Da das Outdoor-Festival wegen des Lärmschutzes so früh schon enden muss, verlagern sich Bands und die ausdauernden unter den Zuschauern anschließend in die Clubs der Stadt. Das Programm im Tavastia, Stella Star Club und Botta war dieses Jahr im offiziellen Programm aufgeführt, außerdem hatte auch die "kleine Schwester" des Tavastia, das Semifinal, speziell für das TUSKA Bands in den Keller gebucht. Diese Clubshows kosten noch einmal einheitlich je 6 EUR. Mit unserer Berichterstattung geht es im "Botta Clubi" weiter, wo DEFUSE gerade mit sehr schnellen, harten, staubigen Stoner-Rock�n�Roll einheizten. Mega-tätowiert und mit abgedrehter Stimme der Sänger, nicht weniger bunt der Gitarrist - DEFUSE sehen nicht nur gut aus, sondern spielen sich auch um den Verstand. Namen groß aufschreiben, merken und dran denken, wenn sie mal eine Deutschland-Tour auf die Beine stellen sollten! Diese Band wird mit Sicherheit noch mal größer als die Landsmänner von den STONER KINGS, die immerhin schon einen größeren Vertrieb in Deutschland an Land ziehen konnten.


SPIHA überraschten im Anschluss dann doch recht positiv: Sänger Nenne sieht aus wie ein "natural born Rock-Star" mit arg Bravo-kompatiblem Styling und die Band hängt dick in der Mischpoke rund um AMORPHIS und die 69 EYES drin. Doch, oh Wunder, sie machen seventies-beeinflussten Rock mit teils poppigen Songs á la Black Crowes und einem eher gotischen Song der das ganze Make-Up rechtfertigen muss. SPIHA haben ihren Headliner-Status an diesem Abend souverän und routiniert nach Hause geholt.


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