Turbo A.C.´s - Zürich, Hafenkneipe

Kurz nach zehn begannen die mittlerweile zum Quartett aufgestockten TURBO A.C.´s ihre Show im rappelvollen Kneipenraum. Die Stimmung der Mannen um Kevin Cole wie auch des Publikums war von Anfang an grandios und steigerte sich im Laufe des Abends kontinuierlich. Vom neuen Album "Live To Win" wurden nur einige Songs gespielt, was durchaus Sinn machte, denn es war grade erst ein paar Tage vor Beginn der Europa-Tour erschienen, so dass nur ein kleiner Teil des Publikums mit dem neuen Material vertraut gewesen sein dürfte. Ansonsten gab es einen schönen Querschnitt durch nahezu alle Veröffentlichungen, wobei der Schwerpunkt auf dem letzten Release "Avenue X" lag. Dabei reihten sich die neuen Songs, die auf CD deutlich düsterer als die der Vorgängeralben klingen, nahtlos in die alten ein. Der neue Bassist Tim Lozada schien sich bereits bestens integriert zu haben, denn er legte auf seinen vier Seiten los, als wenn er nie in einer anderen Band gespielt hätte. Der zweite Neuzugang, Gitarrist Jer Duckworth, stand dagegen etwas im Hintergrund und wirkte noch ein wenig blass, was aber wohl auch daran lag, dass er reine Rhythmus-Gitarre spielt, wogegen die wichtigen Parts nach wie vor Kevin Cole übernimmt. Diesem gab die zusätzliche Gitarre im Rücken aber noch mehr Freiheit, sowohl für seinen Gesang, als auch für seine Soli und Themen, so dass er seinen genialen Surf-Sound absolut hemmungslos ausspielen konnte, was er augenscheinlich sehr genoss. Überhaupt habe ich Kevin Cole noch nie so abgehen sehen, und auch die anderen drei Jungs hatten offenbar viel Spaß auf der Bühne.
Im Laufe des Abends kam dann auch immer mehr Bewegung ins Publikum, und obwohl kaum Platz war, ging es vor der Bühne tanz- und pogotechnisch ordentlich ab. Dementsprechend wurde die Band, als sie bereits nach 55 Minuten Schluss machen wollte, erst gar nicht von der Bühne gelassen. Also wurden noch mal vier dreckige Rock ´n Roll-Granaten abgefeuert, eingeleitet vom RAMONES-Cover "Rockaway Beach" und mit einem Kevin Cole, der sich jetzt endlich sein durchgeschwitztes Shirt auszog und seinen drahtigen, zutätowierten Oberkörper präsentierte. Jetzt konnte wirklich niemand mehr ruhig stehen bleiben, das Publikum rastete komplett aus, und Leute wurden über den Köpfen durch die Menge getragen. Und das auf einem Kneipenkonzert! Danach sollte der Auftritt eigentlich endgültig beendet sein. Die Plecs waren bereits in die ersten Reihen geworfen und unzählige Hände abgeklatscht worden. Doch Zürich wollte mehr... und bekam mehr! Drummer Kevin Pruntey setzte sich wieder hinter sein Schlagzeug und prügelte einen dermaßen brutalen Beat in die Felle, dass der Rest der Band widerspruchslos mit einstieg und noch mal zwei Songs zum Besten gab.
Was für eine Show! Eine derartige Intensität ist wohl nur in wirklich kleinen Locations möglich. Daher hoffe ich, dass die TURBO A.C.´s beim nächsten Mal wieder für die Hafenkneipe gebucht werden. Zumal ich entdeckt habe, dass es an der Bar Astra gibt, was nicht nur in Zürich einzigartig ist, sondern den Genuss einer dreckigen, schweißtreibenden Rock ´n Roll-Show noch mal steigert.