Turbo ACs, Mambo Kurt, Aspen Grove, Hukedicht - Hamburg, Grünspan
Was den kompletten Konzertabend kennzeichnete, war das extrem straff gehaltene Programm. So hatten die Schweizer Punkrocker von HUKEDICHT bereits zu spielen begonnen, als ich mich pünktlich wähnend um 19 Uhr im Grünspan einfand. Obwohl viele Konzertbesucher auch erst mit oder nach mir eintrudelten, waren doch schon genug Leute da, dass die Band nicht vor leeren Reihen spielen musste. HUKEDICHT gaben den Anwesenden mit ihrem punkig-dreckigen Rock ´n Roll dann auch direkt die volle Breitseite, und in den ersten Reihen ging das Publikum dementsprechend schon gut ab, wurden aber auch von allen anderen wohlwollend aufgenommen. Leider war der Sound etwas zu breiig und klangen die Stücke alle etwas zu gleich, so dass man irgendwann doch das Interesse am Geschehen auf der Bühne verlor. Das lag wohl auch daran, dass die Band mit Ausnahme des Sängers recht unmotiviert zur Sache ging und mehr oder weniger nur herumstand. Als Einstieg in den Abend gingen sie aber durchaus OK.
Kaum hatten HUKEDICHT die Bühne um kurz vor halb acht verlassen, stand auch schon Mambo Kurt nebst seiner gefürchteten Heimorgel parat, um uns 30 Minuten lang die Umbaupause zu versüßen. Sein Programm war dieses Mal äußerst Metal-lastig, also kein "Bombtrack" oder "Bodycount", dafür "Enter Sandmann" im Walzer-Takt und "Raining Blood" mit einer großartigen Heimorgel-Double-Bass. Und wie immer glänzte er durch eine skurril-komische Show und sinnfreie Ansagen, die er aufgrund des hohen Anteils an internationalem Publikum sogar größtenteils auf Englisch machte, bzw. es zumindest versuchte. Und unglaublich, aber wahr - nach kurzer Gewöhnungsphase ging das Publikum voll ab und feierte eine Party sondergleichen, was umso erstaunlicher ist, als Mambo Kurt in Deutschland mittlerweile recht bekannt sein dürfte, die aus dem Ausland Angereisten aber doch erst mal ziemlich verdutzt aus der Turbojugend-Jacke geguckt haben müssen, als ihnen ein Typ mit Second-Hand-Anzug und riesiger Brille zu erklären versuchte, was eine Heimorgel ist, um daraufhin Stücke wie "Jump" oder "The Final Countdown" auf selbiger anzustimmen. Ich wage sogar zu behaupten, dass bei keiner der anderen Bands an diesem Abend so viel Stimmtung aufkam wie bei Mambo Kurt, und so verlangte das Publikum auch am Ende des Sets vehement nach Zugaben. Aber - wie bereits erwähnt - war an diesem Abend dafür leider keine Zeit.
Die Finnen von ASPEN GROVE brachten dann erst mal eine ordentliche Portion Old-School-Metal ins Spiel und machten ihre Sache dabei auch ganz gut. Zwischendurch gab es auch immer wieder Stücke mit typischen Punkrock-Riffs, was in der Verbindung mit dem Metal-Gesang des natürlich langhaarigen und blonden Shouters etwas seltsam wirkte. Dann doch lieber "reiner" Metal... Dem Publikum gefiel´s aber und so war im Zuschauerraum einiges an Bewegung auszumachen. Zum letzten Song kam dann ein äußerst beleibter und nicht mehr ganz jugendlicher Typ mit Haarkranz auf die Bühne, der der Zwillingsbruder von Rainer Calmund hätte sein können, um die Lead Vocals zu übernehmen. Ganz davon abgesehen, dass sein Gesang ziemlich grauenhaft war, schien es sich hier um eine echte Kultfigur zu handeln, da er vom Publikum frenetisch bejubelt wurde (Wenn jemand weiß, wer das war - bitte schreibt mir! Ich würde diese offensichtliche Bildungslücke gerne schließen...).
Nach einer guten halben Stunde räumten ASPEN GROVE dann ebenfalls ohne Zugabe das Feld - und so hatte einmal mehr Mambo Kurt freie Bahn. Im Grunde war es dasselbe Spiel wie im ersten Set, wobei die Highlights hier wohl "Paradise City" und - das einzige Cover eines Nicht-Gitarren-Stücks - DEPECHE MODEs "Just Can´t Get Enough" waren. Das Publikum feierte seinen Helden sogar noch mehr ab als während des ersten Auftritts, was sicherlich auch am mittlerweile stark gestiegenen Alkoholpegel lag. Trotz erneutem und noch lauterem Verlangen nach mehr - muss ich es noch erwähnen" "– gab es jedoch leider wieder keine Zugabe zu hören.
Und dann war es Zeit für das Highlight des Abends: Nach einem langen Klassik-Intro standen endlich die drei New Yorker von den TURBO A.C.´s auf der Bühne und rockten das Haus, das es sich gewaschen hatte. Da hielt es nicht einmal mehr mich auf dem Barhocker mit dem guten Blick auf die Bühne und der direkten Theken-Anbindung und ich stürmte in die vorderen Reihen. Und da ging dann auch ordentlich die Post ab: Es wurde gepogt, getanzt und immer wieder wurden Leute auf den Händen durch die Menge getragen. Das Programm war gut gemischt, es gab einige, aber nicht zu viele Songs vom eben erst erschienen Album "Avenue X" und ansonsten einen guten Querschnitt durch die 9-jährige Bandgeschichte. Zwischendurch wurden auch immer mal wieder die altbekannten schnellen Surf-Instrumentals eingestreut, die die Menge zum Toben brachten. Den drei Musikern war ihre Spielfreude auch deutlich anzusehen, und trotz ihrer unglaublichen und in diesem Maße eben nur New Yorkern eigenen Coolness, gingen sie voll aus sich raus und gaben ihr letztes - für die zwei Zugaben dann sogar auch ihre letztes (Unter-)Hemd, denn vor allem zur Freude des weiblichen Publikums kamen die drei nahezu komplett tätowierten Greaser-Punkrocker oben ohne auf die Bühne zurück. Bei den zwei Zugaben blieb es dann aber leider auch. Offensichtlich musste sogar der Top Act seine Spielzeit minutiös einhalten, so dass die TURBO A.C.´s grade mal 60 Minuten auf der Bühne standen. Ein etwas zu kurzes Vergnügen...
Insgesamt war es aber trotzdem ein mehr als gelungener Konzertabend, mit zwei ordentlichen Vorbands, einem genialen Mambo Kurt, der weitaus mehr war als nur ein Umbaupausen-Lückenfüller, und einer Hauptband in Bestform. Positiv anzumerken ist auch die ausnehmend gute Atmosphäre während des gesamten Abends: Es gab weder Aggressionen noch irgendwelche Rüpeleien, sondern ausschließlich gute Laune spüren. Von überall her waren Turbojugend-Anhänger angereist, um zu zusammen zu feiern und Spaß zu haben. Und den hatten sie! Vielleicht ist der Turbojugend-Kult gar keine so schlechte Sache...