Konzert:

Tunes of Death IV - Krugsdorf/Pasewalk, Campingplatz

Konzert vom 12.09.2008Zum vierten Mal luden die Veranstalter ins gemütliche Badeparadies in Krugsdorf bei Pasewalk ein. Wie erholsam: Nach der Fahrt durch das nicht sonderlich einladende, irgendwie verlassen wirkende Pasewalk folgen keine Schilder, die angehenden Konzertbesucher fahren durch die immer wilder werdende Botanik, landen auf einer Panzerringstraßen ähnlichen unbefestigten Piste, die plötzlich im nirgendwo endet: der Zelt- und Parkplatz ist erreicht. Was für ein fabelhaftes Gelände: Auf dem gemütlichen Campingplatz steht eine Bootshalle, die das Team um Mille zum Konzertschuppen umfunktioniert haben. Direkt davor steht eine Gaststätte mit einer Art Biergarten, Kiosk und Grillstelle, es gibt einen Badesee, eine Feuerstelle – Herz, was willste mehr. Nun gut, das Wetter spielte so mittel mit, Frost machte es den zeltenden Gästen echt schwer – was nimmermüde Besoffskis nicht vom Sprung ins kühle Nass abhielt. Es soll aber niemand zu ernsthaften Schäden gekommen sein (von gekenterten Booten und vollgeschlammten Hosen und verbrannten Socken mal abgesehen). „Die Kälte haben die Schweden mitgebracht“, gibt Mille zum Besten und meint damit die Jungs von DEMONICAL. „Ich hab ihnen gesagt sie sollen das lassen, aber sie brauchten sie wohl unbedingt für die Show.“ Und fasst zusammen: „An sich bin ich mit dem Ablauf recht zufrieden. Wir hatten am Freitag Ärger mit dem Bürgermeister, da wir am Freitag überzogen haben. Unsere offizielle Genehmigung ging, wie alle Jahre zuvor, bis 1 Uhr nachts. Allerdings haben wir in den Vorjahren teilweise bis 4 Uhr morgens durchgeballert und es gab nie Probleme. Der Bürgermeister ist aber neu und anscheinend etwas auf Krawall gebürstet, deswegen mussten wir Samstag den Zeitplan ganz genau einhalten, was natürlich viel Arbeit erforderte. Haben es aber geschafft und somit bleib weiterer Ärger aus.“ Ärgerlich hingegen war die Absage von EXECUTION am Tag vor dem Tunes. Ansonsten klappte die Zusammenarbeit prima, „Die Bands waren alle zufrieden, was uns immer besonders wichtig ist, da diese ja letztendlich für die Stimmung sorgen. Aber es waren mal wieder zu wenig Leute da. Wir hatten knapp unter 150 zahlenden Gästen. Böse minus gemacht haben wir nicht, es mußte aber mal wieder draufgezahlt werden. Deswegen steht es auch noch nicht fest ob es eine Fortsetzung geben wird. Es ist schon ein wenig frustrierend, wenn man nach fast einem Jahr harter Vorbereitungsarbeit, wieder nur so wenig Leute auf dem Platz hat. Nach dem Aufwand wären wenigstens 250 Besucher schön gewesen. Aber schieben wir es auf das Wetter und somit auf die Schweden, hehe“, so Mille. Vielleicht lässt er sich durch ein paar E-Mails ja doch noch umstimmen.



Zur Musik, die sich Gastschreiber Olli und Memme zu Gemüte führten -endlich: Mit A.F.C.E. (A Formula Controlled Emotion) springt eine Band aus Rostock kurzfristig ein – und knüppelt voller Herzblut und ein wenig hüftsteif den extremen und recht technischen Death Metal ins noch lichte Rund. Die sehr kurzen Haare und die weißen Schnürsenkel in den Springerstiefeln des Sängers Apophis wecken unschöne Ahnungen, die sich aber anschließend in einem längeren Gespräch mit der Band als unbegründet erweisen. Der ordentliche Auftritt jedenfalls macht durchaus auf die Band Appetit – die Jungs arbeiten gerade im Studio an der Veröffentlichung einer CD. Die „Gates of Hades“ sind jedenfalls ab jetzt geöffnet.


Hindurch schlüpfen IN DEMISE mit einer ebenfalls technischen, aber auch angegrindeten Spielart des Death Metals. „Pathetic Existence“ beginnt ein guter Auftritt, der vom flockigen Benimm des unreligiösen Sängers Flo lebt. Über „Epic“, „Times of Decay“, das neue „…Ti Iniquity“, „Time Space“, “Uniformed & Broken” und “The Path” geht es zur Zugabe “Norbert“ (Hä?) – die Berliner überzeugen trotz insgesamt doch recht statischer Performance.



Dann wird es lustig, als die Greifswald-Berliner Verbindung PIGHEAD guten Tach sagt. Mit „Anthropophagy“1 starten sie in einen gelungenen Gig, der mit lustigen Titeln wie „Chop The Head Off“ oder „Shotgun Blowjob“ fein gewürzt ist. Die Berliner setzten ein echtes Achtungszeichen backyardischer Brutalität – es geht voll grindig weiter, das Publikum bestechen die Nordostdeutschen außerdem mit Pfeffi und anderen Spirituosen. Die Truppe gurgelt und grunzt sich durch Songs wie „Strangled With A Cablestrap“. Dass (den Olli) der Drumcomputer nervt, interessiert so richtig keinen, denn Laune macht das Affentheater alle mal. Zum ersten Mal wird es richtig voll vor der Bühne und die Fans moshen sich kräftig durch – die Herren Dr. TorsoFuck, Prof.Dr. EvilSlave, Dr. GoreSaw, Dr.dent. Mortischn freuen sich diabolisch.



Richtig steil gehen dann alle, als DEAD REMAINS, die Band von Veranstalter Mille danach gehörig nachlegt: Death-Metal-Tobak ohne Filter. Manch einer findet zwar das etwas übertriebene Gehabe des Sängers etwas anstrengend - aber den meisten Fans gefällt es, die Jungs sind eben insgesamt „low tined and ungay“. Die Band aus Neubrandenburg steigt ein mit „Through The Halls Of Insanity“ und macht anschließend mächtig auf dicke Hose. Synchron-Riffing und –Propellering sorgt für Pluspunkte, Musik und Show sind prima, das vorletzte „Stripped Raped and Strangled“ obligatorisch. Die Leute gehen ab wie Schmidts Stubentiger – so bringt ein Festival ultimativ Spaß, der Mainstream hatte zu diesem Zeitpunkt definitiv fertig, Einziger Kritikpunkt: der Papst bekam keinen Fistfuck.



Die ostdeutschen Veteranen MOSHQUITO scheinen deutlich überschätzt – oder überschätzen sie sich selbst? Mit all ihrer Erfahrung bringen sie tatsächlich gute Laune und ordentlichen Old School Thrash auf die Bühne. Die Meute lässt sich aber nur schwer erwärmen, nimmt die Band aber doch recht wohlwollend auf. Vor allem die lockeren Ansagen von Sänger Michael erheitern sehr, letztlich plätschert der Auftritt so vor sich hin – auch das abschließende, gelungene Death-Cover „Suicide Machine“ ändert nicht an der ungünstig eingeklemmten Position zwischen Gastgeber und Headliner.



Das sind DEMONICAL aus Schweden – und zwar vollkommen zurecht. Die ehemaligen CENTINEXler spielen ihr komplettes „Servants of The Unlight“-Album – Old-School-Death-Metal pur ist angesagt – dazu gibt’s auch noch „America The Brutal“, ein amtliche SFU-Cover. . In den ersten Reihen ist ordentlich Alarm, wie geil ist eigentlich das Cover-Stück „Death Metal“ live? Außerdem ist kaum zu merken, das Drummer Ronnie Bergerstähl (/mit Grave uaf Tour) von Jonas Lindström (Undivine) vertreten wird. Als dann zum Schluss noch „Bloodhunt“ von den unglaublichen und immer sträflich unterbewerteten CENTINEX das Set beendet, kann ein jeder selig in sein Bettchen taumeln. (Olli/Memme)



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