Konzert:

Trailer Park Sex, Another Day Of Nothing, Sensible Man - Hamburg, KulturDeich Veddel

Konzert vom 08.06.2012Überdimensionierte Hippie-Veranstaltungen haben manchmal etwas für sich - da wird möglich, was sonst nicht so schnell möglich wird. Während des Festivals "48h Wilhelmsburg" spielten an allen möglichen und unmöglichen Orten auf Europas größter Flußinsel alle hörens- und überhörenswerten Musiker. Für die Metaller hatte der KulturDeich Veddel e.V. die Türen aufgeschlossen - und wir waren dabei:


SENSIBLE MAN nutzen den Heimvorteil in Wilhelmsburg und absolvieren ihren ersten Auftritt überhaupt. Das heißt - erst reiben sich die Zuschauer verdutzt die Augen. Wo kommen diese Noise-Gewitter denn her? Ist der Schlagzeuger unsichtbar? Im Gegenteil! Der Computer, der die meisten Spuren beisteuert, heißt "The Goddess" und steht gar nicht versteckt auf der Bühne. Denn Ryan und Tom sind bisher (?) nur zu zweit und schreddern und frickeln sich durch Songs, die mich sehr an DEATH zu "Leprosy"-Zeiten erinnern. Oder eine verspielte Version von CRYPTOPSY. Oder oder. Denn es ist bei weitem nicht nur Deathmetal, was die beiden sich abwechselnd auf zwei Gitarren oder einer Gitarre und einem sechssaitigen Bass zusammen musizieren und abwechselnd ins Mikro singen und grunten. Wie heißt es so schön: "Songs entwickeln sich live" (ich gebe brav 5 EUR ins Phrasenschwein) - und mal sehen, was die beiden da draus machen.


ANOTHER DAY OF NOTHING kommen nicht aus Blankenese, nicht aus der Schanze - nein, "aus Hamburg-Wandsbek, Digger!" Mit selbstbewußter Attitüde sind sie das krasse Gegenteil zur vorherigen Band. Und sie spielten "Popsongs" für Menschen Anfang 30 - mitreißenden End-90er Hardcore a la Biohazard oder Suicidal Tendencies. Witizge Eigenkompositionen wie "(Not Before My First) Coffee" - habt ihr das eigentlich als Merch? Ich kenn Leute, die DAS sofort kaufen würden! - oder ernste Songs wie "Authority" müssen sich nicht hinter Cover-Versionen wie "Weeds" von Life Of Agony, was von Pennywise, oder dem namengebenden "Another Day of Nothing" von Negative Approach verstecken. Die Schreiberin dieser Zeilen fühlte sich 20 Jahre jünger,als die Band Dashen als Gast auf die Bühne bat. Der Rapper im schicken DFB-Auswärts-Trikot wurde als Mitglied der nigerianischen Nationalmannschaft angekündigt - und feuerte das inzwischen durch einen Regenschauer sehr eng zusammengerückte Publikum zum "Durchdrehn" auf. Die Kollaboration klang in etwa wie das Megavier-Projekt der Fantastischen Vier, also wenn wirklich harte Gitarren auf guten Rap treffen. Das war Gold, und ANOTHER DAY OF NOTHING machten es noch besser und verabschiedeten sich mit dem Straßenfeger von Agnostic Front: "Gotta Go".


Beide machen Hardcore, alle verstanden sich prima zwishcen Regen und klarem Sternenhimmel - doch musikalisch konnten TRAILER PARK SEX und ANOTHER DAY OF NOTHING nicht verschiedener sein - ADON schreiben eingängige Midtempo-Songs, TRAILER PARK SEX verbreakte Songs mit Tempiwechseln. Und Message, gegen Fleischverzehr und für Tierrechte, zum Beispiel. T.P.S. sind noch relativ jung, haben aber bereits eine genaue Vorstellung davon, wie sie aussehen wollen, wie sie rüberkommen wollen, und welcher Mittel sie sich dazu bedienen können - die Ideen für die Bühnen-Deko mit von unten beleuchteten, umgedrehten Bierkisten ist eine gute Idee. Aber, um euch zu sagen wie genau ihre Breaksdowns und Gitarrenlicks waren, war ich zu müde und durchgefroren. Außerdem fehlte mir Lars H. Tja, nächstes Mal. Von denen wird man bestimmt noch hören!

48h Wilhelmsburg