Konzert:

Trail Of Tears, Edenbridge, Sirenia, Saltatio Mortis, Battlelore - Heidelberg, Schwimmbad Musik Club

Konzert vom 21.05.2003Dicke Tropfen klatschen an die Windschutzscheibe. Das Wetter lässt sich mit dem einfach Wort beschissen ideal umschreiben. Bleibt vorerst nur die Hoffnung möglichst vor der Tür des Clubs parken zu können um nicht schon vor dem Konzert nass zu sein. Der Wunsch wurde erhört, denn wie erwartet stellte sich die Fülle der Venue erst im Laufe des Abends ein.



Die Leute tröpfelten langsam aber sich in den Raum wie draußen der Regen, und der Club füllte sich. Und kurz vor 22.00 betraten dann die Bühne. "Betraten" ist in diesem Zusammenhang aber das falsche Wort. Der Sänger der jungen Combo türmte wie ein tollwütiger Derwisch hinauf, wild geschminkt und eine Axt schwingend hatte er mehr von einem Gorilla als von einem Mensch. Doch genau dieser Zirkus war es, der die Menschen schon nach einem Lied in eine Stimmung gebracht hatte, die man so meist erst am Ende eines Konzerts erwarten sollte. Eine süße Sängerin mit Elfenohren, die nicht Heavenly Voices Klischees bediente, sondern mit wohlklingend angenehmen Vocals überraschte, und ihr männlicher Gorilla-Axt-Ork Gegenpart zauberten Fantasy bis Gothic Metal hervor, den man gehört haben muss! Sehr starke Band und sicher nicht nur in meinen Augen eine der besten des Abends.



Leider sollte die super Stimmung nicht lange halten. Denn obwohl ich vom letzten Auftritt von SALTATIO MORTIS ziemlich begeistert war, so zündeten ihre Bemühungen an diesem Abend nicht. Die Party wollte nicht überschwappen und dabei machten sie gar nicht viel anders als in meiner Erinnerung. Nur ihre Ansteckungsgefahr hatte sich gelegt. Von den Experimenten mit Synthesizer waren einige gar nicht angetan, denn wie wir alle wissen sind wir Metaller oftmals viel engstirniger als wir immer zu vorgeben. Selbst ihr "Lummerland" Cover rockte nur in Maßen. Schade eigentlich, falsche Zielgruppe erwischt.



Zum unserem erstaunen kamen kurze Zeit später die als Headliner gehandelte Gestalten aus dem Nebel. Für SIRENIA lief die Tour bisher alles andere als rosig. Die Band um ex-Tristania Mastermind Morten Veland musste den Verlust von zwei Bandmembers verkraften, darunter auch des Schlagzeugers. Veland erklärte dem etwas erstaunten Publikum, dass es Probleme gab und zwei ihrer Musiker den entstandenen Stress nicht ausgehalten hätten und bereits auf dem Rückweg nach Norwegen seien. Was der wirklich dahintersteckt wird man sicher bald erfahren. Für den ausgefallenen Drummer Sprang der Trommler von TRAIL OF TEARS ein und erledigte seinen Job souverän. Die Keyboards und Effekte kamen komplett von Minidisc o.ä. Und so professionell sie ihre personellen Probleme auch im Griff hatten und alles daranlegten eine gute Show abzuliefern, so fehlte doch die Begeisterung - hieran änderte auch die hübsche Sängerin nichts. Schade für all die, die für SIRENIA gekommen waren.



Lags an meinen persönlichen Vorlieben oder einfach daran dass SIRENIA das Feuer nicht entfachen konnten... aber nach einer viel zu langen Umbaupause waren EDENBRIDGE alles andere als mein Fall. Die drei Herren mit schicker Dauerwelle in ihren langen Mähnen beherrschen ihre Instrumente perfekt, keinerlei Kritik daran sondern eher Bewunderung. Auch ihre Sängerin spielt in einer Klasse für sich. Aber ihr eher klassischer Metal Stil passte weder besonders zu dem sonst doch eher Gothic Metallischen Rest (abgesehen von den erwähnten Saltatio Mortis), noch schienen besonders viele Leute wegen der Österreicher gekommen zu sein. Und so erkundete ich lieber die Etagen des SMC als mir hier die volle Dröhnung zu geben.


Der Konzertraum leerte sich zusehends, was daran liegen mag, dass es langsam aber sicher auf die 2 Uhr zuging, was angesichts der Tatsache, dass es sich um einen Mittwoch Abend handelt und durchaus Berufstätige anwesend waren nur verständlich ist. Hier hätte man sich im Vorfeld zu einem früheren Beginn entschließen können und sollen. Der bereits von SIRENIA in Anspruch genommen Drummer musste nach der einstündigen Verschnaufpause wieder ran, diesesmal mit seiner eigenen Band. Und was TRAIL OF TEARS dem Publikum boten war phänomenal. Mit ungeheuer Wucht knallten die Songs ins Ohr, deutlich härter als von CD - und das obwohl einer der beiden Gitarristen mit Fieber im Nightliner lag. Den Luxus gleich drei Personen für den Gesang abzustellen macht sich bei TRAIL OF TEARS extrem positiv bemerkbar. Ob männliches Growlen des in Latex gehüllten Frontmanns, Heavenly Voices ihrer Sängerin oder der Opernhaft tiefe Gesang ihres zweiten Sängers, alles harmonierte perfekt, die Songs pendelten zwischen Aggression und Melancholie. Neben BATTLELORE gaben TRAIL OF TEARS das mit Abstand beste Bild ab. Die Zugabe wurde von ihrem Sänger nur noch mit "Hey Guys, it´s getting fucking late tonight!" kommentiert. Und ja, es wurde fucking late, aber es war auch fucking geil - und ich musste am Donnerstag nicht arbeiten!