Konzert:

Träumen von Aurora, Total Negation, Außerwelt - Oberhausen, Helvete

by Gast
Konzert vom 14.12.2013Das Helvete in Oberhausen bezeichnet sich Stolz als die „Nr. 1 im Pott“, was Metal- und Rockveranstaltungen betrifft. Das im Turock (Essen) mittlerweile wohl genauso viel geboten wird, sei erst einmal dahin gestellt, glänzt die Hölle Oberhausens doch zunächst durch ihre immense Größe (des Barbereiches): Mehrere Bars auf zwei Etagen (darunter auch eine Cocktailbar), diverse Sitzgelegenheiten (auch Sofas), eine kleine Tanzfläche und eine passend satanische Dekoration. Auch das Getränkeangebot ist hier vortrefflich vielseitig, werden sogar Seltenheiten wie Odin Trunk oder Coroner Extra geboten. Artgerecht beschallt wird der Schuppen mit Genre-Klassikern und verlaufen kann man sich gar im unteren Gewölbe auf der Suche nach dem „Keller“, wie hier der Konzertraum heißt. Tatsächlich alles Bestens, soweit.


Keinen großen Ansturm hat das Helvete allerdings an diesem Abend zu verzeichnen: Keine Schlange vor der Kasse, kein Gedränge. Als die Münsteraner AUßERWELT die Bühne betreten ist der Saal leider noch ziemlich leer. Post-Black Metal in deutscher Sprache wird hier geboten. Schnell zeigt sich, die AUßERWELTler beherrschen ihr Werk: Eine instrumental astreine Darbietung, der Sänger kreischt sich die Seele aus dem Leib. So muss es sein! Der Sound im recht kleinen Keller ist überraschend gut: Hier wird mit schwarzem Noppenschaumstoff isoliert. Ferner glänzt die Band durch sympathische Kommunikation mit dem Publikum und gesunden Biergenuss. Da es sich hier um eine Band mit Stil handelt, wird die höllische Hitze mehr oder weniger ignoriert und sich nicht entkleidet (erklärt der Sänger der Band). Vor der Bühne wird gefeiert und AUßERWELT scheint der Support mehr als geglückt.


Nach einer recht flotten Umbaupause geht es mit TOTAL NEGATION weiter. Der Wiedergänger betritt im Gefolge von seinen Gastmusikern die Bühne. Die Maskierung dieser dauert länger, trägt aber enorm zur Atmosphäre bei. Gar emotionslos wirken die schwarz-weiß maskierten Musiker bei ihrem Spiel, während der Wiedergänger sich den dunklen klängen seines unheiligen Schaffens vollends hingibt. Dämonische Laute entweichen seiner Kehle, die Stimmung wirkt gedrückt, Depressive Suicidal Black Metal in Reinform. Beeindruckend ist es, wie der Sänger in TOTAL NEGATION aufgeht und auch in dem immer noch nicht vollen Saal alles gibt.
Im zweiten Teil der Show widmen sich TOTAL NEGATION ihrem zweiten Album: Depressiver Black Metal bleibt es, doch wird es zunehmend experimenteller und wirrer, die Vocals verständlicher. In den Instrumentalparts bedient Wiedergänger das Vibraphon. „Ruh dich aus!“, so singt der Wiedergänger zuletzt. Kein Abschied, keine Zugabe, auf einmal ist es still. Die Kabel werden eingerollt, das verdutzte Publikum applaudiert.


Auf das „Ausruhen“ folgt schließlich das TRÄUMEN VON AURORA. Die Bielefelder betreten mit Aushilfsgitarristen und ohne Keyboarder als Haupt-Act die Bühne. Mutig. Melodischer Post Black Metal mit jeder Menge Sehnsuchtswogen und Großstadttristesse wird hier zum Besten gegeben. Patrick Wunsch meistert die schwierigen Vocal-Parts erstklassig und auch die Gitarristen und der Schlagzeuger beherrschen ihr Werk. Der Keyborder fehlt, doch trotz dieses Makels beweisen TRÄUMEN VON AURORA eine enorme Ausdrucksstärke. Die Musik lädt gleichermaßen zum Träumen und abgehen ein. Nahezu ekstatisch schwelgt das Publikum dahin. Mit „Insomnia“, „Firn“, „Reflektionen“ und dem alles überragenden „Neontod“ in der Setlist haben die Jungs wirklich alles richtig gemacht. Den Rausschmeißer bildet das immerhin knapp fünfzehn Minütige Werk „Was Einst Im Wind Der Wälder Lag“. Da kann man sich über die Ansage des letzten Stückes fast freuen, liegt das Ende der Show doch noch in jeher Ferne. Eine Zugabe hätten die Jungs zudem gegeben, nur leider gab es keine Möglichkeit dazu. TRÄUMEN VON AURORA krönten das bisher gesehene mit ihrer Musik, ihrer Ehrlichkeit, ihrer signifikanten Präsenz.