Konzert:

Tourtagebuch JOHNNY DEATHSHADOW, Bournemouth

by Gast (nicht überprüft)
Konzert vom 13.11.2016

Gitarrist Eike berichtet vom letzten JOHNNY DEATHSHADOW-Gig in 2016, und damit auch dem letzten Gig dieser UK-Tour:

Die Abreise in Whitchurch fühlt sich an wie der Abschied von der eigenen Familie – ein Grund mehr, allerhöchstens ein Jahr bis zum nächsten Besuch des Percys verstreichen zu lassen. Die folgende Fahrt quer durch England ist bis auf zwei Schweigeminuten zur Ehrung der Gefallenen aller Kriege, vor der man im Tesco-Supermarkt zwischen Tonic-Water und Tacos überrascht wurde, angenehm ereignislos - eine etwas verfrühte Ankunft am Ort der letzten Spielstätte dieser UK-Tour ist die Folge. Bournemouth ist ein hübsches Küstenstädtchen und das verbleibende Tageslicht wird zum kurzen Besuch des Strandes genutzt.

Während im örtlichen Tex-Mex-Restaurant Chimichanga einige lokale Spezialitäten wie Burrito, Enchilada oder Chimichanga verkostet werden, kommt erneut die Frage auf, warum viele Leute die britische Küche als eindimensional verachten. Um diesen Laden wird Donald Trump wohl in Zukunft erst mal eine Mauer errichten.

Die Venue The Anvil ist ein hervorragender kleiner Club im Herzen der Stadt, bei dem der Bus zunächst durch ein fürchterlich enges Labyrinth aus sehr engen Straßen bugsiert werden muss, bevor ein Load-In möglich ist. Generell gilt: Je angesagter der Laden, desto beschissener die Parkplatz-Situation. Was macht man hier bloß mit einem Nightliner?

Im Untergeschoss vom The Anvil eröffnen zunächst die Blutsbrüder von AL B. DAMNED in einer erstmalig aufgeführten, akustischen Version, die natürlich völlig überzeugt. Es folgen die sehr jungen GLIMPSE OF MISFORTUNE, die vor allem durch ihren latenten Wahnsinn und die gleichermaßen grazile und shoutgewaltige Frontfrau Ellen Hill auffallen, deren Stimmtechnik auch viele erfahrene Sänger in den Schatten stellt. Ein absurdes Cover von „Love Story“ (TAYLOR SWIFT) gibt uns dann den Rest: Wir haben zwar das Konzept nicht verstanden, aber hier könnte eine große Zukunft auf eine Frontfrau warten.  

Nach unserer Show, bei der wir für einen Sonntag auf ein erstaunlich gut gefüllten Raum blicken können (zumindest, bis unsere Nebelwerfer nach dem Intro das erste Mal feuern), begegnen wir einem jungen, weiblichen Neu-Fan, die an diesem Abend nicht nur ihre erste Live-Show überhaupt erlebte, sondern auch zum allerersten Mal konkret in Kontakt mit Metal gekommen ist – und gleichermaßen glücklich und fasziniert davon ist, dass dies anscheinend eine Musikrichtung ist, die ihr im Leben sehr gefehlt hat. Immer schön, Menschen glücklich zu machen.

Dann gilt es nur noch eine Fährfahrt und knappe 1100km Straße in Richtung Hamburg zu überstehen. Nichts leichter als das!



Mehr Infos:Johnny Deathshadow
Al B. Damned