Thundermother, Cobra Spell, + - Colos-Saal, Aschaffenburg

Die 2023 runderneuerten THUNDERMOTHER befinden sich aktuell auf der Konzertreise um ihr erstes Album in der neuen Besetzung „Dirty & Divine“ vorzustellen. Dass sich der Colos-Saal an einem Dienstag ein „Ausverkauft“ Schild an die Tür hängen kann, zeugt von der ungebrochenen Popularität der Schwedinnen.
Eröffnen dürfen den Abend VULVARINE aus Wien. Und auch wenn die fünf Ladies etwas punkiger und rotziger als der Headliner agieren, passen sie mit ihrem 70er beeinflussten Rock ‘N Roll perfekt zur heutigen Hauptattraktion. Sängerin Suzy Q leitet sympathisch durch einen energiegeladenen Auftritt, bei dem nur die Gitarren etwas lauter hätten sein dürfen. Aber da sind sie an diesem Abend nicht die einzigen, auch wenn es sich immer im Verlauf der jeweiligen Auftritte bessert. Ein Großteil der Setlist speist sich aus dem gerade erschienenen Album „Fast Lane“ und wird genauso abgefeiert wie die älteren Songs. Für ein breites Grinsen aller anwesenden sorgt das gelungene MODERN TALKING Cover, bei dem man sich verwundert die Ohren reibt. So gut hat ein Bohlen Song noch nie geklungen. Starker Start in den Abend.
Als nächstes sind COBRA SPELL an der Reihe. Drummerin Hale sorgt in der Umbaupause für einen kleinen Spinal Tap-Moment, indem sie eine offene Flasche Wasser umkippt und hektisch versucht empfindliches Gerät zu retten. Es kommt auch schnell Hilfe in Gestalt eines eifrigen Stagehands herbeigeeilt, der mit einem Handtuch bewaffnet die Szene retten möchte, als erste Tat aber dieselbe Flasche nochmal umschmeißt. Da glücklicherweise nichts Wichtiges beschädigt wird, sei mir ein Grinsen über diese Slapstick Szene erlaubt.
Auch bei COBRA SPELL hat es im Line-Up wieder einmal gerumpelt und so befinden sich mit dem Adri Funérailles (Gitarre) und Bel Mena (Bass) zwei Live MusikerInnen auf der Bühne, die nicht zur offiziellen Besetzung um Sonia Anubis (Gitarre), Kris Vega (Gesang) und Hale Naphtha (Drums) gehören. Aber insbesondere Adri merkt man das nicht an und er legt eine selbstbewusste und energische Show aufs Parkett. Seine Lebensgefährtin Sonia indes toppt auch er nicht. Derwischgleich wirbelt sie über die Bühne und ist kaum zu bremsen. Am meisten jedoch beeindruckt mich Sängerin Kris, die sich nicht nur gesanglich im Laufe der letzten Jahre massiv gesteigert hat, sondern auch zu einer tollen Fronfrau gereift ist. Basserin Bel hat zwar auch sichtlich ihren Spaß, wirkt zwischen den anderen „Rampensäuen“ aber fast ein bisschen schüchtern. COBRA SPELL geben einen guten Überblick über ihr bisheriges Schaffen und etwas anrüchige Melodic Metal Songs wie „S.E.X.“ oder „Love Crimes“ kommen sehr gut beim Aschaffenburger Publikum an. Die Hymne „Addicted Tot he Night“ beschließt einen gelungenen Auftritt.
THUNDERMOTHER beginnen den Abend mit der Frage „Can You Feel It“? Aschaffenburg fühlt es und so steht einer gelungenen Rock Party nichts im Wege. Linnéa ist eine charismatische Frontfrau, die immer wieder den Kontakt zum Publikum sucht und die Menge fest im Griff hat. Egal ob die Ladies Vollgas geben oder sich wie im Akustikbreak eher zerbrechlich geben: das Publikum verfolgt gebannt das Geschehen auf der Bühne. Auch wenn die Klimaanlage amtlich rödelt, steigen die Temperaturen bald auf ein sommerliches Level. Linnéa erzählt, dass Bandcheffin Filippa gerade Mutter geworden sei, woraufhin ein Zuschauer ruft „Not just a Mother, a Thundermother“. Auf der Bühne herrscht viel Bewegung und die beiden kleinen Emporen werden immer wieder abwechselnd genutzt und so wird auch für das Auge viel geboten. Standfußball geht definitiv anders. Gegen Ende begibt sich Linnéa ins Publikum und kämpft sich singend durch die Menge. Einen spontanen Heiratsantrag aus dem Publikum wehrt sie mit einem Lächeln und dem Hinweis auf ihren schon vorhandenen Ehering bestimmt, aber charmant ab. Nach einem knackigen Zugabeblock verabschiedet man sich „in Style“ in die Nacht.
Alles in Allem wird heute Abend der Beweis erbracht, das Rock N‘ Roll vieles ist, aber eines ganz bestimmt nicht: Tot!






Cobra Spell
Vulvarine