Konzert:

The Sisters Of Mercy, Sulpher - Düsseldorf, Philipshalle

by Gast
Konzert vom 15.04.2003"Im Westen nichts Neues ..."



...aber doch einiges anders. Das letzte "Auswärtsspiel" der diesjährigen Sisters-Tour führte mich also in den Westen, wo es fast immer ganz lustig ist. Erst mal ein kleiner Abstecher in den Ruhrpott und dann war ich auch sehr früh an der Halle.
Der Einlass war sehr zeitig, so dass ich schon gegen 18.30 Uhr in der Halle war und mich direkt zur Absperrung vor der Bühne begeben konnte. Die Philipshalle ist eine der besseren - (verhältnismäßig) groß, breite Bühne und wer möchte, kann es sich auch auf den Tribünen bequem machen. Leider wurden die Gitter ziemlich weit vor der Bühne installiert, was aber auch noch sein Gutes haben sollte.



Nun hieß es wieder warten bis 20 Uhr auf - Sulpher.
Sulpher spielten ihr bekanntes Set. Diesmal flogen allerdings nicht nur das Mikro und Stative über die Bühne, nein - Rob Holliday hatte richtig Ehrgeiz und zertrümmerte auch noch seine Gitarre auf dem Bühnenboden. Deren sterbliche Überreste, sowie einige andere Gegenstände warf er dann in die Foto-Pit vor der Bühne, von daher war das mit dem Abstand gar nicht so übel. Als Pete Townshend von "The Who" ca. 1965 am Ende jedes Gigs seine Gitarre zerlegte, war das ja noch originell und rebellisch, aber wenn´s dem Image hilft... Allerdings haben Sulpher an diesem Abend einen guten Auftritt hingelegt - die Songs kamen prägnant und der Sound war wirklich klasse. Sollte ich mich daran gewöhnt haben?



Gewohnt pünktlich gegen 21.15 Uhr tauchten dann die Sisters aus dem Nebel auf. Heute gab es keine Überraschungen in der Playlist. "War on Drugs" bekam eine Pause, ansonsten war das Set nahezu identisch mit dem Konzert in Stuttgart. Das heißt, "Crash and Burn" (ja,ja,ja...) wieder als zweites und (das immer noch hervorragende) "Summer" schon als fünftes Stück.



Leider war der Sound der Sisters an diesem Abend nicht so gut wie bei den letzten Konzerten. Die Gitarren waren leiser und der Gesamtsound weniger konturiert. Daher wirkte der ganze Gig etwas "weicher", ruhiger, aber auch etwas uninspirierter als z.B. in Stuttgart. In den ersten Reihen ging es sehr beengt zu und die Mitsingversuche von Teilen des Publikums waren wenig erbaulich.



Auch wenn es nichts Neues hinsichtlich der gespielten Songs gab, so war doch einiges anders als gewohnt. Bei "Anaconda" tauchte plötzlich ein zweiter "Sänger" auf. Nach dem sich das Erstaunen gelegt hatte, konnte man feststellen, dass es sich hierbei um einen Fan handelt, der normalerweise immer kräftig beim "Pyramidenbau" in den ersten Reihen dabei ist. Man möge mir bitte nach sehen, dass ich den Namen nicht weiß. Erstaunlich finde ich aber, dass der doch eher als unnahbar bis arrogant beschriebene Andrew Eldritch einem Fan erlaubt, auf der Bühne einen Song gemeinsam mit der Band zu singen bzw. eher dazu zu mimen und mit einer Umarmung verabschiedet wird. Gemunkelt wird, dass es sein 100. Sisters - Konzert gewesen sein soll. Nette Geste.



Überhaupt hatte Andrew einen kommunikativen Abend. Neben einigen Bemerkungen suchte er das Gespräch mit einem Teil des Publikums, der rechts vor der Bühne stand. Auf Grund der Distanz konnte das nicht wirklich funktionieren, aber irgendetwas scheint Herrn Eldritch da doch beschäftigt zu haben, was immer das auch war Zwischendurch wurden dezent einige Aftershow - Pässe verteilt. Interessanter Aspekt am Rande, dass dies unmittelbar vor "Slept" geschah. Gibt es Zufälle? Ah ja, Andrew..., übrigens - das hier war Düsseldorf, nicht Berlin, oder soll das ´ne Liste werden? Nicht so schön war, das die Damen direkt hinter mir standen und angesichts der Einladung derart verzückt waren, dass das daraus resultierende, aufgeregte Gequieke sich erst bei Flood II wieder legte. Naja, soviel für die Klatschspalten.



Musik gab es dann auch noch, und zwar bei den inzwischen bekannten Zugaben richtig gute. "I was wrong" war erneut einer der Höhepunkte des Abends und bei "Never Land" tat sich dann noch einmal etwas: Kein Nebel! Das irritierte Andrew sichtlich, das Intro lief und lief und lief und Andrew begab sich von der einen Bühnenseite zur anderen, dachte nicht daran, mit seinem Text zu beginnen und verschwand kurz bei der Crew. Glücklicherweise entwickelten sich dann auch leichte Nebelschwaden, so dass es schließlich auch Gesang zu "Never Land" gab. Ein druckvolles und begeistert aufgenommenes "Lucretia my Reflection" beendete das erste Zugaben-Set.



Die letzten beiden Songs waren wieder einmal einfach furios und ein würdiger Abschluss. Bei "Top Nite Out" rückten noch einmal Adam Pearson und Chris Starling in den Mittelpunkt und zum Schluss gab es schnelles, mitreißendes und absolut energiegeladenes "Vision Thing". Hier ließen sich Adam, Andrew und Chris zur Freude der Fans in den ersten Reihen zusammen auf einer Bühnenseite blicken, so dass man sie einmal gemeinsam vor Augen hatte. Den letzten Refrain des Songs änderte Andrew in die Zeile "THIS WAR IS WRONG!" und mit diesem Satz beendete er auch den Gig in Düsseldorf.



Noch ein "Danke schön" an die Kamera-Frau der Sisters, die mir diesmal noch eine Playlist besorgt hat:



temple of love

crash and burn

ribbons

when you don´t see me

summer

alice

flood I

will i dream?

dominion / mother russia

we are the same, susanne

anaconda

slept

giving ground

first and last and always

romeo down

flood II

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i was wrong

never land

lucretia my reflection

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top nite out

vision thing




So, das war´s dann auch für die "Smoke and Mirrors - Tour 2003"
der "militant sex machine", "industrial groove machine" und "intellectual love gods" oder auch "The Sisters of Mercy". Auch wenn es seit Jahren opportun ist, die Sisters bei Reviews zu zerreißen (schönen Gruß auch, u.a. an Herrn Welke von der Stuttgarter Zeitung) - ich fand´s weitestgehend klasse.
(DJD, mit freundlicher Genehmigung von The-Gothicworld.de)