Konzert:

The Movement, The Revolvers, Unruh - Bielefeld, AJZ

Konzert vom 14.02.2004Den Auftakt des Abends bestritt die Bielefelder Formation UNRUH, und sie machte ihre Sache nicht schlecht. UNRUH spielen Deutsch-Punk, versuchen sich aber auch hin und wieder an Ska und sogar an einigen Metal-Riffs, haben aber trotzdem einen runden Sound, was sicherlich auch der Sängerin zu verdanken ist, die nicht nur eine nette Stimme hat, sondern damit auch alles gut zusammenhält. Mit Sicherheit waren UNRUH die Band mit der wenigsten Bühnenerfahrung an diesem Abend, trotzdem wirkten sie keineswegs nervös, sondern sehr harmonisch. Besonders positiv war der hohe Grad an Authentizität, den die Band ausstrahlte. Hier gibt es kein Verstellen oder Rumgepose, alles ist direkt und ehrlich. Das Publikum im noch halbvollen AJZ nahm die Band dementsprechend zwar relativ verhalten aber doch wohlwollend auf, wobei der Faktor Sympathie sicherlich eine große Rolle spielte. Insgesamt also ein guter Opener für diesen Abend.



Danach spielten die REVOLVERS vom Dortmunder Label People Like You auf und präsentierten mit gewohnter Souveränität ihren typischen Theken-Gröl-Glam-Punkrock.
Wer auf diese Art von Musik steht, für den sind die REVOLVERS Party pur. Die Jungs sehen nicht nur gut aus, sondern können auch noch spielen. Überhaupt wird dem Auge einiges geboten, denn die Bochumer sind die Meister im Posen. Nicht umsonst nennt sie das Ox-Fanzine die "härteste Boygroup Deutschlands". Die den Bielefeldern größtenteils offensichtlich unbekannte Band sorgte dann auch für die ersten Bewegungen im Publikum - ab dem dritten Stück gab es sogar ein bißchen Pogo in den ersten Reihen - insgesamt waren die Reaktionen aber doch eher zurückhaltend. Viele stehen nur rum und hören sich die Musik an, einige gehen nach einer Weile auch noch mal in den Innenhof, um noch mal Kräfte für THE MOVEMENT zu sammeln. Als die Band nach ca. 45 Minuten inkl. Zugaben die Bühne verlässt, ist niemand wirklich böse drum. Zum zu hause bzw. im Auto hören sind die REVOLVERS sicherlich geeigneter als UNRUH, um einen wirklich mitzureißen, sind sie aber zu profillos. Natürlich sind die Jungs nicht schlecht, aber das Ganze wirkt eben "nur" gut nachgemacht. Spieltechnisch auf höherem Niveau als UNRUH, fehlt ihnen im Gesetz zu diesen jedoch jegliche Eigenständigkeit. Trotz allem gilt auch für die REVOLVERS: Sie haben Spaß gemacht und waren auf jeden Fall eine würdige Vorband für die Headliner.



Und dann kam der Highlight des Abends: Die drei Dänen von THE MOVEMENT, für mich die heißesten Newcomer des letzten Jahres überhaupt. Deren Hamburger Plattenlabel Weird System (bzw. Destiny Records für die CD - aber wer kauft schon CD´s...?) bezeichnet ihren Stil als Mod-Powerpop-Ska-Punk-Rock. Anders gesagt: Melodiöser Punkrock mit The Clash/The Jam-Einschlag, angereichert mit ultraschnellen Ska-Attacken und ab und zu ein wenig Soul, und dazu extrem linksgerichtete und zum Teil herrlich kämpferische Texte.
Hier stimmte von Anfang an alles: Das inzwischen zahlreich vorhandene Publikum war heiß auf die Band und die Band war heiß auf Spielen. Stilvoll in Anzug und Krawatte gekleidet war die Band schon nach dem Intro-Stück schweißgebadet. Ab dem zweiten Stück - "How come?", der Opener der Platte - tobte dann die Pogo-Meute vor der Bühne (Schon mal vom Pogen Seitenstechen bekommen? Kann im Falle des Verfassers dieser Zeilen aber auch durchaus am fortgeschrittenen Alter und/oder jahrelangem Tabak-Konsum liegen...).
Beeindruckend nicht nur Energie und Spielfreude, sondern auch die musikalischen Fähigkeiten der Band: Keine großartigen Soli, aber an vielen Stellen kleine Breaks und Fills, die zeigten, wie gut die drei ihre Instrumente beherrschen.
Das Publikum dankt den Einsatz nicht nur mit heftigstem Tanzen und Applaus-Gegröhle, sondern nach dem zweiten Zugabenblock, dem eigentlichen Ende des Konzerts, spielt sich folgende Szene ab: Die Band wird ganz einfach nicht von der Bühne gelassen. Das Publikum steht wie ein Mann vor der Bühne, so dass die drei Herren - inzwischen von ihren Sackos befreit - wieder zu Klampfen und Sticks greifen und noch einmal losrocken.



Insgesamt ein mehr als gelungener Abend und ein schönes Package, weil hier drei völlig unterschiedliche Arten von Punk-Musik zu hören waren, von denen jede auf ihre Art und Weise begeistern kann. Und für 6,- Euro Eintritt hat man auch ordentlich was für sein Geld bekommen.