Konzert:

The Mission, The Awakening - Köln, Essigfabrik

Konzert vom 29.10.2016

Stolze 30 Jahre haben THE MISSION inzwischen auf dem Buckel – das ist eine lange Zeit, erst recht, wenn man davon ausgeht, dass es sich mit Rockmusiker-Jahren ähnlich verhält wie mit Hundejahren, also ein Jahr im Leben eines normalen Durchschnittsmenschen aufgrund berufsbedingter Eskapaden und Verschleißerscheinungen gleich mit mehreren Lenzen zu Buche schlägt. Die Band sieht das ähnlich, weist doch Sänger Wayne Hussey auf der bandeigenen Website in diesem Zusammenhang eigens darauf hin, dass im Büro der britischen Zeitschrift Melody Maker sogar Wetten angenommen wurde, welches Mitglied der Band aufgrund seines Lebenswandels als erstes das Zeitliche segnen würde, und dass auch die Band selbst nie geglaubt hätte, diesen historischen Tag zu erleben. Genau das tat sie aber, und um diesen Umstand angemessen zu feiern, lag es nahe, eine Jubiläums-Tour anzuberaumen – was die Herren dann prompt auch taten. Nach einigen Auftritten im heimischen Großbritannien führte sie der Weg dabei zu uns auf den Kontinent und dort – kurz vor Halloween, wie es sich für Musiker der düsteren Spielarten geziemt-  auch nach Köln. Der Einlass verlief schnell und reibungslos, die Essigfabrik war bald gut gefüllt.

 

Mit dabei waren diesmal THE AWAKENING, auf die Wayne Hussey nach eigener Aussage erstmalig auf einer Südafrika-Tour aufmerksam wurde. Die mittlerweile in den USA ansässigen Südafrikaner verstanden sich prächtig mit dem in Brasilien residierenden Hussey, man schmiedete bald Pläne für eine künftige Zusammenarbeit und deren Ergebnis gastierte nun in der Domstadt. Los ging´s mit „Razor Burn", gefolgt von „Descent“, „Upon The Water“ und „Fault“, sowie dem Bandklassiker „The Sound Of Silence", der das ehemals eher verwunschen klingende Original in die musikalische Dunkelheit hinabzog (Simon & Garfunkel hätten ihren Song vermutlich kaum wiedererkannt). Das Publikum nahm die düsterrockigen Klänge wohlwollend auf und spendete nach dem letzten Song, dem programmatischen „The Dark Romantics", reichlich Applaus.

 

Etwa eine halbstündige Umbaupause später wurde es erneut dunkel auf der Bühne, Nebel wallte auf und ein ausführliches Intro ertönte, bevor THE MISSION erschienen, um mit „Beyond The Pale" als Opener und dem anschließenden „Serpent´s Kiss“ direkt in die Vollen zu gehen. Das düster-vorwärtstreibende „Tyranny Of Secrets“ stellte den ersten Song vom aktuellen Album dar und kam ausgesprochen gut an, gefolgt vom Bandklassiker „Garden of Delight“. Die Band präsentierte sich anlässlich ihres dreißigjährigen Jubiläums in Bestform, unterstützt von Sängerin Evi Vine, die weibliche Backing Vocals beisteuerte.  Mit „Only You And You Alone“ folgte der nächste neue Song, bevor mit „Severina“ erneut ein Klassiker und Live-Hit anstand, der vom Publikum frenetisch gefeiert wurde. Nicht fehlen durften natürlich auch die erste Single vom aktuellen Album „Another Fall From Grace“, „Met-Amor-Phosis“ und der Klassiker überhaupt, „Wasteland“ vom Debütalbum „God´s Own Medicine“, mit dem als Kracher das Set zunächst einmal schloss. Aber was wäre ein Geburtstag ohne Geburtstagskuchen: ein stattliches Exemplar dieser Gattung, samt Kerzen und Jubiläumszahl darauf, wurde auf die Bühne getragen, feierlich hochgehalten und den versammelten Anwesen Dank ausgesprochen für die langen Jahre der Treue. Doch damit nicht genug: zwar wurde der Kuchen dann zunächst wieder von der Bühne getragen (hinter die auch die Bandmitglieder kurz verschwanden), aber offensichtlich nur, um dort fein säuberlich aufgeteilt zu werden, während Wayne Hussey und Evi Vine auf die Bühne zurückkehrten und dort das allein von Husseys Akustigitarre getragene, stimmungsvolle Duett „Black Mountain Mist“ anzustimmen. Es folgten (wieder in Vollbesetzung) „Butterfly On A Wheel“ und das Neil Young-Cover „Like A Hurricane“, dann tauchten auf einmal fleißige Helfer im Bühnengraben auf und begannen, den zuvor auf der Bühne präsentierten Kuchen an das Publikum zu verteilen, welches diesen Service nur gar zu gerne annahm. Während die Zuschauer mampften, zog sich die Band ein zweites Mal von der Bühne zurück (ob es im Backstage-Bereich auch Kuchen gab, bleibt im Dunkeln), ließ sich aber auch diesmal nicht lange bitten und kehrte mit „Never Is Longer Than Forever“ wieder zurück, packte noch „Belief“ obendrauf und verteilte überdies Rosen an die Zuschauer. Den Höhepunkt des Abends bildete das epische „Deliverance“, mit gleicher Begeisterung von sowohl Band als auch Publikum skandiert, und mit diesem triumphalen Abschluss war der Rummel dann nach einer Spielzeit von respektablen zwei Stunden schließlich vorbei. In diesem Sinne: alles Gute zum Geburtstag, werte THE MISSION- auf die nächsten dreißig Jahre!

 



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