Konzert:

The Meteors, Double Cross - Hamburg, Molotow

Konzert vom 05.12.2004P. Paul Fenech, Kopf der METEORS, behauptet immer wieder, sie seien die einzig wahre Psychobilly-Band. Man muss diese Ansicht nicht unbedingt teilen, was aber als sicher gilt, ist, dass sie dieses Genre erfunden haben. Seit nahezu 25 Jahren treiben die britischen Urgesteine ihr Unwesen und haben an die 4.500 Konzerte gespielt. Mit dem eben erschienen Album "These Evil Things" knüpfen sie nach dem etwas lahmen "Psychobilly" von 2003 auch wieder an den alten Sound und die alte Power an und beweisen, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Das machte große Lust auf eines ihrer legendären Live-Konzerte und so begab man sich voller Vorfreude ins Hamburger Molotow, das mit unterschiedlichstem Publikum wie Psychobillys, Rockabillys, Punks und Skins jeglichen Alters bereits zum Bersten gefüllt war.



Für gute Anfangsstimmung sorgte aber zunächst das norddeutsche Trio DOUBLE CROSS. Ihre Mischung aus Rockabilly, Rock und etwas Country konnte sich durchaus hören lassen, wenn auch einige Stücke stark an die STRAY CATS erinnerten. Der Sound war auch hervorragend, so dass man sich eigentlich nicht beklagen durfte. Allerdings steigerte sich der eh schon ziemlich rockig spielende Drummer gegen Ende immer mehr in Wirbel und viel zu viel Double Bass, was mit dem Rest einfach nicht mehr harmonierte. Mehr ins Gewicht fielen allerdings das Äußere und das nicht vorhandene Stageacting der Band. Sorry, aber der Drummer sah mit seinem langen Zopf und der runden John Lennon-Brille einfach viel zu sehr nach einem Soziologie-Stundenten im 20. Semester aus, um ihn als Rock ´n Roller ernst nehmen zu können. Dafür war er aber wenigstens engagiert bei der Sache - der Gitarrist und Sänger und der Kontrabassist standen dagegen nahezu unbeweglich herum und wirkten ziemlich unmotiviert. Fazit: Musik gut - Auftreten stark ausbaufähig. Mein Tipp: Schneidet als erstes dem Drummer die Haare und nehmt ihm die Hälfte seiner Toms und Becken weg. Dann klappt´s auch mit dem Rock ´n Roll...


Dann war es Zeit für die METEORS und mit einem typischen Horror-B-Movie-Soundtrack im Hintergrund enterten sie die Bühne. Und dann ging es ohne Umschweife direkt los mit einem 60s Surf-Instrumental - natürlich im typisch dreckig-trashigen METEROS-Soundgewand. Die Freude an der Musik wollte sich jedoch nicht sofort einstellen, da der Sound wesentlich schlechter als bei DOUBLE CROSS war. Vor allem den Kontrabass hörte man während der ersten zwei Stücke überhaupt nicht, was bei einer Trio-Besetzung natürlich tödlich ist. Ab dem dritten Stück drehte ihn der Mischer etwas lauter, aber der volle Klang blieb trotzdem aus. Die dreckige Schrebbelgitarre von P. Paul Fenech ist natürlich schwer zu mischen, besonders da sie sich ja auch auf Platte durch diesen ganz spezifischen Trash-Sound auszeichnet. Leider ist das im Molotow auch nicht 100%ig gelungen, sie hatte zu viel Höhen und war etwas zu verwaschen. Lediglich die Drums und Pauls einzigartig dreckig-morbider Gesang konnten sich gut durchsetzen.


Aber das konnte der Begeisterung der Old School-Anhänger nichts anhaben - bereits beim ersten Song bildete sich ein Pogo-Pit aus Psychobillys vor der Bühne, der sich das gesamte Konzert über halten sollte. Das Trio spielte ein Best-Of-Programm, wobei vor allem die Old School-Fans auf ihre Kosten kamen - von der letzten Platte gab es lediglich ein Stück zu hören. Besonders vom Tempo her waren die Stücke gut gemischt, so dass immer, wenn sich die Pogo-Meute einlullen zu lassen drohte, wieder ein Kracher kam, wie das großartige BLUES BROTHERS-Cover "Theme From Rawhide", der dann wieder alle Kräfte mobilisierte.


Zwei Dinge sorgten aber für etwas gedämpfte Stimmung: Zum einen war die Location nicht gut gewählt. Der durchgehende Pogo-Pit schob alle anderen Konzertbesucher an die Rückwand und an die Seite, von wo aus kaum etwas zu sehen war, weshalb die gesamte Atmosphäre etwas unentspannt war. Zum anderen schuf die Band null Kommunikation mit dem Publikum: es gab keine einzige Ansage und die Songs wurden einfach so runtergebraten. Besonders Bassist Mark Burnett zeichnete sich auch dadurch aus, dass er nahezu unbeweglich und scheinbar unbeteiligt auf der Bühne stand. P. Paul Fenech lästert ja auch mal ganz gerne boshaft über NEKROMANTIX-Frontmann Kim Nekroman, aber wenn man sich die METEORS so ansah, wollte man ihn doch mal gerne fragen, ob er weiß, was dieser Typ auf der Bühne alles reißt.


Vielleicht ist der Zenit der METEORS doch bereits überschritten. Ihr Kultstatus sorgt zwar - wie hier im Molotow - für ausverkaufte Konzerte. Mit der Energie und Spielfreude der jüngeren Bands können sie aber offensichtlich nicht mehr mithalten, der gesamte Auftritt wirkte etwas lahm und uninspiriert. Letztendlich ging ich deshalb leider etwas enttäuscht nach hause...