Konzert:

The Haunted, Mastodon, Hatesphere - Hamburg, Logo

Konzert vom 25.04.2003

"One Kill Wonder", das neue THE HAUNTED-Langeisen, brauchte bei mir einige Durchläufe, bis es zündete, hat sich aber mittlerweile in meinem CD-Player festgefressen. Und da die Schweden live bisher immer eine Bank waren, gab’s keinen Grund, warum ich mich an diesem lauen Freitagabend nicht auf den Weg in’s Logo machen sollte. Mit Mastodon und Hatesphere hatten Earache noch zwei sehr interessante Support-Acts mit auf Tour geschickt.


HATESPHERE aus dem schönen Dänemark eröffneten den Konzertabend. Deren beiden Platten sind echte Granaten, live machte sich die Band aber bisher recht rar in Deutschland. Einzig ihren Sänger hatte ich vor einigen Monaten als Illdisposed-Schreihals gesehen, bei denen er als Ersatzmann für den verhinderten Bo Summers mitfuhr. Hier und jetzt möchte ich auch meinen Bericht von dem Hamburg Konzert der Tour berichtigen: natürlich war nicht Bo voll wie zehn Russen und fiel fast von der Bühne, nein, es war der gute alte HATESPHERE -Sänger. Aber zurück in die Gegenwart. An diesem Abend im kleinen vollen Logo machte der gute Mann einen wesentlich nüchternen Eindruck und bot eine beeindruckende Show. Ständig in Bewegung, den Kontakt mit dem Publikum suchend und deshalb die arg kleine Bühne schnell hinter sich lassend, war der Mann voll unter Strom und bot eine mehr als erstklassige Leistung. Der Rest der Band hielt sich da etwas zurück, hatte aber sichtlich Spaß. Die beiden Gitarristen bangten wie die Tiere (was dem Ersatzmann an der Rhythmusgitarre seine schöne Fönfrisur kostete hehe), während der glatzköpfige Basser ständig Augenkontakt mit den Fans suchte und die ganze Zeit über grinste wie bekifft. Was er wohl auch war. Egal, ob nüchtern oder breit, die Show war geil, der Thrash-Hardcore-Mix der Dänen auch, geiler Opener. The Haunted würden sich anstrengen müssen, um diese Leistung zu toppen! (lh)

Kann ich nicht so sagen, weil ich draußen stand und auf den Kollegen Otto wartete. Tja. Dafür sollte ich ja gleich mit einem "fabulösen" Auftritt der eher nach einer ekligen Medizin klingenden Band entschädigt werden …(memme)


Und was sach ich: "Schlimmer geht’s nimmer". Natürlich waren Musikprofessoren, anspruchsvolle Musik-Fans oder einfach diejenigen, die alles doll finden, was andere nicht mögen, schier begeistert. Die Jungs von MASTODON erinnerten streckenweise an Neurosis oder Dillingers Fluchtplan. Vielleicht nicht die schlechtesten Referenzen, für mich aber eindeutig zuviel des Guten. Geschmackspolizei, machen sie was …(memme)

Aber vor THE HAUNTED standen erst noch MASTODON. Musikalisch passen sie mit ihrem Misch aus Grind, Noise und (Death) Metal nicht so wirklich ins Billing und es wurde recht schnell deutlich, daß ein Großteil der Anwesenden (den werten Memme eingeschlossen - aber der mag ja Opeth ja auch nicht hehe) mit den sperrigen, vertrackten Songs der Ex-Today Is The Day-Mucker nichts anfangen konnte. In einer Sekunde fies ballernd, in der nächsten zerbrechliche Gitarrenläufe präsentierend, dazu einen Sänger, der ziemlich unharmonisch brüllt, das ist nicht jedermanns Sache. Und schon gar nicht leicht zugänglich. So einigen Leute (darunter mir), hat’s aber vorzüglich gefallen und genossen die Tatsache, diese außergewöhnliche Band bereits das zweite Mal in diesem Jahr gesehen zu haben. (lh)

Nach dem Ende der Mastodon-Show schüttelten die Leute recht schnell ihr Erstaunen ab und die ersten "Haunted! Haunted!"-Rufe wurden laut. Und dann war es soweit, die Band um die Björler-Brüder betrat die Bühne. Die Erben der mighty At The Gates, legten los wie die Feuerwehr und steigerten sich im Laufe der Zeit mehr und mehr. Frontmann Marco war mal wieder der perfekte Entertainer, scherzte mit den Leuten, ließ die Stagediver gewähren und freute sich ein Loch in den Hintern. Die Björlers waren anfangs wie immer recht ruhig, bangten aber mit zunehmender Spieldauer mehr und mehr, ließen sich von der Ausgelassenheit der Fans anstecken. Obwohl das Logo bereits einer Sauna glich, pogten und moshten die Leute wie blöd, ständig war Bewegung vor und auf der Bühne. THE HAUNTED machten es aber auch leicht, so in Ekstase zu kommen: sie spielten einfach ihre gesamten Hits, was mitlerweile so einige sind. "Hate Song", "Hollow Ground", "Bury Your Dead" oder "D.O.A" vom neuen Album wurden frenetisch gefeiert. Marco schwitzte mehr und mehr, ärgerte sich über die umfangreichen Texte der Songs und schwor Süßigkeiten, Hamburg und Alkohol ab, da er "definitiv zu fett für diesen Scheiß" sei. Der Mann ist ein absoluter Charismabolzen und war dazu stimmlich noch in Hochform. Geile Show von ihm, geile Show vom Rest der Band, geiler Konzertabend! (lh)

Nachdem die Vorband MASTODON nicht gerade mein Fall war (und der der meisten anderen Anwesenden auch nicht), kraxelten THE HAUNTEDauf die Bretter und rumpelten richtig geil mit "Privation Of Faith Inc." und "Godpuppet" los. Der Sound war astrein, die Band agil wie Hirsch in Brunft und die Leutchens prächtig gelaunt. Auch wenns im Laufe der Show ziemlich warm wurde ("Is it warm in the audience? We’re boiling up here!”), kreisten die Matten permantent durch die Gegend (na ja, meine nicht so, habe keine). Was in erster Linie an den gebotenen Songs (unter anderem kamen "In Vein", "Three Times", "Bury Your Dead", "Hollow Ground", "D.O.A.", "Shithead", "Bloodletting" und "Choke Hold" zum Einsatz) lag, die hammertight und mit reichlich Power abgeschossen wurden. Sänger Marco Aro, dem in seinem Nylonhemd die Soße literweise in die Schuhe gelaufen sein muß, war in Topform und feuerte an, wo’s ging (mit Blick auf ein paar alte Beatles-Poster an der Wand meinte er: "Those were the times when we HAUNTED the streets in the 60’s!"). Die Björler-Brüder, sowie Gtarrist Jensen und Drummer Per M. Jensen lieferten Riffs vom Faß und punktgenaues, super getimtes Drumming, wie es sonst nur Kannibalen und Totschläger auf die Reihe bringen. Irgendwann dann kurz vor zwölf hieß es leider: "It’s nearly twelve. So we’ve only got time for one more. Let’s have some good friendly violent fun.” So gabs dann zu guter Letzt noch was zum Hassen mit auf den Rückweg, nämlich den –was sonst?- "Hate Song". Ich muß sagen, daß war einer der geilsten Gigs der letzten Zeit; jedenfalls hatte ich am nächsten Morgen noch derbe Nackenschmerzen... (do)

Tja und da hamse Recht, wenn man einmal vomMASTODON-Belag zwischen zwei fetten Thrash-Burger-Hälften absieht. Wie eine Befreiung feierten die Anwesenden die Schweden, sie knüppelten und rüpelten von Sekunde eins an wie die Weltmeister durch die Gegend. Nach und nach fing auch der abwartendste Banger an, sein Haupthaar durch die stickige Luft zu wirbeln. Klasse Band. Wenn ich bloß wüsste, ob sie das Mega-At-The-Gates-Cover "Blinded By Fear" gespielt haben. Ich glaube, eigentlich nicht. Aber das macht den Thrash-Kohl auch nicht fett. Die Herren hatten auch so genügend geiles Material am Start. Und sie spielten und spielten und spielten und es war schnell und fett und schnell und schnell und fett. Geil, und mit Sicherheit kein "One Kill Wonder".



Mehr Infos:The Haunted
Mastodon
Hatesphere