Konzert:

The Bones, Demented Are Go, The Hunns, Damnation - Hamburg, Bunker

Konzert vom 15.04.2004Anlässlich der Where-The-Bad-Boys-Rock-Tour hatte das Dortmunder Punkrock-Label I Used To Fuck People Like You In Prison-Records (mein Lieblings-Label-Name!) in den Bunker Feldstraße geladen und präsentierte dort vier seiner Bands. Das Konzert war kurzfristig vom Knust dorthin verlegt worden - niemand weiß genau, warum - , was ziemlich seltsam anmutete, da hier ja bekanntermaßen die Promi-Szene um Bohlen & Co. Ihren Schampus schlürft. Und so richtig eignete sich diese Location für ein derartiges Konzert auch nicht, da das Ambiente mit seinen schwarzen Leder-Polster-Ecken, orangen Theken-Hänge-Leuchten und grauenvollen Bildern in riesigen goldenen Rahmen dementsprechend unpassend war. Aber zugegeben, als der Laden irgendwann voll war, der Club also mit ausreichend normalen und netten Menschen bevölkert war, ging´s irgendwie okay - bis auf den z.T. enorm schlechten Sound und das warme Holsten für 3 Euro...



Den Anfang machten DAMNATION aus Los Angeles, und die hatten nicht nur mit einem überaus schlechten Sound zu kämpfen, sondern auch mit einer fast leeren Halle, was das Ganze auch nicht besser machte. Das, was man heraushören konnte, war allerdings auch nicht besonders prickelnd: wenig origineller Punkrock und dabei überhaupt nicht straight gespielt. Drums, Bass und Gitarre schienen irgendwie nie zusammen auf dem Punkt zu sein, weshalb Druck erst gar nicht entstehen konnte. Eine beeindruckende Show lieferte in gewisser Weise lediglich Sänger Shaun Kama. Er kann zwar nicht besonders toll singen und poste z. T. ziemlich peinlich rum, aber obwohl vor der Bühne keine Menschenseele stand und zwischen den Stücken so gut wie kein Applaus zu hören waren, ging er während des gesamten Konzerts völlig ab, rannte und sprang herum und machte das nicht-vorhandene Publikum an, als wenn der Laden voll und vor der Bühne eine Pogo-Meute in vollem Gange wäre. Respekt! Trotzdem muss man sagen, dass, wer bei DAMNATION noch nicht da war, wirklich nichts verpasst hat.



Die HUNNS sollten dann der erste Höhepunkt des Abends werden. Im Mittelpunkt standen hier Sänger Duane Eddy, Sänger der U.S. BOMS und mehrfacher Skate-Weltmeister, und Bassistin Corey Parks, die früher bei NASHVILLE PUSSY die Saiten zupfte. Mit den beiden standen zwei echte Punkrock-Kultfiguren auf der Bühne und genau das strahlten sie auch aus. Duane Eddy, der wie immer völlig fertig und leicht asig aussah, war offensichtlich bestens gelaunt und sprang herum wie ein Derwisch. Corey Parks gab dagegen die coole Rock-Bitch und beeindruckte alleine schon durch ihre Körper- und Körbchengröße. Leider war der Sound immer noch ziemlich schlecht, aber man konnte deutlich genug hören, dass hier spiel- wie songtechnisch ein ganz anderes Niveau geboten wurde als bei DAMNATION: Dreckiger, kickender Los-Angeles-Punkrock, genau wie er sein muss. Gegend Ende gab es noch eine kleine Feuerspuck-Einlage von Duane und Corey, was nicht unbedingt hätte sein müssen, aber trotzdem witzig war und gut ankam. Vorläufiges Fazit: Die hätten gut länger als 45 Minuten spielen können.



Ein Großteil des Publikums war wohl wegen DEMENTED ARE GO gekommen. Leider zeigte sich aber an dem Abend, dass die besten Zeiten dieser Psychobilly-Urgesteine wohl vorbei sind. Aber sie sahen sehr gut aus: zu sehen gab es u. a. gigantische Tollen, schöne Horror-Blut-Bemalungen und das schwarze Latex Outfit von Sänger (sehr süß auch der Totenschädel, der am Mikro-Ständer hing).
Am spielerischen gab´s eigentlich auch nichts zu meckern, bei DEMENTED ARE GO sind ausschließlich fähige Musiker am Werke. Vor allem Bassist Doyle beeindruckte gerade auch durch seine Bühnen-Show: Obwohl er das größte Instrument von allen spielte - einen wunderschönen tiefschwarzen Kontrabass - war er der beweglichste Musiker. Überhaupt waren die besten Stellen diejenigen, wenn nur Drums und Kontrabass spielten, wobei man hier kaum noch von Slappen sprechen konnte - Doyle hat viel mehr auf seinen Bass eingeprügelt. Auf Dauer waren sowohl Band als auch die Stücke aber schlicht und einfach langweilig. Das Publikum schien das allerdings nicht weiter zu stören, denn ein großer Teil ging bis zum Schluss ordentlich mit. Ich persönlich war aber nicht undankbar, als sie nach 60 Minuten endlich aufhörten. Ich möchte hier keinem Fan zu nahe treten, aber im Vergleich zu den etwas jüngeren aber auch schon nicht mehr jungen MAD SIN schneiden DAG besonders live eindeutig schlechter ab.


Dann kamen die BONES, und ab dem ersten Ton war klar, warum sie die Headliner waren. Böse Zungen tun ihre Musik gerne als "halt so Schwedenrock" und noch bösere Zungen die Band als die schwedischen SOCIAL DISTORTION ab. Erstens stimmt beides auch ein bisschen, zweitens wollen sie aber auch gar nichts anderes sein und drittens machen sie einfach tierisch Spaß. Sie vermischen Punkrock und Rock ´n Roll mit Mitgröhl-Refrains, die oft nach dem ersten Hören zu Ohrwürmern werden und fügen noch eine Prise Humor und Spaß dazu und schon hat man die perfekte Party-Mucke. Es darf gepogt werden! Und das ließ sich das Publikum nicht zweimal sagen - direkt ab dem ersten Songs ging´s in den vorderen Reihen ab, als wenn es kein Morgen gäbe. Und auf einmal war der Sound auch richtig gut! Die BONES waren aber an dem Abend auch wirklich in Höchstform und lieferten eine perfekte Rock-Show ab. Großartiges Rumgepose haben sie nicht nötig, auch so ist ständig Bewegung auf der Bühne. Das Programm bestand fast ausschließlich aus älteren Stücke, da die neue Platte zu dem Zeitpunkt des Konzerts im Handel noch gar nicht erhältlich war, so dass es nur ein Stück davon zu hören gab. Ansonsten gab es alle Hits der früheren Veröffentlichungen - insgesamt wirklich ein sehr schönes und rundes Programm.


Und dann gab es noch eine sehr schöne Geste am Rande, die sicherlich die gesamte Stimmung der People-Like-You-Tour widerspiegelte: Als DAMNATION Sänger Shaun, der den Auftritt der BONES offenbar völlig begeistert am Bühnenrand verfolgte, sich ein Mikro schnappte und einen Refrain mitsang, holte ihn Bassist Andi Nero in die Mitte der Bühne vors Mikro, und da blieb er dann auch während des ganzen Songs. Schön zu sehen, dass es hier keinen Konkurrenzkampf gab, sondern tatsächlich immer noch ein Miteinander-Abrocken. Das ist sogar im Punkrock nicht mehr häufig zu sehen.