Konzert:

The 69 Eyes, The Other - Köln, Essigfabrik

Konzert vom 22.03.2023

Drei Jahre ist es her, dass THE 69 EYES zuletzt in der Domstadt gastierten – drei lange Coronajahre, in denen gefühlt die Welt Kopf stand und nichts mehr ging. Zeit, die Dinge wieder ins Lot zu rücken! Doch was war das? Auf dem Weg nach Köln war die Autobahn nahezu leergefegt (ein höchst seltener Zustand, wie Einheimische und versierte Hörer des Verkehrsfunks gleichermaßen wissen), dann in der Stadt: die Parkplätze in der Nähe der Essigfabrik: alle frei. Der Bereich vor der Essigfabrik: nahezu menschenleer. Und der Innenraum: ihr ahnt es. Hatte sich hier unbemerkt die Zombieapokalypse ereignet? Oder war dies der tragische Beweis für das, was zuvor schon von verschiedenen Seiten zu hören gewesen war, nämlich dass gerade Konzerte von kleiner bis mittlerer Größe unter drastisch zurückgegangener Nachfrage zu leiden haben? Doch zum Glück entpuppte sich der anfängliche Eindruck als trügerisch, denn das Publikum kam doch noch, wenn auch erst kurz vor knapp.

Als Support mit von der Partie waren diesmal die Horrorpunker von THE OTHER, die als aus NRW stammende Band quasi ein Heimspiel hatten. Vorwärtstreibende Songs wie „Beware Of Ghouls“, „Turn It Louder“ und „Vampire Girl” bereiteten zumindest thematisch schon mal den Weg für THE 69 EYES, auch wenn das Publikum dabei noch nicht so recht auf Touren kam. Fairerweise muss allerdings auch gesagt werden, dass sich die Essigfabrik erst im Laufe des Auftritts zunehmend füllte, da ein nicht unbeträchtlicher Teil der Konzertgänger – durch Corona offenbar bequem geworden – es vorzog, erst einzutreffen, während die Band bereits auf der Bühne stand und die Hälfte ihres Sets absolviert hatte.  Letzteres fiel dafür mit knapp 45 Minuten Spielzeit vergleichsweise üppig aus, so dass auch die Nachzügler in der Menge nicht klagen konnten und noch ein paar Songs auf die Ohren bekamen, bevor die Kombo sich schließlich verabschiedete – selbstverständlich nicht, ohne noch einmal einen Vorfreude-Applaus für die Headliner des Abends einzufordern, der gerne gewährt wurde.

Nach einer halbstündigen Umbaupause war es schließlich soweit: die das Licht ging aus, die Helsinki Vampires betraten die Bühne und gaben mit „Devils“ als Opener gleich mal richtig Gas, der anfänglich zu leise Gesang war schnell passend eingepegelt. Mit „Feel Berlin“ folgte ein weiterer eingängiger Ohrschmeichler, der einen die mehrjährige Zwangspause in Windeseile vergessen ließ und während dessen tatsächlich rote Unterwäsche auf die Bühne geworfen wurde: „Ein vielversprechender Start“, wie Sänger Jyrki  69 grinsend kommentierte. Die Band präsentierte sich energiegeladen und gutgelaunt, das Set strotzte nur so vor liebgewonnenen Klassikern wie „The Chair“, „Betty Blue“ und „Gothic Girl“ und verzichtete weitestgehend auf Exkurse in jüngere musikalische Gefilde. Einzig „Cheyenna“ und „Two Horns Up“ stammten vom letzten regulären Studioalbum „West End“ von 2019. Überhaupt war die Tour insofern ungewöhnlich, als noch kein zugehöriges Album erhältlich ist: „Death Of Darkness“ erscheint erst am 21.04.2023. Entsprechend, so Sänger Jyrki 69, habe man überlegt, ob man die Tour wirklich durchführen solle: „Aber wir machen ja sowieso immer alles anders als alle anderen, warum also nicht auch das?“ Schließlich sei ihr Sound ohnehin old school: „We´re playing all these old songs and even the new ones sound old!“ Während der Überlegungen habe er schließlich seine einzige Kontaktperson in Deutschland angerufen und gefragt, was diese davon halte: Sänger Thorsten alias Rod Usher von THE OTHER, der sofort vehement dafür gewesen sei. Also: selbst wer sich für THE OTHER vielleicht nicht ganz so sehr erwärmen konnte oder die Band als Spätankömmling schlicht verpasst hat, hat dem Mann etwas zu verdanken. Zwei neue Lieder gab es dann aber trotzdem zu hören, nämlich die beiden bereits vorab ausgekoppelten Singles „Drive“ und den Titeltrack „Death Of Darkness“. Letzteren kündigte Jyrki mit der Aufforderung zu einer kleinen Zeitreise an: „Let´s pretend it´s 2001 again and everything is good!“. Wer hätte das nicht gerne? Beim Blick auf die Bühne zumindest bedurfte es dazu tatsächlich keiner gar zu ausgeprägten Vorstellungskraft, denn wie auch immer die Bandmitglieder – und besonders Jyrki 69 – es anstellen, sie sehen tatsächlich noch ziemlich genauso aus wie vor 20 Jahren. Vielleicht ist an der Vampirgeschichte ja doch was dran… Wie groß die Freude darüber, dass die lange, coronabedingte Durststrecke endlich vorbei ist, auch auf Seiten der Band war, wurde deutlich, als Jyrki sich beim Publikum dafür bedankte, dass es gekommen sei und tatsächlich immer noch seine Freizeit opfere, um zu einem Konzert zu gehen und „diese alten Lieder zu hören“. Es sei eine harte Zeit für alle gewesen und es sei großartig, dass alle Anwesenden wohlauf und hier sein könnten: „We are the lucky ones. But: there is one thing we can do. One thing we gotta do: we gotta rock!“. Woraufhin die Band ein Cover des gleichnamigen Songs von BOYCOTT anstimmte und die Menge vor der Bühne dem Aufruf nur gar zu gerne folgte.

Nach „Brandon Lee“ folgte der erste Abgang, aber die Helsinki Vampires ließen sich nicht lange bitten und folgten den Zugaberufen rasch zurück auf die Bühne. Dort allerdings brach Jyrki 69 zunächst einmal eine Lanze für die Kollegen von THE OTHER, honorierte deren Einsatz und ermunterte das Publikum, die Band nach Kräften zu unterstützen: „Make Thorsten Germany´s next rockstar!“. Da die Menge aber doch erst mal gerne weiter mit den Headlinern feiern wollte, gab es zum Nachschlag noch „Framed In Blood“, „Dance D´Amour“ und schließlich in altbewährter Tradition den Gassenhauer und Dauerbrenner „Lost Boys“ zum furiosen Finale. Als sich die Finnen dann unter zahlreichen Dankesbekundungen schließlich endgültig zurückzogen, hinterließen sie ein zufriedenes bis euphorisches Publikum, das genauso froh über das Ende der langen musikalischen Flaute war wie die Bandmitglieder selbst. Auf dass die nächste Tour nicht so lange auf sich warten lassen möge!

 



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