The 69 Eyes, The Ghost Wolves - Köln, Gloria
Drei Jahre ist es her, seit THE 69 EYES das letzte Mal in Köln gastierten – auch wenn Sänger Jyrki 69 letztes Jahr einen Zwischenstopp mit seinem Nebenprojekt THE 69 CATS in der Domstadt einlegte. Entsprechend war vor dem GLORIA auch bereits vor dem geplanten Einlass um 19 Uhr eine tiefschwarzgewandete Schlange anzutreffen, die sich aber mit geradezu vorbildlicher Ruhe und Gemütlichkeit ins Innere bewegte, sobald die Türen geöffnet wurden. Im Bühnenraum selbst verteilte sich die Schar in alle Winde, so dass zunächst reichlich Platz herrschte und man sich fast fragte, ob das etwa tatsächlich schon alles gewesen sein sollte, doch der größere Teil der Menge drängte dann kurz vor Konzertbeginn noch ins Haus, woraufhin auch die Innentemperatur deutlich nach oben schnellte.
Mit von der Partie waren diesmal die Texaner THE GHOST WOLVES, deren Bühnenrequisite in Form einer Werwolfsmaske beim einen oder anderen zunächst für etwas Verwirrung sorgte – Werwölfe bei den Helsinki Vampires? Nun gut, das neue Album heißt schließlich auch „Universal Monsters“, da kann man sich wohl auch mal vorübergehend mit der Konkurrenz verbrüdern. Das Duo, bestehend aus Schlagzeuger und Sängerin / Gitarristin (ein WHITE STRIPES-Vergleich drängt sich an dieser Stelle unweigerlich auf), tat sein Bestes, um sich schon rein optisch von den Headlinern abzuheben, was Sängerin Carley „Carazy“ Wolf auch höchst erfolgreich gelang – ganz in Weiß bei einem 69 Eyes-Konzert zu erscheinen, das garantiert auf jeden Fall Aufmerksamkeit. Zum Besten gegeben wurde dreckig-rockige Songs wie „Cry Babies Go Home“ und das vom Flair her gesanglich irgendwie vage an J-Poprock erinnernde „Attack Attack Attack“, dazu wurde fleißig mit der eingangs bereits erwähnten Werwolfsmaske posiert. So ganz mitreißen konnte die Band die Menge nicht (was vielleicht auch an der etwas gewöhnungsbedürftigen Stimme von Sängerin Carley lag, die – für 69 Eyes-Hörer—am komplett entgegengesetzten Ende des Tonspektrums und damit der üblichen Hörgewohnheiten angesiedelt war), doch man gab sich alle Mühe und bei „Gonna Live“ gelang es dann doch noch, das eher faule Publikum zum Mitsingen zu animieren.
Danach kehrte erst einmal wieder Ruhe ein und während der Umbaupause wurde der Innenraum des Gloria dann doch ordentlich voll, als immer mehr Konzertbesucher in Richtung Bühne drängten. Schließlich wurde es dunkel und es erklang – ein französischer Chanson. Kein gewohnt vampirisch-musikalisches Thema, kein einschlägiger Filmsoundtrack, nein, der geneigte Leser hat richtig gelesen: hier kam Hochkultur. Französische Hochkultur, und zwar in voller Länge, bis zum letzten Ton. Das sorgte an mancher Stelle für verwundert hochgezogenen Augenbrauen, doch schließlich erschien dann doch die richtige Band—die, für die man auch glaubte, Karten gekauft zu haben, bevor man in einem kurzzeitigen Anfall von Verwirrung in Erwägung zu ziehen begann, bei der Anreise vielleicht doch irgendwo falsch abgebogen und aus mysteriösen Umständen versehentlich in der Kölner Philharmonie gelandet zu sein, wenn auch mit für dortige Verhältnisse höchst untypischem Publikum. Einmal auf der Bühne angekommen, legten THE 69 EYES direkt mit dem Kracher „Devils“ los und räumten damit sämtliche Zweifel endgültig aus. Eine gewisse Vorliebe für französisches Flair, zumindest von Seiten Jyrkis, zog sich aber unübersehbar durchs ganze Set, brachte der Sänger doch bei jeder sich bietenden Gelegenheit französische Floskeln an und bedankte sich bevorzugt mit „Merci“. Mit „Jet Fighter Plane“ kam schon an zweiter Stelle der erste Song vom neuen Album, gefolgt von den beiden Klassikern „Betty Blue“ und „Gothic Girl“. Überhaupt fanden sich zur hellen (oder sollte man in diesem Zusammenhang besser sagen „dunklen“?) Freude des Publikums überdurchschnittlich viele ältere Songs im Set, darunter auch—frenetisch umjubelt—der Bandklassiker schlechthin, „Wasting The Dawn“, zusammen mit „Angel On My Shoulder“, „Sleeping With Lions“, „Feel Berlin“ und natürlich „The Chair“. Mit „Miss Pastis“ und dem rockigen „Dolce Vita“ waren lediglich noch zwei weitere neue Lieder vertreten, der überwiegende Anteil des restlichen Materials hatte schon über zehn Lenze auf dem Buckel und beglückte Band wie Publikum gleichermaßen damit, mal wieder auf die Bühne zu dürfen. Nach „Brandon Lee“ folgte der Abgang, der jedoch nicht lange währte und schnell von Schlagzeuger Jussi 69 beendet wurde, der ein für allemal klären wollte, welches Publikum in welcher Stadt denn nun das lauteste und damit feierwütigste sei. Köln stehe in direkter Konkurrenz zu Berlin am darauffolgenden Abend und solle sich entsprechend mal ordentlich anstrengen – die Menge tat wie geheißen und hinterließ einen zufriedenen Drummer, der versicherte, da müsse Berlin sich nun warm anziehen. Derart bestätigt zog auch der Rest der Band wieder auf die Bühne und startete mit dem Ramones-Cover „ I Just Want To Have Something To Do“ in die Zugabe. Es folgten noch „Dance d´Amour“ und als Rausschmeißer die Mitsinghymne „Lost Boys“, bevor die zufrieden wirkende Vampirtruppe sich von ihrem ebenfalls glücklichen Publikum verabschiedete, um sich auf den Weg zu den mutmaßlich – nein, ganz sicher!—leiseren Berlinern zu machen.
Mehr Infos:The 69 EyesThe Ghost Wolves