Konzert:

Taubertal Festival 2004 - Sonntag

Konzert vom 15.08.2004Nachdem der Sieger des EMERGENZA-Festivals, die Hamburger Band MR.
BROWN mit gebührendem Beifall auf der Center-Stage gekürt wurde, folgte mit
POWER PERCUSSION ein Klangerlebnis, welches wahres Rhythmusgefühl in
Vollendung demonstrierte. Die trommelten auf fast alles was Lärm machte
herum (Mülleimer, Bleche, Ölfässer, Schüsseln, usw.) und brachten dabei
immer wieder verdammt gute Klangüberraschungen zusammen.


Danach ging es mit den Punkrockers der TERRORGRUPPE in die Vollen. Die
Kreuzberger Punker um Archi "MC" Motherfucker rotzten ihren Aggropop
geradewegs heraus und machten dabei keine Gefangenen. Die Fans vor der Bühne
ließen sich da dann auch nicht lumpen - Pogo und Moshpits bestimmten das
Bild. Von "Angela" bis zu "Marilyn" bekamen alle ihr Fett weg - die
Kelly-Family erwischte es dabei besonders hart. Treibt doch ein Mitglied
dieser "Kultcombo" laut TERRORGRUPPE mittlerweile Tod im Rhein, und der CSU
(und den anderen Parteien) streicht man musikalisch gerade mal den Airbag
(für was das auch immer gut sein mag J. Der Gesang war zu Anfang des Gigs
leider etwas zu leise, das glich der restliche Monstersound seitens der
Gitarre aber problemlos aus - aber den einen oder anderen Ska-Takt hätte man
sich meiner Meinung nach sparen können - dass ist bekanntlich aber wohl
Geschmackssache. Ach ja, ein geiles Bin Laden T-Shirt hatte Archi auch noch
an: "Never trust a Hippie" - recht hat er. (hardy)


Als Freund härter Klänge (aber mit einer Menge Toleranz ausgestattet) war
ich doch ein bisschen auf die deutschen Shootingstars von "WIR SIND HELDEN"
gespannt (genauso wie die TERRORGRUPPE gab es die letztes Jahr auch schon
auf der Zeltbühne im Taubertal - die Veranstalter haben da ein gutes
Händchen was Bands angeht). Und das Berliner Quartett konnte Live durchaus
überzeugen - wobei bei den Helden Live ganz klar nicht der eher
keyboardlastige Sound des Albums dominierte. Live war ganz klar Schlagzeug
und Gitarre vorne. Dabei kommt es Fr. Judith Holofernes sowieso weniger auf
die Musik als auf die Aussagekräfte der zum Teil doch recht ironischen Texte
an. Mit nur/erst einem Album auf der Habenseite waren es verständlicherweise
die bekannten Hits welche für ausgelassene Stimmung sorgten: "Guten Tag",
"Aurelie" und vor allem "Wir müssen nur wollen" und natürlich "Denkmal".
Ironie hin oder her - gute Laune Musik war es allemal und das Wetter passte
am Festivalsonntag ja auch endlich. Ihre Mixtur von traurig bis launig, von
Balladen und Deutschrock (mit leichter Punk -Attitüde) kam von der
sympathischen Band um die singende und gitarrenspielende reizende Frontfrau
ehrlich rüber. Gegen Ende des 70-minütigen Auftrittes gab es dann sogar noch
eine Version des Led Zeppelin-Klassikers "Whola Lotta Love" - wobei als
Sänger der männliche Kollege von Fr. Holofernes mit seiner etwas zu
höhenlastige Stimme nicht ganz überzeugen konnte. Denke WIR SIND HELDEN
werden wohl in den nächsten Jahren noch so einige Festivals an prominenter
Stelle spielen. (hardy)


Ein echtes Highlight war dann MOTHER TONGUE, welche sich direkt nach den
Helden im Zelt die Ehre gaben. Da ist mir bisher wirklich was entgangen -
von einem Bekannten als Tipp empfohlen hauten mich die vier Amis aus Los
Angeles geradewegs aus den Stiefeln. Hauptsänger und Bassist David "Davo"
Gould und seine Band boten ein fettes Riffgewitter in bester Rage Against
The Maschine-Manier. Die Hammerparts wechselten sich ab mit melancholischen,
fast bluesigen Einlagen; dazu kam das Rhythmusgefühl der Peppers und dank
dreier Sänger eine Variabilität in den Songs welche zusätzlich zur Musik
faszinierte. Funk und Soul werden in die Songs eingewoben und in ein dreckig
rockiges Gewand verpackt - es gibt nicht viele Bands die so toll grooven wie
MOTHER TONGUE. Das hört man nicht nur, man spürt es auch am ganzen Körper -
denn fast niemand der Anwesenden im Zelt konnte bei diesem intensiven
Liveauftritt ruhig dastehen. Wenn MOTHER TONGUE außer mir nicht noch alle
anderen Anwesenden im Zelt (zwischen den Helden und den Ärzten waren es
leider nicht so viele) als neue Fans gewonnen haben, verstehe ich die Welt
nicht mehr. Die Masse vor der Hauptbühne konnte da einen nur leid tun - die
haben echt was verpasst. (hardy)


Das ganze Taubertal war proppevoll und wartete nun gespannt auf den Hauptact
des Festivals - DIE ÄRZTE. Und die spannten ihr Publikum erst mal mit einem
viertelstündigen Intro so richtig auf die Folter bevor der Vorhang mit den
zwei überdimensionalen "ä" fiel und die Berliner mit dem Song "Nicht allein"
vom aktuellen Longplayer "Geräusch" eröffneten - ach ja, und natürlich mit
dem Satz: "Wir sind die Ärzte aus Berlin". Der Set bestand dann auch
überwiegend aus Material des Chartalbums und vor allem "Nicht allein"
(klasse Livehammer), "Dinge von Denen", "Die Klügsten Männer der Welt",
"Nichts in der Welt", "Deine Schuld", "Pro-Zombie" (irgendwas erzählte Bela
da in der Einleitung noch von seiner Stiefmutter) und dem kultigen "WAMMW"
wurden von den zum Teil ekstasischen Fans abgefeiert (vor allem die
weiblichen Anhänger der Combo schienen kurz vor einem Nervenzusammenbruch zu
stehen). Bereits nach einer Stunde flogen diverse Kleidungsstücke, in der
Mehrzahl BHs auf die Bühne (aber auch zwei Plastikflaschen die jedes Mal
genau Farins Gitarre trafen - wann hören manche Deppen mit so einem
Schwachsinn nur endlich auf? Bitte von mir, wenn das nächstes mal jemand
neben euch macht - schmeißt ihn raus). Allerdings schienen nur Bela B. und
Rodrigo Gonzales die Empfänger der BH-Gaben zu sein. Farin machte einen echt
frustrierten Eindruck, was er durch "lustloses" geklimmpere mit seiner
Gitarre zum Ausdruck brachte bevor sich dann doch jemand erbarmte und ihm
einen BH Überreichte - der liebe Bela war´s. Dafür konnte Farin Urlaub mal
wieder überhaupt nicht den Rand halten und somit nahm die Show bzw. die
Ansagen zwischen den Songs (oder waren es Songs zwischen den Ansagen)
teilweise Comedy-Charakter an - unterhaltend war das allemal. Gegen Ende des
Auftrittes gab es dann doch noch einige der bekannte Gassenhauer, u.a.
"Schrei nach Liebe" (mit Pyrotechnik in Szene gesetzt) und "Der Graf" (Bela
mit kultigem Vampirmantel hintern Schlagzeug), welche die Stimmung nun
endgültig zum überkochen brachte. Das dabei jeder noch gerne ein paar andere
Songs gehört hätte versteht sich von selbst, aber bei der Songauswahl auf
welche DIE ÄRZTE zurückgreifen können kann man wirklich nicht allen recht
machen. Ich zum Beispiel hätte noch gerne ein paar der ganz alten Stücke
gehört. Was soll´s? Gut war´s trotzdem. Den spaßigen, über zweistündigen Set beschloss man dann gekonnt und wie
immer mit "Westerland" (was keine Insel ist lieber Farin) - nachdem man uns
schon mit der ersten Takten von "Besserwisserboy " geschockt hatte. Als die
Fans dann immer noch nicht genug hatten, gab es vom Veranstalter noch 2
Minuten Extrazeit - bei den ÄRZTEN reicht dies nach einer ausführlicher
Ansage immer noch für einen schnellen Nackenbrecher- wohl bekomm´s. (hard<)


Mit einem beeindruckendem Feuerwerk hinter der Center-Stage und vor der
hellbeleuchtenden nächtlichen Kulisse von Rothenburg ging das ÄRZTE-Konzert
zu Ende - das Festival noch nicht; für "hartgesottene" gab es noch Mia auf
der Zeltbühne - wer´s mag. Ich für meinen Teil war erst mal restlos bedient
und zufrieden und die Vorfreude auf das 10-jährige in 2005 ist auf jeden
Fall schon da - und dass die Veranstalter von KARO dafür ein klasse Programm
auf die Beine stellen werden haben sie während der 3 Tage des
Taubertal-Festivals mehr als einmal durchblicken lassen. Auf das wieder mal
ausverkaufte Taubertal 2005 (vom 12. - 14. August) freuen wir uns jetzt
schon. (hardy).



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