Taubertal Festival 2004 - Samstag

wir uns nochmal bei der vierten Stage des TTOA vorbeizuschauen, denn die
Jack Daniel´s Karaoke Bühne mit integriertem Luftgitarren Wettbewerb war
immer einen kurzen Abstecher wert. Diese unterhaltsame Geschichte bot zum
teil großes Kino, denn hier wurde nicht nur performt was dass Zeug hielt,
nein es waren sogar richtig geile Sänger/innen dabei die Hits von AC/DC BON
JOVI oder FOUR NON BLONDS locke raus dem Ärmel schüttelten ohne auf den
Teleprompter zu schauen - Respekt!! Der ergiebige Regen sorgte dann aber für
einen akuten Ortswechsel in den etwas trockeneren Pressebereich.
An die nächste Band auf der Hauptbühne hatte zumindestens meine Wenigkeit
keine allzu tollen Erinnerungen, denn die "Leistung" vor zwei Jahren an
gleicher Stelle trotz des damaligen A-Ha Coverhits "Take On Me" war doch
etwas mau. Doch egal jeder sollte zumindestens eine zweite Chance kriegen
und so natürlich auch 4LYN. Tatsächlich haben die Hamburger Jungs eine Menge
dazu gelernt und vor allem ihre Songs sind besser geworden. Nerviges
Gekreische und Gerappe hielten sich angenehm in Grenzen. 4LYN sind ja einige
der wenigen deutschen Bands im harten Bereich, die zwar oft umstritten sich
aber bereits eine breite Fanbasis erspielt haben. Dies merkte man auch auf
dem Taubertal, für eine "Vorband" wurde richtig gut mitgemacht .. ich sag´
nur die "Braveheart-Aktion" mit Spaltenbildung im Publikum und
anschließendem voll Gegeneinander anrennen! Musikalisch hat man sich ja auf
dem neuen Werk "Take It As A Compliment" etwas mehr weg vom New Metal Krach
hin zu Rock entwickelt, dies hörte sich gar nicht so übel an, wenn auch die
alten Kracher doch am besten ankamen. Nur über die "Frisur" des ansonsten
sympathischen Sängers gibt´s nix zu deuteln - an alle Fans: Sammelt bitte
für einen Frisörgutschein. (maio)
Zuletzt ging es bei der Münchner New Rock Nachwuchshoffnung ALEV doch recht
turbulent zu, denn zum einen hatte man endlich einen Plattendeal ergattern
können aber zum anderen wiederum verließen zwei Mitglieder kurzfristig die
Band. ALEV zeigten sich hiervon jedoch ziemlich unbeeindruckt und zeigten
eine gewohnt, auch dank ihrer wie immer sehr ausdruckstarken Sängerin ALEV
(Lenz), einen starken Auftritt auf der Sounds For Nature Bühne. Wie gesagt
das Zusammenspiel der Band war in Ordnung, klar es dauerte beim Publikum
etwas bis die nicht immer sofort eingängigen Songs ihre Wirkung entfalteten
aber dann hatte sich diese Wahnsinnstimme auch diesmal das Eis gebrochen.
Die Balance zwischen kraftvollem Rock sowie viel emotionaler Tiefe und
diesen typischen Gitarrenriffs in leichter Nu Metal Attitüde funktioniert.
Den passenden Kontrast hierzu bilden dann die etwas sphärisch, leicht
verträumteren Songs - guter Gig. Wir sind gespannt auf die erste "richtige"
CD demnächst. (maio)
Den meisten dürfte TITO & TARANTULA noch in einigermaßen guter Erinnerung
sein, den die Band hatte 1997 eine Soundtrack Hit mit "After Dark", den sie
dann auch spielten allerdings (leider) erst fast ganz am Schluß. Und
überhaupt haben die Jungs und ihre Gitarristin (gewann die Wahl zur Lady mit
dem hässlichsten Pullovermuster übrigends um Längen!!) anscheinend schon
sehr viel Filmmusik gemacht, denn es wurden lt. eigenen Aussagen einige,
aber größtenteils recht langweilige Songs u.a. auch in spanisch, hiervon
gespielt. Als "Tequila-flavored Rock´n´Roll" angepriesen erinnerten mich die
Mexikaner mit diesen zwar erdigen aber oft etwas altbackenen Riffs doch viel
eher an eine Inka kompatible Fußgängerzonenband so um die Weihnachtszeit
herum - o.k. ist vielleicht ein wenig hart, denn am Ende kam sogar richtig
Stimmung auf als man zusammen mit Michael MITTERMEIER (mit eigener) Gitarre
bewaffnet "Should I Stay Or Should I Go" auf das Partyvolk los lies. (maio)
Nach einer kurzen Abräumpause setze zum erstenmal an diesem Tage dass
sogenannte "Headlinger-Fieber" ein, denn alle wollten Comedy Star MICHAEL
MITTERMEIER sehen. Er kam diesmal leider ohne seine Gitarre und ohne
Begleitband. Nach seinem Durchbruch zum Star mit dem bekannten "Zapped - Ein
TV-Junkie knallt durch" Programm sowie den Single Hit "Kumba Yo" ist dass
neue Album zwar (noch) nicht ganz so erfolgreich aber dies tat dem Auftritt
keinerlei Abbruch, ganz im Gegenteil - dieser Mann ist live eine Granate.
Ein lob hier auch mal an die Verantwortlichen des Festivals, es war eine
sehr gute Idee auch mal etwas Comedy mit ins Boot zu nehmen. Ansonsten geht
es bei Mittermeier wie gewohnt derb zu seine Geschichten rund um die
bekannten Themen Frauen, Einparken, Schröder, Ossies, Sex und Frauen kam bei
dem tapfer im Regen ausharrenden Publikum bestens an und sorgte für beste
Stimmung zu bringen. Mit Jeans und "Jesus" T-Shirt rechnet er gnadenlos mit
den vielen deutschen notorischen Schwarzsehern sowie Jammerlappen ab.
Natürlich kriegt auch "uns" Kanzler Gerhard Schröder sein fett ab
"Schlammsack" und "eitler Gockel" mit gefärbten Haaren sind seine Attribute
hierfür. Besonders gut kommen auch die verständnisvollen Worte für
CDU-Göttin Angela Merkel ("ich will heute nicht länger auf ihr herumreiten,
denn wer macht das schon gerne") sowie Ex-Soap bzw. jetzt nur noch zum
Popstar mutierte Jaenette Biedermann ("mit den Klamotten vom Babystrich")
an. Neben den typischen Verhaltensweisen unserer neuen Ostdeutschen Freunde
wurde der Musikantenstadl" u.a. als Verstoß gegen die "Genfer
Menschenrechtskonvention" eingeordnet. Unterhaltsame 45 Minuten waren ruck
zuck vorbei - ach ja, und die Hirschgeweihe der Mädels nahm er auch noch auf
die Schippe. (maio)
Beinahe hätten wir dann mit unserem längeren Interview DIE HAPPY noch vom
ausgiebigen "Warmmachen" abgehalten aber der Tourmanager gebot dann doch
gerade noch rechtzeitig Einhalt. Marta und Bassist Ralf hatten sich dabei
wie immer äußerst redselig gezeigt und diesen, trotz aller bisherigen
Erfolge, absolut sympathischen Eindruck bestätigte sich auch beim
anschließenden Gig. Bereits zum dritten Mal waren die Ulmer um ihre
stimmgewaltige "kleine" Sängerin jetzt auf dem TTOA dabei und jedes Mal war
man ein bisschen später dran, was natürlich nur an der völlig zu recht stets
steigenden Beleibtheit liegt. Wie immer waren Marthas Höckerchen vorne am
Bühnenrand platziert und darauf wild gestikulierend zog dieses Energiebündel
eine tolle Show mit ihrem Publikum durch. In knapp einer Stunde Spielzeit
wurden wiederum Songs aus allen bisherigen drei Alben der Band gespielt u.a.
"Big Boy" und "Beautiful Morning", "Not That Kind Of A Girl", "Happy Now"
oder "Go For It". Die Stimmung war megastark und die Spielfreude der Band
übertrug sich leicht auf´s Publikum. Vom kommenden gerade in Arbeit
befindlichen Album wurde leider noch nichts gespielt Gegen Ende folgten dann
die bekannten ausgiebigen Mitsinganimationen mit den Überhämmern "Goodbye"
oder "Supersonic Speed", Die berühmt, berüchtigten Ansagen seitens Marta mal
so zwischendurch immer mal wieder eingestreut rundeten einen äußerst
gelungenen Auftritt perfekt ab. Es war halt eigentlich wie immer - DIE HAPPY
rockten live absolut das Festival. (maio)
Als nächstes waren dann die amerikanischen Spaßvögel der BLOODHOUND GANG an
der Reihe. Nun, dass bei diesem Gig die musikalischen "Dinge" nicht so im
Vordergrund stehen würden war uns eigentlich schon im Vorneherein irgendwie
klar. Trotzdem hatte man nach einem ellenlangen Soundcheck des Bühnenmixer
(!!) einen erfrischenden Sound anzubieten, der mit kernigen Riffs und
pumpendem Bass gegen die stellenweise stark eingesetzten Samples, Scratches
oder Bandkeyboards stets die Oberhand behielt. Mit ihren versaut-kritischen
Texten, einer gehörigen Portion typisch amerikanisch ("schlechtem") Humor
sowie eingängigen Beats hatte die Bloodhound Gang Ende der 90er Jahre mit
Hits wie "The Bad Touch" oder "The Ballad of Chasey Lain" wochenlang in den
Charts gestanden. Nach einer längeren Pause kommt jetzt demnächst ein neues
Album auf uns zu, es wurden zwar ich glaube zwei songs daraus gespielt, die
waren aber nicht so der Bringer. Da mußten schon die alten Zoten herhalten
und da ging das Publikum dann auch so richtig gut ab "Firewater Burn" es gab
kein Halten mehr. Sänger Jimmy Pop Ali war neben "singen" mit dem ständigen
Zeigen des "Effes", wüste Schimpfkanonaden auf America bzw- Mr. Bush sowie
Lobgesänge auf Deutsches Bier und Alkohol im besonderen beschäftigt. Die
Roadies durften zwischendurch mal per Gummischleuder T-Shirts ins die Menge
schießen, die Aufforderung der Band selbst an das Publikum mit Schlamm auf
die Musiker zu werfen wurde einigermaßen erfüllt - es flog zu ziemlich alles
vor, was nicht niet-und nagelfest war. Der muskulöse Bassistenriese durfte
sich ebenfalls per Trichter & schlauch mal eben eine 0,7 Liter
Jägermeisterflasche in ca. 4 Sekunden einverleiben - ja hier war
Entertainment pur angesagt, die Songs traten dabei fast ein wenig zu stark
in den Hintergrund. Unterhaltsam war´s aber allemal. (maio)
Tja und dann kamen die eigentlichen Headliner des zweiten Tages - THE
DARKNESS. Zunächstmal kann ich wirklich jeden verstehen, der mit dieser
derzeit absolut angesagten Formation von der Insel nicht sofort gleich oder
überhaupt warm wird. Nach nur einer CD umgibt diese Jungs bereits eine Art
Superstarcharakter im Sinne von Stadionpomprock erprobten Größen wie QUEEN
oder GUN´S N´ ROSES, wobei dies auch auf der Bühne offen so ausgelebt wird.
Ob sich die Band selbst oder man als Zuschauer diesen Glamour auch
tatsächlich ernst nehmen kann oder möchte bleibt natürlich jedem selbst
überlassen. Das Publikum im Taubertal war zunächst etwas abwartend und auch
während des kompletten Konzerts gelang es THE DARKNESS abseits der Musik nie
so richtig "Kontakt" aufzunehmen. Klar die Mucke ist nicht besonders
originell im Sinne von neu und es wimmelt in jedem Song vor bekannten Riffs
von Bands AC/DC, STATUS QUO, THE WHO oder THIN LIZZY aber THE DARKNESS
machen ihr "Ding" trotzdem auf recht unterhaltsame Art & Weise. Es ist
ansonsten noch nicht einmal die Musik selbst, bei der sich die Geister bei
dieser Band scheiden sondern ein wirklich extrovertierter Sänger bekleidet
mit seidenglitzernden "FREDDIE MERCURY-Gedächtnisstrampler", der mit seinem
normalen bis oftmals in kreischende Höhen steigenden Gesang für viele bis an
für wenige über die Schmerzgrenze geht. Seine oft relativ schwer zu
verstehenden Ansagen an diesem Abend mit dem einem gewissen eigenartigen
englischen Humor wollten einfach nicht so recht zünden und dass merkte er
dann irgendwann mal selbst. Nun, an der musikalischen Seite gab´s für mich
nix zu deuteln, satter Rock mit viel Retrocharakter (wobei Sänger als
Leadgitarrist einige hervorragende Soli beisteuerte), einige nette
Explosionen, viel Konfettiregen und nach einer guten Stunde war der Spuk
dann auch schon vorbei - hätte ruhig noch ein wenig länger gehen können aber
die Briten hatten wohl, ob recht zurückhaltender Beifallskundgebungen, keine
so recht Lust mehr rauszukommen?! (maio)
Zum Abschluss des Tages gab es dann mit THE CRÜXSHADOWS im Zelt noch ein
bisschen Dark Wave-Synth-Industrial-Pop. Die populären Amis aus Florida
lieferten zu später Stunde im vollen Zelt die Mitternachtsshow. Mit neuer CD
im Gepäck und Songs vom starken Wishfire-Album gab es eine Stunde lang
melancholisch, romantischen Sound. Der äußerst sympathische Sänger Rogue
marschierte zum Entsetzen der Security eins ums andere mal durch Zelt und
suchte hautengen Kontakt zu den Fans - vor allem die weiblichen Fans waren
hin und weg. Für die Herren gab es ja noch Rachel McDonnell an Keyboard und
vor allem Geige (sowie zwei hübschen Tänzerinnen). Jenes Geigenspiel ist es
auch, was der Band einen eigenen Sound verleiht und eine tanzbar
träumerische Stimmung verbreitet. Schon mehr als ein Geheimtipp und das
richtige für den Weg zurück zum Zeltplatz. (hardy)