Taubertal Festival 2004 - Freitag

(die Jungs rockten mit einem erfrischenden Mix aus Rock/Punk und wenig Folk
ganz gut einen ab und durften Samstags Abend gleich noch mal auf der Sound
for Nature-Bühne antreten) zu relativ früher Stunde leider nicht mehr ganz
verfolgen konnten, kamen im Anschluss mit den Holländern von AFTER FOREVER
gleich einer unserer Favoriten zum Einsatz. Hier stand eine Band auf die
Bühne, die sofort nach den ersten Klängen merklich eine zunehmende Zahl
Fans, vor die zum Start davor noch recht spärlich gefüllte Fläche an der
Hauptbühne lockte. Routinierte Mischung aus Gothic und zum Teil progressivem
Metal mit Wechsel zwischen Death Growls und betörendem weiblichen
Soprangesang. Die Holländer um Frontfrau Floor Jansen (was ein Hingucker)
präsentierten in den 45 Minuten vor allem Tracks vom aktuellen Longplayer
"Invisible Circles" und dem Album "Decipher", wobei besonders "Digital
Deceit" mit großem Beifall bedacht wurde und das Iron Maiden-Cover "The Evil
That Men Do". Zum Schluss kam dann mit "Follow In The Cry" noch ein echter
Überhammer vom Debüt der Band. Obwohl auch beim melodischen "Follow In The
Cry", wie im gesamten Set immer wieder absolut harter Stoff geboten wurde
und das Stammpublikum im Taubertal bekanntlich eher auf Alternativ steht;
AFTER FOREVER kamen ausgesprochen gut an und haben sich am frühen Freitag
Nachmittag ganz sicher einige neue Fans erspielt. (hardy)
Und wieder mal geschwind zur SFN Bühne hetzen, um gerade noch ein paar
Minuten der Nachwuchshoffnung mit der originellen Firmierung 0EIGHT5TEENS zu
lauschen, die prinzipiell mit ihrem Speed-Core-Metal-Rock Punk
Versatzstücken einen soliden Gig hinlegten und schon ging es weiter auf die
Hauptbühne zu SARAH BETTENS. Ein sehr zierliches Persönchen ist sie ja schon
die gute Sarah Betten (Ex-Sängerin der international schon recht
erfolgreichen K´s Choice) wenn man sie so als Frontfrau scheinbar etwas
verloren aber stets lächelnd auf der Bühne vor sich stehen sieht aber dann
öffnet sich der Mund und "wow" was für eine Stimme! Schier unglaublich was
da alles an tollen Melodien aus diesem schmächtigen Körper hervorgezaubert
wird. Respekt, denn hier gibt es durch und durch authentische Musik, die
ohne jeglichen aufgesetzten Pathos voll überzeugt. Stilistisch bietet die
belgische Sängerin eine gelungen Mischung aus Singer/Songwriter
Rock/Alternative sowie einem Schuss Popappeal und kann ihre Publikum
durchaus begeistern. Überhaupt auffällig ist, dass viele Fans vor der
natürlich noch nicht allzu stark gefüllten Centerstage die oftmals verträumt
melancholischen Songs lauthals mitsingen Aber die Lady und ihre solide
Begleitband können nicht nur atmosphärisch brillieren, nein auch die etwas
knackigeren Tracks mit gelungenen Melodien überzeugen. Fazit: Eine sehr
sympathische Sängerin mit poetischen Songs und einem echt gelungenen
Auftritt. (maio)
Wie Sänger Thomas Lindner zwischendurch bemerkte, leider ist nicht der 30.
April, und damit die Walpurgisnacht. Die Fans von SCHANDMAUL tanzten
trotzdem die 45 Minuten komplett durch als ob es gerade jene heiße Nacht
wäre (die Bayern hatten ja auch ein Heimspiel) und das bei dem einen oder
anderen heftigen Schauer. Mit ihren in die Neuzeit gesetzten
mittelalterlichen Klängen konnten SCHANDMAUL auch bei ihrem dritten Auftritt
im Taubertal, unter der Kulisse der mittelalterlichen Stadt wieder mal eine
positive Grundstimmung verbreiten und den gute Laune-Faktor in die Höhe
treiben. Ob Anna Kränzlein mit Geige und Drehleier, Birgit Muggenthaler mit
Flöte, Schalmei oder Dudelsack - für Ohr und Auge war es ein Erlebnis was
die Band vom neusten Album "Wie Pech und Schwefel" und an "altem" Liedgut
spielte. Die "Herren der Winde" waren in Form. Am Ende vom Set gab es laute
Zugaberufe und SCHANDMAUL konnte die Fans sogar zur Welle animieren. Der
Abschluss bildete dann, passend "Der letzte Tanz". Live sind SCHANDMAUL
mittlerweile auch ein Stück härter, sprich gitarrenlastiger geworden; das
steht ihnen aber echt gut, kommt gut an und macht Lust auf mehr. (hardy)
Auf der SOUNDS FOR NATUR Bühne bekamen wir den Tipp uns unbedingt
SUMMERSAULT anzuschauen. Hinter diesem zunächst etwas ungewöhnlichen Namen
steckt Gudrun, geborene Allwang und außerdem die bessere Hälfte von MICHAEL
MITTERMEIER. Die durchaus talentierte Dame präsentierte sich als
sympathische Sängerin mit rotem Strubbelschnitt sowie bauchfreiem Shirt und
bot lt. Eigener Aussage größtenteils ein rockiges Repertoire .. "denn die
ruhigeren Titel lassen sich auf einem Festival schwieriger vermitteln." Gut,
da hatten wir bei unserer kurzen Stippvisite zwar zwei langsamere Titel
erwischt, aber die waren soo übel nicht. Ihr Anspruch an sich selbst: "Ich
möchte gute und ehrliche Musik machen, die aus dem Bauch und von Herzen
kommt!" Kann man durchaus so stehen lassen. (maio)
Wohl kaum eine andere Formation (neben WIR SIND HELDEN vielleicht) hat im
letzten Jahr soviel positive Publicity und gesteigerte Aufmerksamkeit
erhalten wie diese 6 Jungs aus Berlin. Und vor allem ihre jetzt schon
berühmt berüchtigten Liveauftritte hatte sich auch bis ins Taubertal
durchgesprochen, denn jetzt schienen zum erstenmal alle Besucher diesem Gig
entgegenzufiebern. Und dies auch völlig zu Recht - denn diese
unkomplizierten Jungs um Frontmann Arnim zeigten mit ihrer großartig
performten Punk/Indie Partyrock Mucke einem äußerst dankbaren Publikum wo
der Hammer hängt. Kracher an Kracher reihten die BEATSTEAKS aus ihrem
Songfundus, coole Ansagen, witzige Bemerkungen und natürlich viel Hüpfen
waren bei dieser geilen Liveshow nonstop angesagt. Immer mal wieder wurden
bekannte Songs mal eben so angespielt oder diverse Gesangseinlagen mit einem
Publikum, dass der Band förmlich aus der Hand fraß, eingeschoben. Eine der
Höhepunkte natürlich "So Lonely" von THE POLICE (Zitat aus der Coverversion:
"Welcome to this Beatsteaks-Show") und nicht fehlen durfte das Surfbrett bei
"Kings Of Metal". Hier wurde beinahe schon traditionell ein Fan auf die
Bühne gebeten, um mit den Jungs zusammen den Manowar-Klassiker zu
präsentieren. Eine geile Schlagzeug-Performance wurde zu Recht mit tosendem
Applaus belohnt. Wie gesagt die Leute rasteten förmlich aus, das meiste
wurde mitgegrölt und die Band legte mit einer unheimlichen Spielfreude die
Messlatte für alles Nachfolgende ziemlich hoch. (maio)
Die H-BLOCKX: Wie oft wurde diese Münsteraner Band schon abgeschrieben oder
stand kurz vor der Auflösung aber Totgesagte leben halt doch einfach ein
bisschen länger und so gibt es die H-BLOCKX auch 14 Jahre nach ihrer
Gründung "Gott sei Dank" noch immer. Aus den Anfangstagen der ehemaligen
Crossover Pioniere sind mittlerweile zwar nur noch Sänger Henning Wehland
und Gitarrist Tim Tenambergen fest dabei aber für die Liveauftritte kommen
mit Fabio Trentini (u.a. GUANO APES Produzent) auch noch Ex-Sänger Dave
Gappa und Interims-Drummer Steffen Wilmking (THUMB) wieder zurück ins Boot.
Livehaftig sind diese Jungs einfach eine sichere Bank, so auch diesmal bei
ihrem zweiten Taubertalauftritt. Von Anfang an legten die Jungs volle Kanne
los und das Publikum ging ab wie Meier´s Katze, es wurde crowdgesurft was
das Zeug hielt, die H-BLOCKXS waren ob soviel Begeisterung ebenfalls bester
Laune und spielten sich in eine Art Trance. Der Sound war geil knackig, kam
transparent rüber und die Kapelle hatte einfach einen geilen Groove mit
scharfen Gitarren drauf. Es gab natürlich auch einige Songs aus dem
aktuellen fünften Studioalbum "No Excuses" auf dem die Band ihre neue
Richtung, eher weg vom Hüpfcrossover Rap-Metal der Anfangjahre mehr hin zu
melodischem Alternative Rock, vorstellte. Besonders die echt gelungene Rick
Springfield Coverversion "Celebrate Youth" aus den 80ern haben die Jungs
eine neue enorme Kraft verliehen. Die Stimmung hätte also besser nicht sein
können, die Fans durften außerdem ausgiebig die schmissigen Refrains des
ansonsten kompletten Best Of Programms mitsingen es wurde wie wild gehüpft
und dies muss man einfach machen wenn die alten Hits "Risin´ High", "Little
Girl" oder "Move" ertönten genauso wie bei den späteren Werken wie "Ring Of
Fire", "How Do You Feel" oder "Get In The Ring" - dies war einem wahren
Headliner aller Ehren würdig. Ansonsten wäre noch erwähnenswert, dass Rapper
Dave nach einem Stagedivingversuch am Schluss problemlos auf den Boden
aufschlug und dass es die Security, zwar in langsameren Tempo, tatsächlich
geschafft hat, während des Gigs (!!) eine große fahrbare Mülltonne quer
durch die dicht gefüllten ersten Zuschauerreihen schließlich hinter den
Fotograben zu schieben - Respekt so was sieht man auch nicht alle Tage.
(maio)
Bei vielen gab es Vorfreude auf den Headliner des Abends, obwohl sich im
Vergleich zu den H-Blockx die Menge doch etwas gelichtet hatte. SUBWAY TO
SALLY - Aber erst mal was anderes vorneweg. Der Hammer war die Anweisung für
den Fotograben welche im Pressezelt angeschrieben war schon: "Achtung! Beim
1. und 2. Song Pyrotechnik! Jeweils im 1. Takt auf 5 zählen". Man das würde
nie klappen - ich sah schon geblendete und brennende Fotografen die Show von
SUBWAY TO SALLY bereichern. Aber zum Glück gab es ja die bereits genannte
hilfsbereite Security, welche da Ordnung ins Chaos der Fotografen brachte.
So fuhren SUBWAY TO SALLY ihre bekannt feurige Show auf, einschließlich
Flammenwerfer und Feuerspeiende Musiker). Allerdings hatten SUBWAY TO SALLY
leider fast den ganzen Set mit einem etwas zu dumpfen Sound zu kämpfen (der
Bass hätte jeder Stoner-Formation zu Ehre gereicht) und auch die Stimme von
Eric Fish war zu Beginn etwas zu weit nach hinten gemischt - dies wurde dann
aber recht schnell besser. Ihr Gig bestand überwiegend aus dem 2003er-Album
Engelskrieger, wobei vor allem "Unsterblich" und "2000 Meilen unterm Meer"
sowie der als vorletzter Song gespielte "Falscher Heiland" stürmisch
abgefeiert wurden. Ältere Tracks wurden leider kaum gespielt, denn ein
weiterer Schwerpunkt waren Songs für das sich zur Zeit in Arbeit befindliche
neue Album. Da die Tracks den Fans noch nicht bekannt waren, hielt sich der
Beifall in Grenzen. Auffällig war aber, dass die Stücke noch einen Tick
härter ausgefallen waren, als das schon recht heftige Engelskrieger-Album.
Bei diesen mächtig harten Songs traten auch die meisten Soundprobleme auf.
Nichts desto trotz lieferten SUBWAY TO SALLY einen äußerst agilen Gig ab,
Frau Schmitt in einem wahrlich aufregenden Kostüm und der Rest der Band in
schwarz und Leder gaben auch optisch den Rahmen zum Sound und zur Show.
Trotz den vielen neueren bekannten und unbekannten Tracks waren es aber auch
vor allem "Ohne Liebe" und das semiakustische "Kleid aus Rosen" welche
wahrlich eine schaurig schöne Stimmung verbreiteten. Zugabe war natürlich
dann die durch Fangesänge geforderte Bandhymne "Julia und die Räuber"
welches in exzessiver Liveversion einen echt guten Festivalfreitag vor der
Hauptbühne abschloss. (hardy)
Die Fans machten danach natürlich noch etwas weiter, entweder im Zelt mit
der Münsteraner Hardrockformation EAT THE GUN (die übrigens ein megastarke
EP am Start haben!) oder vor der EMERGENZA-Stage mit einer der vielen
hoffnungsvollen Nachwuchsbands aus Deutschland, Europa und Amerika. Aber
auch die Red Bull Freiluft "Disco" mit recht gemischten Programm war
rappelvoll besetzt. Mal schauen, wer da dann noch so richtig Fit für die
folgenden beiden Tagen sein würde.