Konzert:

Taubertal Festival 2003 - Sonntag

Konzert vom 10.08.2003Am letzten Festivaltag ging es noch ein wenig früher los, als an den Vortagen. Heuer waren die Newcomer UNDERWATER CIRCUS um MTV-Moderator Markus Schultze dran, den Opener zu spielen. Und erfreulicherweise waren diesmal schon zu Beginn mehr Besucher vor der Hauptbühne zu finden als am Samstag. Die mit vielen Vorschusslorbeeren bedachte Band spielte dabei einen überzeugend guten Gig, mit teilweise erstaunlich heavy daherkommenden Riffpassagen im Alternative-Gewand. Besonders der Ohrwurm "Michelle" blieb allen im Ohr hängen. Das Publikum honorierte dies mit reichlich Beifall, und die Berliner UNDERWATER CIRCUS bedankten sich artig bei den vielen Leuten welche zu nachtschlafender Zeit (kurz nach 12 Uhr mittags) und trotz der vom Himmel herunterstechenden "Gelben Sau" vor die Bühne gekommen waren. Wie schon am Vortag - wiederum ein gelungener Auftakt, der Lust auf mehr machte.


Letztes Jahr spielten sie noch im "Zelt" - dieses Jahr auf der Centerstage - SUBSTYLE. Und dass kann man nach dem Auftritt ohne Untertreibung sagen, zurecht. Leider hatte sich die nach dem UNDERWATER CIRCUS Auftritt recht ansehnliche Fanschar wieder etwas zerstreut. Trotzdem präsentierten sich SUBSTYLE in einer Superform und spielten vor den wenigen Zuschauern als wäre es richtig voll. Mit ihrem an Bands wie Faith No More angelehnten Musik blieb den wenigen Anwesenden nicht anderes übrig als tanzend mitzugehen (und dank Uwe die eine oder andere Dusche einzufahren). Der Sänger war in Bestform und die Gitarren kamen absolut zielsicher und hart aus den Boxen. Leider ließen sie das "Ace Of Spades"-Cover nicht vom Stapel, stattdessen gab es einmal "Paint it Black" in neuem Gewande - auch nicht übel.


READYMADE spielten im Anschluss an den heftigen SUBSTYLE-Gig eher ruhigen zeitlosen Gitarrenrock bzw. melodischen Gitarrenpop, welcher mehr zum im kühleren Schatten liegend als zum Braten vor der Bühne einlud. Gerade deswegen bedankte sich die Band ausgiebig bei den Fans auf dem Platz vorm Centerstage (und "der Rest auf dem Hang ist auch OK). Aber auch READYMADE machten ihre Sache gut - die Songs transportierten große Gefühle mit ihrer Musik und egal ob Ballade oder ein Stück Rock aus dem Fundus der Wiesbadener Jungs - die Songs funktionieren beim Hören und nisten sich in den Gehörwindungen ein.


Mit J.J.LIEFERS (steht für Jan Josef Liefers) stellte sich mal wieder ein singender Schauspieler vor (Rossini, Knockin’ On Heaven’s Door). Vom Outfit her etwas an eine Rockversion von Robbie Williams erinnernd, war seine Darbietung aus Pop und Rock eigentlich ganz OK - der große Wiedererkennungswert fehlte allerdings noch. Trotzdem, vor allem die Teenies in der ersten Reihe waren von seinem Brit-Pop hin und weg - und das Fernsehen war auch extra wegen Interviews angereist. Na ja, uns interessiert als erstes nun mal die Musik - ein Namen kann da allerdings schon verdammt viel helfen.


Danach gab es erst mal die EMERGENZA-Siegerehrung. Die Sieger kamen dieses Jahr aus Schweden und was da teilweise auf der Bühne für den Nachwuchs abging war aller Ehren wert (und stellte manchen Act auf der Centerstage in den Schatten). Die ganzen Namen der Bands aus ganz Europa und Kanada zu nennen würde zu weit führen, aber wer zwischendurch mal harten Punk, Alternative oder gar Hardcore hören wollte war hier Bestens bedient. Um den Nachwuchs braucht man sich keine Sorgen zu machen (wir von MI wissen das ja auch schon eine Zeitlang), und wie gesagt, als Abwechslung zur hin und wieder doch recht "braven" Hauptbühne war es klasse.


Mit EVAN DANDO wussten die wenigsten Festivalbesucher was anzufangen. Die Info, dass der Herr der an sich begnadete LEMMONHEAD-Mastermind auf Solopfaden ist, hatte sich nicht so weit rumgesprochen, dass vor der Bühne etwas los gewesen wäre. EVAN DANDO begann seinen Set als Alleinunterhalter (er und seine Gitarre). Seine melodisch traurigen Songs legten sich über das Gelände und verbreiteten eine melancholische Stimmung. Es gab zwar höflich Beifall, die meisten Besucher aber waren wohl eher auf Party eingestimmt, so dass sich die Begeisterungsstürme in Grenzen hielten. Erst gegen Ende des 45-minütigen Auftritts wurde dem Rechnung getragen und mit der mittlerweile aufgetauchten Band mehr Gas gegeben. Das Publikum ging dann auch sofort entsprechend mit und gab dem Auftritt doch noch etwas Atmosphäre.


THE CARDIGANS hatten, wenn auch vor einer weit größeren Fanschar, das gleiche Problem. Mehr Pop als Rock ist dies auch eher Musik zum Entspannen als zum Abfeiern. Trotz der Augenweite auf der Bühne und einer Erstklassigen Stimme kam erst beim Überhit "Lovefool" mal so richtig toll Stimmung auf. Die Fans warteten auf Farin.


Und dann kam der Hauptact des Abschlusstages FARIN URLAUB. Oberarzt Jan Vetter-Marciniak (so der Name im Pass von FARIN URLAUB) und seine hervorragend aussehende und aufspielende Band brachten das Taubertal nochmals so richtig auf Hochtouren. FARIN’s Band bestand ausschließlich aus Frauen. Satans Tochter an der Gitarre, eine Bassistin welche wir schon bei UNDERWATER CIRCUS bewundern durften und eine weitere Frau am Schlagzeug - dazu kamen noch drei Background-Sängerinnen - der Mann weis zu leben. Die Musik muss man sich als eine Mischung aus FARIN’s Hauptcombo Die Ärzte und Ska-Musik vorstellen. Um letzteres auch Live entsprechend rüberzubringen wurde FARIN URLAUB noch von vier Bläsern der Busters unterstützt. Überwiegend wurden fetzige Mitgehnummern rausgehauen, aber auch die übliche Ballade durfte nicht fehlen. Dabei kam Backgroundsängerin Selena nach vorne und heizte FARIN und den Fans mit Gesang und Tanz mal so richtig ein - und zeigt dabei kräftig Bein. Dann röhrten aber schon wieder die harten Gitarren und die witzig, positiven Lyrics taten ein übriges um dem TTOA 2003 einen würdigen Abschluss zu verpassen.



Fazit: Der Sound war, wie im Taubertal üblich, bei (fast) allen Bands erste Sahne und kam absolut fett aus den Boxentürmen - nur hätte es hin und wieder mal ein bisschen lauter sein können. Freitag war wieder mal der beste Tag - aber vor allem die Donots waren Live am Samstag der Knaller. Allerdings muss man auch anmerken, dass die Leute bei Open Air Festivals vor allem eins wollen: Party und Feiern. Dazu gab es doch ab und zu ein paar zu ruhige Acts im Billing welche für manche Längen sorgten - dies hat rein gar nichts mit der musikalischen bzw. künstlerischen Qualität der Bands zu tun - aber es fährt die Stimmung nach unten und wird nicht immer unbedingt der Erwartungshaltung der Besucher gerecht. Das es dabei meist die "härteren" Rockacts sind, welche die Stimmung wieder nach oben bringen, fällt dabei ins Auge. Also unser Wunsch fürs nächste Jahr; etwas mehr Rock (oder gar Metal) kann der Stimmung nicht schaden (die DONOTS haben ja auch danach gefragt :-) . Dass das TTOA dabei seinen eigenen Reiz nicht verlieren darf, das ist die Kunst des Veranstalters - und sicher nicht leicht. Die Organisation an sich sowie die zeitlichen Abläufe waren nahezu perfekt und Verzögerungen hielten sich immer im Rahmen - es gab praktisch keine. Und da sich mittlerweile bekannt ist, welchen Standard das Festival hat, kam es nicht von ungefähr, dass das Open Air war schon im Vorfeld zum wiederholten male ausverkauft war - in absoluter Rekordzeit. Also freuen wir uns jetzt schon auf das nächste Jahr und man wird sich wohl ab dem Herbst wieder sputen müssen, um rechtzeitig noch sein 3 Tages-Ticket zu ergattern.


Bericht vom Freitag, 08.08.2003



Bericht vom Samstag, 09.08.2003




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(Anm. der Red.: Wir weisen explizit darauf hin, dass alle Berichte nur die Meinung des jeweiligen Redakteurs wiedergeben und nicht die der gesamten Redaktion.)


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