Konzert:

SYMPHONY X, EDGE OF PARADISE - Aschaffenburg, Colos-Saal

Konzert vom 03.09.2024

Nach 5 langen Jahren der Abstinenz beehren die Prog Metal Titanen SYHMPHONY X endlich wieder europäische Bühnen und das sollte und darf man sich nicht entgehen lassen. Bevor es so weit ist, dürfen aber erst einmal EDGE OF PARADISE ran. Die Herren um Frontfrau Margarita Monet polarisieren und der effektbeladene, poppige und sehr futuristische Melodic Metal ist sicherlich nicht jedermanns Sache aber gerade das macht es für mich interessant. Dass man seit 48 Stunden ohne Schlaf auf den Beinen ist, macht es für EDGE OF PARADISE natürlich nicht einfacher und trotzdem gibt man alles und hat große Teile des Publikums auch schnell auf seine Seite gebracht. Großer Blickfang ist dabei das mit Leuchtdioden versehene Outfit von Margerita. Die Show ist natürlich auf sie zugeschnitten und die Herren halten sich eher im Verborgenen, was auf der dunklen, wenig ausgeleuchteten und mit relativ viel Nebel versehenen Bühne gar nicht mal so schwer ist. Natürlich kommt so ihr Outfit gut zur Geltung aber ein bisschen mehr hätte es schon sein dürfen. Dies ändert sich komischerweise auch beim Headliner nicht und man nutzt nur ein Bruchteil, des in der Halle zu Verfügung stehenden Lichts. EDGE OF PARADISE spielen hauptsächlich Songs vom noch aktuellen Album „Hologram“, mit „Rogue“ gibt es aber auch eine ganz neue Nummer zu hören. Alles in allem ein schöner Start in den Abend.

Aber die Menge im sehr gut gefüllten Aschaffenburger Colos-Saal will vor Allem ihre Helden sehen und als diese mit „Iconoclast“ loslegen, gibt es kein Halten mehr. Dass SYMPHONY X seit nunmehr 27 Jahren in der gleichen Besetzung spielen merkt man sofort. Trotz des halsbrecherischen Tempos und der musikalischen Komplexität ist man perfekt aufeinander eingespielt und tight wie auf den Boden des Mariannengraben gesunkenes U-Boot. SYMPHONY X bestehen aus 5 Einzelkönnern, wobei jeder mit Tonnen an Charisma gesegnet ist, und jeder könnte der herausragende Akteur in jeder anderen Band sein. Bei SYMPHONY X jedoch verschmelzen diese 5 Charaktere zu einem noch größeren Ganzen und jeder nimmt seinen Platz im Dienste der Sache ein. Zugegeben, Sänger Russel Allen sticht noch einmal ein wenig hervor, was aber vollkommen in Ordnung ist und zur Rolle eines guten Frontmanns gehört. Und das ist er zweifellos. Nicht nur, dass er das Publikum fest im Griff hat, sondern er singt auch, wie ein junger Gott. Die Range und seiner verschiedenen Formen des Ausdrucks sind phänomenal. Egal ob harsch wie in „Inferno“ oder mit mehr Gefühl wie in „Without You“, Russel wandelt spielend zwischen den Welten aber auch seine Mitstreiter pendeln gekonnt zwischen Songdienlichkeit und solistischer Extravaganz. Der Colos-Saal kocht und bei aller Komplexität des Songmaterials ist das Publikum extrem textsicher und trägt seine Helden auf Händen. Das Finale wird mit den beiden „Divine Wings“ Großtaten „Out Of The Ashes“ und „Sins And Shadows“ bestritten.

Als das Licht angeht, sieht man zwar erst einmal nichts, denn man ist die Helligkeit ja gar nicht mehr gewöhnt, aber als sich die Pupillen dann eingrooven nimmt man um sich herum nur noch glückliche Gesichter wahr. Und so bleibt mir als einziger kleiner Abschlusstadel zu bemerken, dass es echt Zeit für ein neues Album wird, denn „Underworld“ erblickte vor satten 9 Jahren das Licht der Welt.

Text:   Fabian Zeitlinger
Fotos: Michael Berghammer



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