Konzert:
Sunrise Avenue, The Pusher - Bonn, Kunst!Rasen

Schon fast überpünktlich ging es gegen 19 Uhr los mit THE PUSHER. Die Schweden, die mit der Single „Blinded By The Dark“ vom 2011 erschienenen Debütalbum „The Art Of Hit Music“ prompt die heimischen iTunes-Charts anführten, brachten das Publikum mit rockigen Tönen auf Trab und sorgten mit Songs wie „Freak Like Me“ oder der Akustikballade „No One“ für gelungenes Aufwärmen. Schade war, dass es einen Teil der Konzertbesucher, sei es aus Zeitnot oder Faulheit, erst zum Ende des Auftritts hin auf das Gelände verschlug, da die Band durchaus mehr Publikum verdient gehabt hätte. Der Stimmung tat das jedoch glücklicherweise keinen Abbruch: spätestens beim bereits erwähnten „Blinded By The Dark“ ging dann endgültig die Post ab und das Quartett verabschiedete sich nach etwas mehr als einer halben Stunde unter großem Applaus.
Während sich Umbaupausen in stickigen Hallen ja gerne mal eine gefühlte Ewigkeit hinziehen, bot der Kunst!Rasen höchst angenehme Zerstreuungsmöglichkeiten: wer sich nicht jetzt erst seien Weg aufs Gelände suchte, frequentierte den vorhandenen Cocktailstand, um sich eine Prise Karibik zu gönnen oder ließ sich einfach auf dem Rasen nieder. Trotz vom Wetterbericht für die Region angekündigter Unwetter schien selbst Petrus der neuen Veranstaltungsreihe wohlgesonnen und darauf bedacht, kein erneutes Debakel in der Bonner Pop / Rock-Landschaft zu hinterlassen.
Um Punkt 20 Uhr war die Pause beendet und SUNRISE AVENUE betraten die Bühne. Sänger Samu, Halbdeutscher und Gelegenheitskölner, begrüßte das Publikum in etwas holprigem, dafür aber ausgesprochen charmantem Deutsch und erklärte, dass es zu dessen „Sicherheit“ unabdingbar sei, möglichst viel mitzusingen. Dem kamen die Anwesenden gerne nach und ließen bei Songs wie „Forever Yours“, „Damn Silence“, „Angels On A Rampage“, „Out Of Tune“ und „Stormy End“ nichts zu wünschen übrig, auch wenn der plötzlich am Ende von „Sex And Cigarettes“ eingebaute Text von „Winds Of Change“ den einen oder anderen vielleicht etwas verwundert haben dürfte. Derartige Einlagen zeichnen SUNRISE AVENUE live aus und bieten einen nicht unbeträchtlichen Spaßfaktor. Wo sonst schließlich bekommt man Lieder wie CARLY RAE JEPSENs „Call Me Maybe“ oder LADY GAGAs „Edge Of Glory“ in dezenter Reggae-Version zu hören, erst recht mit augenzwinkernd verändertem Text („Sunrise´s back, alright!“ beim BACKSTREET BOYS-Klassiker „Everybody“)? Ganz abgesehen davon, dass die unterhaltsamen Einlagen, vorzugsweise im Kontext von „Destiny“ dargeboten, auch eindrucksvoll demonstrierten, dass neben Samu Haber auch Gitarrist Riku Rajamaa und Keyboarder Osmo mehr als nur passabel singen können. Die Tragik des Musikerlebens wurde ebenfalls erörtert, als Samu erzählte, dass er am Morgen bereits um 5 Uhr habe aufstehen müssen, um seinen Flieger zu bekommen, und dass sein ursprüngliches Idealbild vom Traumjob Musiker dem Irrglauben verhaftet gewesen sei, als solcher immer bis 10 Uhr im Bett bleiben zu können: „Whoever told me that- they lied!“. Aufgrund dessen sei er später, wenn sich die Band ins Bonner Nachtleben zu stürzen gedenke, wahrscheinlich gezwungen, eine Aufforderung zum Tanzen müdigkeitsbedingt leider abzulehnen- Einleitung und Auftakt zum Radiohit „I Don´t Dance“. Auch der Klassiker „Fairytale Gone Bad“ durfte natürlich nicht fehlen und wurde, ähnlich wie der Charterfolg „Hollywood Hills“ bis relativ weit zum Ende aufgespart. Zu Beginn der Zugabe tappte Samu Haber ebenso amüsant wie ahnungslos ins Fettnäpfchen, als er den folgenden Song mit einer Lobrede aufs Publikum und den Abend als Ganzen beginnen wollte: „This is a really wonderful evening- I mean it´s about 26 degrees, it´s not raining-“ – woraufhin er von Gebrüll aus der Zuhörerschaft unterbrochen wurde, die just in diesem Moment die ersten Tropfen abbekam. „Oh. Really, is it? I´m sorry, I´m under this roof here. Oh well, let´s start again: It´s about 26 degrees, you´re a wonderful audience… and standing here with you getting all wet makes me feel kind of BAD.” So rudert man gallant zurück und findet doch noch die passende Überleitung zum nächsten Song. Im Anschluss setzte die Band noch eine zweite Zugabe drauf, bevor der Spaß schließlich nach knapp einer Stunde und vierzig Minuten sein Ende fand. Merke: der Kunst!Rasen ist eine echte Bereicherung und SUNRISE AVENUE sind gerne gesehene Gäste.






