Summer Breeze 2012 - Freitag
So hören wir THE FORESHADOWING auf der Pain Stage beim Frühstück - und sind dann mal weg. Allerdings sind wir damit bei weitem nicht die einzigen: Horden von Metallern springen im „Strandbad Wörnitz“ in die Fluten. Dinkelsbühl hat eines der schönsten Natur-Freibäder mitten in der Stadt, nur wenige Meter von der Stadtmauer entfernt. Wir schlenderten lieber um eben diese Mauer herum und entdeckten wilde Apfelbäume und Kräuter. Im trocken gelegten Teil des Burggrabens war es schön schattig und kühl.
Wieder da sind wir zu SIX FEET UNDER. Chris Barnes hat seine Mannen rundum verjüngt: Steve Swanson an der Gitarre ist neben Barnes der letzte verbliebene alte Sack, Rhythmusgitarre, Bass und Schlagzeuger wurden ausgetauscht. Barnes selbst sieht dagegen richtig alt auf der Bühne aus - wirkt aber stimmlich und konditionell deutlich frischer als vor einigen Jahren. Seine neuen Sidekicks können genauso gut grooven wie die alten, und so macht es mal wieder richtig Spaß, dem Miterfinder der ganz tiefen Growls bei seiner Death Metal-Geschichtsstunde zuzuhören. Wer weiß denn schon noch, dass Chris Barnes der ursprüngliche Sänger von Cannibal Corpse war? Mit den beiden Songs „Stripped, Raped And Strangled“ und „Hammer Smashed Face“ brachte Barnes das in Erinnerung. Wo waren eigentlich Christa Jenal und andere Hüter der Moral währenddessen? Denn der Cannibal-Corpse-Klassiker konnte bis 2006 nicht live in Deutschland gespielt werden. Inzwischen gehört er zum gepflegten Zombie-Entertainment und wurde dementsprechend mitgegröhlt.
Setlist SIX FEET UNDER
Stripped, Raped And Strangled
No Warning Shot
Revenge Of The Zombie
Feasting On The Blood Of The Insane
Victim Of The Paranoid
Human Target
Reckless
The Day The Dead Walked
Seed Of Filth
Deathklaat
Shadow Of The Reaper
Silent Violence
Torn To The Bone
Beneath A Black Sky
Hammer Smashed Face
T.N.T.
DARK TRANQUILLITY touren mit ihrem aktuellen Album schon seit zweieinhalb Jahren - das macht Platz in der Setlist für einen angenehmen Mix aus Hits aller Schaffensphasen. Oh, und fast hätte ich es vergessen, mit „Zero Distance“ gab es außerdem einen nagelneuen Song zu hören, der bisher nur in einer kleinen EP veröffentlicht wurde. So hüpften wir zu „Terminus“, schüttelten das Haar zum Uralt-Klassiker „The Wonders At Your Feet“, freuten uns über die Hits der „mittleren Schaffensphase“, litten und freuten uns jede Note mit bei „ThereIn“ und bewunderten die Zeichenkunst von Niklas Sundin in seinem Video zu „The Fatalist“. Sänger Mikael Stanne war in bester Form und sprühte die Positivität aus Augen, Stimme und jedem Lachfältchen in seinem Gesicht. Faszinierend, wie Stanne mit leichtem Hüftschwung über die Bühne rennt und trotzdem in jeder Sekunde genügend Luft hat, seine Stimme war in bester Form und fand bei den Songs mit Klargesang jede Note. Rhythmusgitarrist Martin Hendriksson hat sich die arschlangen Rastazöpfe abgeschnitten und wirkte in seinem Stageacting etwas ungewohnt. Trotzdem oder dennoch: Toller Gig der sechs Göteborger!
Setlist DARK TRANQUILLITY
Terminus (Where Death Is Most Alive)
In My Absence
The Treason Wall
The Wonders At Your Feet
The Mundane And The Magic
Inside The Particle Storm
Zero Distance
The Sun Fired Blanks
Misery's Crown
ThereIn
Final Resistance
The Fatalist
IMMORTAL provozieren - wie jedes Mal - einige Fans dazu, sich ebenso mit Theaterschminke in Pandas zu verwandeln. Oder in eine Mischung aus den originalen KISS-Make-Up-Charakteren im Gesicht und „untenrum“ Black-Metal-Outfit mit Nieten und Underground-T-Shirt. Letzteres entspricht ja durchaus dem Anspruch, den IMMORTAL selbst an eine Show stellen, nämlich bestmöglich und ziemlich over the top zu unterhalten. Gegenüber vielen Black Metal Fans, die spaßbefreit die reine Lehre predigen, wirkt das natürlich extrem komisch. Aber zurück zur bestmöglichen Unterhaltung: Mit Pyros und Feuer fuhren IMMORTAL groß auf, und der Platz vor der Main Stage war proppenvoll. Schlagzeuger Horgh, Bassist Apollyon und Frontmann Abbath waren in bestechender Form: Abbath ging immer wieder im Crabwalk an der Bühnenkante entlang und animierte die Zuschauer zum Klatschen oder "Hey!"-Schreien, am besten war der Moment, als er sich im Licht des Suchscheinwerfers vorne auf die Bühnenkante setze und erst mal mit dem Publikum spielte. Dann „Tyrants“ noch einmal intonierte - und dann noch mal mit dem Publikum interagierte. Merke: Minimalismus braucht nicht viele Worte, sondern die richtigen! Dasselbe gilt für den Pyro-Einsatz, von Feuersäulen bis Funkenfontänen war alles dabei, und vor allem im richtigen Moment. Da sich IMMORTAL auf dem Summer Breeze rar gemacht hatten und dies ihr erster Auftritt auf einem Festival in Süddeutschland seit der Reunion 2007 war, war das ein mehr als standesgemäßer Einstand.
Setlist IMMORTAL
Intro
Withstand The Fall Of Time (Pyros)
Solarfall
Sons Of Northern Darkness
Damned In Black (Pyros)
Triumph
At The Heart Of Winter
In My Kingdom Cold
Tyrants (Pyros)
One By One (Pyros)
Intro / Beyond The Northwaves
All Shall Fall (Pyros)
The Sun No Longer Rises
... und dann war da noch GIGI der Tanzbär, der auf dem Zeltplatz nachts für ein bißchen Anerkennung oder nen Euro zur BLUE HARVEST-Version von "Cantina Band" getanzt hat...