Konzert:

Sucks'N'Summer 2009 - Freitag

Konzert vom 07.08.2009WHERE EAGLES DARE hatten wohl abgesagt, was nicht kommuniziert wurde (ein kurzer Aushang hätte ja vollkommen gereicht) und die Wartezeit bis MORE THAN LIFE recht lang werden ließ. Die jungen Briten, die in Kürze mit DEAD SWANS auf Tour gehen werden, hatten erkennbar Spaß daran, das Publikum den Großteil des Gesangs übernehmen zu lassen, im Grunde hatte der Sänger nur während der Pausen das Mikro in der Hand und gab seine Ansagen zum Besten, die aber dank genuscheltem Englisch kaum zu verstehen waren. Songtechnisch machten die Briten alles richtig und konnten mit ihrem modern-melodischem Hardcore sicher den ein oder anderen neuen Fan gewinnen, während die schon vorhandenen mit der Band eine große Party feierten, Stagedives inklusive.



SCREWED UP haben mit Sänger Alex einen echten Charmebolzen in ihren Reihen, der sich artig für die Chance, beim Sucks’n’Summer spielen zu dürfen, bedankt, um dann im nächsten Moment von der Bühne zu hüpfen und dem Publikum im wahrsten Sinne des Wortes ins Gesicht zu blicken oder einen Circle Pit zu initiieren. Der Mann ist Entertainment pur, wobei seine Kollegen nicht vergessen werden dürfen – die hatten auch den einen oder anderen Hingucker am Start und ordentlich Spaß beim Zocken des schnellen, old schooligen Hardcores, der SCREWED UP so gut Live funktionieren lässt. Bei den Einheimischen war die Band eh bekannt und wurde entsprechend gefeiert und auch die Auswärtigen hatten nach spätestens zwei Songs einen Platz in ihrem Herzen für die sympathische Truppe freigemacht.



Highlight des Tages war ganz sicher der Auftritt von CASEY JONES, die selten über den großen Teich kommen (und das wohl so schnell nicht wieder machen werden, wenn die Aussagen während der Show ernst gemeint waren). Songs wie „Coke Bongs And Sing-A-Longs“ wurden von der Meute mitgesungen und konnten auch die CASEY JONES Unkundigen überzeugen, mehr zu machen, als nur mit dem Kopf zu nicken. Allerdings waren die Ansagen und das Auftreten von Bandkopf Josh nicht in letzter Konsequenz überzeugend, dafür wirkte der gute Mann zu arrogant. Mag sein, dass das nur der persönliche Eindruck ist, aber mit dem Sympathikus der 2007er-Show beispielsweise hatte er nicht mehr viel gemein. Musikalisch gab es an CASEY JONES nichts auszusetzen, die Songs machen Live Laune und gehen direkt ins Blut.



Beim WFF hatten sie noch 15 Jahren Bandbestehen gefeiert, vier Wochen später sind BACKFIRE! auf Farewell-Tour – so schnell kann das gehen. Wer das gute Zusammenspiel der Band, die gute Laune und das Scherzen miteinander gesehen hat, kann kaum glauben, dass die Kerle keine Lust mehr auf BACKFIRE! haben. Erst recht nicht, wenn auch noch das Publikum mitspielt und jeden Song zu einem Triumphzug macht, als wollte sich niemand die Chance entgehen lassen, noch einmal Songs der „Still Dedicated“ mitzusingen. Das war eine einzige große Party, mit der sich eine der großen europäischen Bands würdig verabschiedet hat. Zurück bleiben gute Alben und eine Träne im Knopfloch…



EVERGREEN TERRACE haben sich vom Unfall ihres Drummers erholt und waren mit dem CASEY JONES-Trommler nach Europa gekommen. Der hatte nur eine kurze Pause, die aber offensichtlich ausgereicht hatte, spielte er sich doch problemlos durch den EVERGREEN TERRACE-Set. Der bestand aus den Highlights der „Wolfbiker“-Scheibe, ergänt um einen Coversong („Mad World“) und ein, zwei ältere Songs. Damit konnten die Amis nichts falsch machen, zumal sie mit Shouter Andrew einen hervorragenden Fronter haben, der das Publikum zu Höchstleistungen anspornte und sich selbst am Absperrgitter nicht schonte.



H2O waren die Gute-Laune-Bären des Abends, wobei sch die Frage stellte, ob die New Yorker einen neuen Gitarristen dabei hatten. Wenn dem so sein sollte, fügte der sich bestens in das Line-Up ein, hielt sich dabei aber im Hintergrund und überließ dem Brüderpaar Morse plus Basser Adam das Feld. Die zogen mächtig vom Leder, waren immer in Bewegung und hatten mit „Nothing To Prove“, „Thicker than Water“ und „What Happened“ genügend Hymnen, um das Publikum in Wallung zu bringen. Das war leicht zu motivieren und sang fröhlich mit, egal ob Edger, Punk oder Bollo, bei H2O kamen alle voll auf ihre Kosten.



HEAVEN SHALL BURN hatten danach leichte Probleme, das Publikum bei Laune zu halten, jedenfalls war das der Eindruck von Shouter Marcus. Der forderte immer wieder zum Tanzen auf und war mit dem Ergebnis selten voll zufrieden, bedankte sich aber auch artig für die Gelegenheit, endlich mal beim Sucks’n’Summer spielen zu dürfen, wozu er und seine Kollegen anscheinend große Lust hatten, denn die Band war mit Feuereifer dabei, sich durch einen St voller lange nicht gehörter Songs zu spielen (wobei Klassiker wie „Voice Of The Voiceless“ nicht fehlten). Eine kleine Metal-Lehrstunde gab es in Form des abschließenden EDGE OF SANITY-Covers „Black Tears“, bei dem jeder noch mal letzte Reserven mobilisierte und HEAVEN SHALL BURN einen versöhnlichen Abschluss boten.



Danach ließen AGNOSTIC FRONT lange auf sich warten, hatten den obligatorischen langen Soundcheck und kamen unter dem Jubel der Fans auf die Bühne, immerhin war das die einzige Show der New Yorker in Ostdeutschland 2009. Roger Miret, Vinnie Stigma & Co. ließen dann auch nichts anbrennen, konnten sich aber in Sachen Enthusiasmus nicht mit HEAVEN SHALL BURN oder H2O messen. Dafür haben die New Yorker einen Haufen Klassiker im Angebot, mit denen sie bei der Pogo-Fraktion gut ankamen, beim abschließenden „Gotta Go“ lagen sich dann alle wie erwartet in den Armen und ließen den Samstag ausklingen. Schön.


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