Stray Cats - Hamburg, Stadtpark
Den Auftakt machte die Bremer Rock ´n Roll-Band THE VELVETONES. Naja, und irgendwie rockten und rollten die gar nicht. Alles klang sehr standardmäßig und klassisch, aber es ging eben überhaupt nicht nach vorne los. Besonders der Sänger kam dabei auch noch äußerst schleimig rüber, was den Gesamteindruck nicht grade verbesserte. Das eintrudelnde Publikum sah sich das dann gelassen an und applaudierte zwischen den Stücken höflich. Hätte alles schlimmer sein können, aber vom Hocker gerissen hat´s auch keinen.
Und dann kamen die STRAY CATS und legten mit "Rumble in Brighton" von der ersten Platte höllisch los. Das Set war ein Traum für jeden Fan: Am Anfang gab´s einige Klassiker aus den ganz alten Zeiten, dann eine ganze Reihe neuere Stücke, um das offizielle Set wiederum mit alten Hits wie "Fishnet Stockings", "Runaway Boys" und "Rock this Town" zu beenden. Überhaupt wurden die meisten Stücke Stücke der ersten Platte gespielt - "Stray Cat Strut" durfte natürlich auch nicht fehlen. Danach gab´s noch zwei Zugabenblöcke, aus denen Elvis´ "That´s alright Mama" und das CLASH-Cover "I fought the Law" herausragten, bevor dann nach "Sexy and seventeen" endgültig Schluss war. Alle drei Musiker zeigten während des gesamten Konzert eine unglaubliche Spielfreude - man spürte, wie heiß sie wieder auf Live-Spielen waren. Brian Setzer ging bei seinen Soli ab, dass man ihm sein Alter von mittlerweile 45 wirklich nicht abnehmen wollte. Slim Jim Phantom spielte traditionell im Stehen und war dadurch und durch sein minimalistisches Drum-Set äußerst beweglich (Schon mal einen Drummer gesehen, der auf der eigenen Bass-Drum stehend spielt?!?), und Lee Rocker turnte mit seinem Kontrabass über die Bühne, als wenn der kaum etwas wiegen würde. Alle drei zeigten, dass sie überragende Musiker sind, wobei Brian Setzer wie immer herausstach. Es war für mich schon immer unfassbar, was er aus seiner Gitarre herausholt, mit wie viel Gefühl und wie präzise er trotzdem einzelne Töne und Akkorde anschwellen lässt und leicht mit dem Vibratohebel bearbeitet, um im nächsten Moment wieder ein rasend schnelles Rock ´n Roll-Solo hinzulegen. Und live macht er das alles noch intensiver. Setzer ist mit Sicherheit der beste Rock ´n Roll/Rockabilly-Gitarrist, den es je gab und wohl einer der besten Gitarristen überhaupt.
Die drei Musiker kamen dabei absolut sympathisch rüber und es machte unglaublichen Spaß, ihnen zuzusehen und zu hören. Jeder überflüssige Schnickschnack wie großartige Bühnenaufbauten wurde weggelassen, es gab keine großen Verstärkerwände (dafür einen wunderschönen uralten karamellfarbenen Fender-Verstärker) und keine Schlagzeugburg. Brian Setzer spielte nicht mal mit Sender, sondern mit einem guten alten Kabel in der Gitarrenbuchse, was man ja bei Profibands kaum noch sieht - das ist Rock ´n Roll! Und das Publikum zollte seinen Helden dann auch den nötigen Tribut. Von Anfang an mitgerissen wurde getanzt und wurden größtenteils sämtliche Texte mitgegrölt. Nach dem zweiten Zugabenblock wollte auch noch niemand die Band gehen lassen, aber gnadenlos wurde das Bühnenlicht angemacht und Musik eingespielt. Inzwischen war es eben schon kurz vor zehn, und viel länger darf man im Stadtpark ja einfach nicht.
Insgesamt war das eine großartige Rock ´n Roll-Party und man darf nur hoffen, dass es irgendwann mal wieder eine Tour und ein neues Album der STRAY CATS geben wird. Ein ganz besonderes Schmankerl wird Anfang August schon mal in den Läden stehen: Sämtliche Konzerte der Tour werden mitgeschnitten und an die Tour anschließend in kleiner Auflage auf CD veröffentlicht. An alle, die nicht da waren: Wenn Ihr wissen wollt, was echter Rock ´n Roll ist, holt Euch das Hamburg-Konzert!