Stratovarius, Dream Evil, Tracedown - Stuttgart, LKA

Im April 2000 war das Longhorn brechend voll. Das Publikum gut gemischt wobei doch überwiegend
jüngere Fans anwesend waren. 2010 ist das Publikum das Selbe - nur eben zehn Jahre älter. Kaum jemand
ist Anfang 20 oder jünger. Das Interesse des Heavy Metal Nachwuchs an dieser Art von Musik lässt somit
leider ziemlich deutlich nach. Auch sind ca. 1/3 des Saals abgetrennt und auch so wirkt es nicht wirklich voll,
so dass wir ohne Platzprobleme vorne links in der zweiten Reihe das Konzert erleben konnten.
Doch kommen wir erst mal zu den Vorbands. Warum passiert es eigentlich vorwiegend im LKA so oft, dass die
Supportbands früher anfangen müssen wie auf der Eintrittskarte steht? TRACEDOWN die junge Nachwuchshoffnung in Sachen Melodic Agressive Speed Metal oder so was in der Art, hämmerten um kurz nach 20 Uhr (Beginn offiziell: 20 Uhr) die letzten Takte ihres finalen Songs durch die PA, schienen sichtlich Spass zu haben. Schade halt, daß erst ca. 150-200 Nasen anwesend waren. Das hat keine Band verdient, auch wenn es die Finnen gelassen nahmen und trotzdem lächelnd die Bühne verließen. Schade! Und eigentlich auch ziemlich daneben!
Bei DREAM EVIL füllte sich das LKA dann langsam, doch auch hier kam anfangs bei "Immortal Forever" und "Made Of Metal"
schwerlich Stimmung auf. Fronter Niklas Isfeldt sah auch nicht sehr begeistert drein, macht jedoch seine Sache gesanglich sehr gut und "Heavy Metal In The Night" oder "Bang Your Head" heissten im weiteren Velauf des Gigs die Fans mehr und mehr an. Sowohl bei den Riffstampfern als auch bei etwas schnelleren Passagen gingen die Fans nun mit. Bei DREAM EVIL lebt einfach der traditionelle und klischeebehaftete
gute alte HEAVY METAL! Soundmässig gibts nichts zu meckern, am Licht wurde doch noch etwas gespart. Am Ende wirkte die ganze Mannschaft lockerer und agiler und "The Chosen Ones" sowie das geforderte "Book Of Heavy Metal" Finale krönten dann einen guten Auftritt der SCHWEDEN.
Was man TRACEDOWN am Anfang an Zeit weggenommen hat, das verplemperten dann die Herren um Timo Kotipelto und kamen erst nach einer Dreiviertel-stündigen Umbaupause auf die Bühne. Umso schöner als dann endlich das Intro von "Destiny" ertönt, ein gewagter Opener und trotzdem einer der abwechslungsreichsten und emotionalsten Songs von STRATOVARIUS überhaupt.
Nach dem pompösen Ende des Mammutsongs donnerte anschliessend mit "Hunting High And Low" direkt der wohl kommerziell erfolgreichste Song der Finnen durch die Boxen. Schon jetzt wurde gebangt und mit gegrölt. Das bei Kotipelto gerade eine Erkältung abklang, war so gut wie nicht zu hören denn die Stimme sitzt auch heute noch auf den Punkt. Vom aktuellen Album "Polaris" gab es nun erst mal "Deep Unknown" um die Ohren.
Der „neue Gitarrist“ Matias Kupiainen hat sich mittlerweile gut ins Bandgefüge eingepasst auch wenn er immer noch von seiner Mannschaft vorgestellt wird. Am Bühnenbild haben STRATOVARIUS nach ihrer Re-Union leider etwas nachgelassen, lediglich ein Backdrop des Polaris Covers ziert die Stage. Das transparente Drumkit von Jörg Michael wirkt hingegen etwas unpassend, was jedoch eher an der daran seitlich befestigten Borussia Dortmund Flagge liegt. (Vor allem weil der BVB am Tag zuvor vom VFB Stuttgart weggeklatscht wurde....)
Weitere Songs von "Polaris" wurden in Form von "Forever Is Today" und der Premiere "King Of Nothing" dargeboten. Obligatorisch und leider auch entsprechend
überflüssig folgten nun Bass und Gitarrensolo bevor es schliesslich zu den echten Perlen ging: "Paradise", "Phoenix" und "Eagleheart". Eigentlich viel zu kurz das alles - denn trotz der Zugabe mit der schönen Ballade "Forever", dem bombigen "SOS" und natürlich "Black Diamond" fehlten doch noch so viele Klassiker die es in die knapp 90 Minuten leider nicht geschafft haben. Dennoch überzeugte die Spielfreude der Band. Sie sind definitiv wieder da und wir dürfen uns hoffentlich noch auf noch viele weitere Konzerte mit den STRATOS freuen! (xhb)