Konzert:

Spiders, Sassy Society, Ghosttrip - Hamburg, Rock Café St. Pauli

Konzert vom 28.05.2016

Alle wirklich großen Rock Bands haben mindestens einen herausragenden Gitarristen und einen charismatischen Fronter. Bei SPIDERS sind beide miteinander verheiratet. Im wahrsten Sinne des Wortes. Das Ehepaar Hoyles macht seit 2010 ordentlich Wirbel und profitiert hierbei sicher auch von der Trend-Welle aus Vintage-Rock, die sich derzeit über die Szene wälzt. Zwar behaupten Kritiker, bei dem heutigen Retro-Rock klinge ein Song wie der andere, was natürlich ausgemachter Unsinn ist, denn die Zutaten – drei coole Riffs, eine zwingende Melodie – sind oft gleich, das Ergebnis hingegen klingt immer wieder anders. Das Mega-Album „Shake Electric“ (2014 / Spinefarm Records) vereint diese Ingredienzien mit Bravour. Zurecht ließen sich Kollegen eines renommierten Rock Magazins  zu den Worten „Die Spiders sind die beste Female-fronted Rockband neben den Blues Pills“ hinreißen. Man darf nun gespannt sein, ob die Band live genauso knallt wie auf Platte.

Der Fluch des guten Hamburger Wetters ereilt an diesem Samstag Abend die Spinnen aus Schweden, welche sich auf ihrer Europa-Tour im Rock Cafe daher mit wenig Publikum zufrieden geben müssen. Ihnen ist jetzt nur zu wünschen, dass Unentschlossene nicht zu früh kommen, einen Blick in den Club werfen und die beiden Vorbands zu Gesicht bekommen. Das wäre nämlich Grund genug, schnell das Weite zu suchen. Während GHOSTTRIP lediglich durch Belanglosigkeit auffallen, liefern SASSY SOCIETY einen Katastrophen-Auftritt, der selbst Angestellte des Clubs mit den Worten „Oh mein Gott“ vor die Tür treibt. Zum Glück wird um die Ecke, am Hans-Albers-Platz auf großen Leinwänden das Champions League Finale gezeigt. So lässt sich die Zeit überbrücken, tun wir mal so, als wäre alles vorher nicht passiert ...

Während des Umbaus steht es noch 1:0 für Real Madrid, als SPIDERS loslegen trifft Atlético Madrid zum Ausgleich. Vom Ausgang des Spiels soll man aber erst am Ende des Konzerts erfahren. Grund, sich ablenken zu müssen, gibt es jetzt ja nicht mehr. Die Band aus Göteborg braucht ein paar Minuten um warm zu werden, die ca. 60 Anwesenden kapieren aber recht schnell, dass das Vorband-Desaster vorbei ist. Die Hauptband ist jetzt da ... Endlich!  Also, Smartphones weg und Augen und Ohren auf!
Mit ihrem tollem Sound und starker Präsenz bestätigen die vier Schweden, dass sich ihr exzessives Touren bezahlt macht. Ann-Sofie Hoyles (v.) ist von dem Schlag Fronter, die auf der Bühne erst richtig aufblühen. Dauergrinsen im Gesicht, permanent in Bewegung und dazu dieser unverwechselbare Gesang, der live etwas tiefer klingt, als auf Platte. Neben ihr, die beiden Ruhepole John Hoyles (g.) und Olle Griphammar (b.) bewegen sich fast gar nicht. Müssen sie auch nicht, hat man doch eine sehr aktive Frontfrau. Die Setlist ist gespickt mit SPIDERS-Krachern wie 'Mad Dog' und das fantastische 'Shake Electric', welches Ann-Sofie mit  Fussstampfen einzählt. Cooler geht’s nicht! Leider fallen manche Songs in die Schublade 'Filler', zudem fehlt öfter die zweite Gitarre der Studio-Versionen. Das wird immer dann deutlich, wenn auch die Frontfrau zur Gitarre greift. Die Folge ist ein klangliches Aha-Erlebnis: So könnten also alle Songs klingen, wenn eine zweite Klampfe am Start wäre!  Abschließend lässt sich sagen, dass SPIDERS eine gute Live-Band sind, einige großartige Songs in petto und eine tolle Frotfrau haben, an BLUES PILLS kommen sie aber nicht ran. Aber wer schafft das schon? Nebenbei gesagt, auch Atlético musste sich an diesem Abend gegen das große Real geschlagen geben.

SPIDERS setlist:
Stendec
Mad Dog
Control
Shake Electric
Love Me
Hard Times
Hang Man
Give Up The Fight
Only Your Skin
Long Way To Go (Alice Cooper)
Teenage Kicks (The Undertones)
Above The Sky
Why Don't You

Fraction
War Of The World

 



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