Konzert:

Sodom, Kreator, Destruction in Lübeck - Holstentorhall

Konzert vom 28.01.2002Das erste Mal seit langem wieder ein großes Konzert in Lübeck, und dann gleich dieses Killerpackage! Pünktlich um 19.00 fand ich mich denn auch an der mir bis dahin völlig unbekannten Holstentorhalle ein. Abgesehen von der fehlenden Heizung der Halle fiel auf, daß es die ganze Zeit halbleer war. Später stellte sich heraus, daß die Stadt Lübeck ein Besuchermaximum von 800 Personen bei Heavy Metal-Konzerten erlassen hat. So zerfurchen halt nur 1600 Springerstiefel das Parkett...



Was da als Vorband WYKKED WYTCH rumturnte, sah aus wie eine Mischung aus Nina Hagen auf Speed und einer in den Black Metal-Schminktop gefallenen NuMetal-Band. Musikalisch sollte das Ganze wohl zwischen Nightwish und Cradle of Filth liegen, war aber einfach nur schlecht. Ende.



Als erste echte Band kamen KREATOR auf die Bühne, mit viel rotem Licht und ebensolchen Bannern. Man bretterte sich durch ein Programm, daß zum Glück sehr "Oldie"-lastig war. ´Extreme Aggression´ kam ebenso zum Zug wie ´Pleasure to Kill´. Milles Posing wirkte wieder richtig aggressiv, seine Sidekicks machten fröhlich mit und das Licht betonte die ganze Athmosphäre (viel Rot). Bei all dem High Speed-gebolze spielte man trotzdem sehr tight auf, und auch die Stimmung in den ersten Reihen war mehr als gut, dahinter wurde es jedoch sehr still. Zwischendurch gab es als neue Tracks ´Violent Revolution´ und ´All Of The Same Blood´, dazu dann ´Tormentor´, von Mille, der intensiven Kontakt zum Publikum hielt, angekündigt, vom Publikum gefordert. Zum Abschluss gab es dann eine ultra-heftige Version von ´Flag Of Hate´, die Chuck Schuldiner gewidmet wurde. Richtig guter Gig.



Nach einer überaschend kurzen Umbaupause luden dann DESTRUCTIONs Schmier, Mike und Marc zum Schlachtfest. Direkt nach dem ´Antichrist´-Intro ging es mit ´Curse The Gods´ erstmal richtig an die Nackenmuskeln, bevor Schmier sich, sichtlich angepisst, für die miserablen Umstände für den Auftritt in der Hamburger Markthalle entschuldigte. In den folgenden 80 Minuten wurde gnadenlos geholzt. ´The Butcher´, ´Eternal Ban´, ´Invincible Force´, ´Release From Agony´ als Klassiker genauso vie neue Granaten a la ´The Butcher Strikes Back´, ´Tears Of Blood´, ´Nailed To The Cross´ und ´Bullets From Hell´. Schmier lief wie ein Besengter über die Bühne, nutze seine drei Mikros ausgiebig, war nie länger als zehn Sekunden am selben Ort und schrie, was die Lunge hergab. Mike war kaum weniger aktiv, spielte wild bangend meist an der Vorderkante am Fotograben und grinste fröhlich vor sich hin. Der neue Drummer Marc stellte unter Beweis, daß er sich hinter keinem seiner Vorgänger verstecken muß, im Gegenteil, er steuerte noch monsterheftige BackingVocals dazu. Nach den Zugaben ´Total Desaster´ und ´Bestial Invasion´ war dann Feierabend, unter anderem auch für meinen Nacken. Ich hab mir sagen lassen, daß es stimmungsmäßig ähnlich aussah wie bei Kreator: Vorne Hölle, kurz dahinter ruhig.




Tom&Co. holten gleich mal den Hammer raus und ließen ihn in Form von ´Among the Weirdcong´ vom neuen Album M-16 kreisen. SODOM bolzten sich durch ein Best Of-Programm, das es wirklich in sich hatte. In lockerer Reihenfolge wurden alte und neue Klassiker durcheinansdergeworfen, gleich drei Songs aus den ganz alten Tagen hatte man dabei, nämlich ´Blasphemer´, ´Witching Metal´ und ´Outbreak Of Evil´. Das aktuelle Line-Up verhalf diesen Songs zu noch ganz anderen Dimensionen, richtig fies wurden sie. Aber auch Fanfaves wie ´Wachturm´ oder ´The Saw Is The Law´ durften nicht fehlen. Vom neuen Album gab´s noch ´M-16´ und ´Napalm In the Morning´. Bernemann versuchte, den von Schmier aufgestellten Streckenrekord zu knacken und war dabei verflucht erfolgreich. Tom bewegte sich, typischerdingens, eher gemütlich über die Bühne, kommunizierte auf seine typische Tom-Art mit den Fans ("Wollt ihr noch ein? Dann gib mal n Bier her!"). ´Remember the Fallen´ wurde Osama bin L aden gewidmet, und als Zugabe gab es Motörhead´s ´Ace Of Spades´ (cool: Toms Mikro wurde in Lemmy-Pose gebracht), daß Sodom richtig gut zu Gesicht stand. ein paar partysongs wie ´Die Stumme Ursel´ wurden zwar schmerzlich vermisst, aber alles geht halt nicht...



Danach war dann leider endgültig Schicht im Schacht, die noch geplante Party im ´99´ fiel leider ins Wasser, da Tourleiter Schlanki entschied, aufgrund der schnell und professionell arbeitenden Crew (Lob an Amptown Hamburg), direkt nach Schweden loszufahren. Der Abend war auf jeden Fall sehr cool, leider gilt daß auch für die Stimmung großer Teile des Publikums. Der Teil, der gerade nicht gefeiert hat, stand doch sehr still rum. War aber auch arschkalt in der Halle. An der Musik kanns jedenfalls nicht gelegen haben, denn die war Sahne, ebenso der überall glasklare Sound in angenehmer Konzertlautstärke. Wer mal in Lübeck ist, sollte das ´99´ aber auf jeden Fall ausprobieren. Befindet sich direkt am ZOB. (domi)






Als die unsäglichen WYKKED WYTCH die Bühne betraten, waren kaum mal zweihundert Leute in der urgemütlichen aber recht großen Holstentorhalle. Glück für alle, die später gekommen sind: Es gab unsägliches Cradle-Gequieke mit klarem aber schiefem Operngesang, gar-grausig anzuhören. Und noch schlimmer anzusehen: Und damit meine ich jetzt gar nicht mal die pompösen Ausmaße der rot-perückten Sängerin Ipek, sondern viel eher ihr peinliches Posing oder das ungelenke Rumgestehe der Mitstreiter. Wer hat die Kapelle bloß mitgenommen?



Dann zeigten KREATOR erneut, wie´s gemacht wird (übrigens in der mit 700 Leute inzwischen gut gefüllten Halle). Genauso spannend und klasse wie weiland in Hamburg!
Und schließlich betrieben Destruction Wiedergutmachung für ihren schwächeren Auftritt im Dezember und zeigten, daß sie doch nichts verlernt haben. Der Sound war viel, viel besser als in der großen Stadt. Es knallten und zischten Pyros an allen Ecken und Enden und die Songauswahl stimmte die Fans der verrückten Schlachter glücklich: Curse The Gods, Eternal Ban, Mad Butcher, und und und - alt und neu, freu!!!



Schließlich SODOM. Meine größte Furcht bestätigte sich zunächst nicht: Onkel Tom beherrschte sich so gut es ging und machte einen zum Glück gemäßigten Anti-Bin-Laden-Spruch. Dann: Neues Liedgut, alter Kracher. Von "Among the Weirdcong" bis hin zu "Blasphemer", prima Sache das plus ausflippende Fans: da, was fan von den Sodomisten halt erwartet, Stark, auch wenn´s an Kreator nicht herankam.



Fazit: Solches Packages - von der bösen Hexe und den Ausnahmezuständen in der Markthalle mal abgesehen - wünscht sich der Fan, ob Alt, ob jung. Und wenn´s zum Ausflug in die "gute alte Zeit" mutiert, umso besser...