Konzert:

Slime, Velvetone - Bremen, Schlachthof

Konzert vom 12.11.2010SLIME hatten im Grunde alles richtig gemacht und sich zu einem Zeitpunkt aufgelöst, an dem es nicht mehr besser für die Band laufen und bevor sie zu einer (peinlichen?) Karikatur einer alternden Punkband werden konnten. Bis 1994 waren sie mehr oder weniger aktiv, was nicht zuletzt an den Steuerproblemen von Dicken lag, so wird jedenfalls gemunkelt. Pfingsten 2010 stand dann die erste Show seit Jahren an, mit immerhin drei alten Mitgliedern (Dicken, Elf und Meys) – und jetzt die Tour. Die scheint gut zu laufen, Berlin und Hamburg sind ausverkauft und auch in Bremen ist der Schlachthof gut gefüllt, ja knapp vor ausverkauft.

Wer aber auf die Idee kam, mit VELVETONE eine Rockabilly-Band ins Vorprogramm zu holen, hat sich nicht mit Ruhm bekleckert. Die Jungs mühten sich zwar redlich, aber nach einer guten halben Stunde waren die lustigen Sprüche des Sängers aufgebraucht und begann sich der Rockabilly zu wiederholen. Für weitere 30 Minuten, insgesamt blieben die Kerle fast eine Stunde auf der Bühne, ohne dass es wirklich viele Leute interessierte, denn die bunte Mischung aus Altpunks, Nachwuchspunkern und gesetzten Herren, die SLIME während ihrer Studentenzeit gehört hatten, hatte auf VELVETONE wenig Bock [ob das für die erste Vorband auch galt, kann wegen dezenter Verspätung nicht gesagt werden – lh].



Um 22 Uhr war es dann soweit und ein gut gelaunter Dicken betrat die Bühne, begleitet von Elf und Meys, während am Bass und hinterm Drumkit die beiden MIMMI’s-Aushilfen Platz nehmen. Los geht’s, auf in 90 Minuten Punk-Nostalgie. Vor der Bühne geht es sofort hoch her, spätestens nach der „Störtebecker“-„Seekarten“-Combo tobt der ganze untere Saal, schön mit Zeigefinger in der Luft, Mitgröhlen und Bier verspritzen. Da kommen Erinnerungen hoch, wenn „Brüllen, zertrümmern und weg“ intoniert wird oder das legendäre „Polizei SA/ SS“ aus den Boxen kommt. Witzigerweise haben einige Songs nichts an Aktualität eingebüßt, wie die auf die Grünen gemünzte Ansage vor „Linke Spießer“ oder natürlich „Schicksalsspiel“. Hannes Wader wird dann auch noch gecovert, bevor SLIME 2010 die Bühne verlassen, um sich für eine Zugabe zurück rufen zu lassen. Völlig zu Recht, denn was die Nordlichter ablieferten, war richtig gut. So wird auch die Zugabe, bei der die Luft endgültig brennt und die Stagediver die Security (mit schickem A.C.A.B.-Shirts bekleidet) noch mal fordern, wobei den Jungs auf der Bühne etwas mehr Gelassenheit gut getan hätte. SLIME bedanken sich danach artig bei den Fans, die zufrieden nach Hause torkeln (der Bierumsatz war enorm), während die Band ebenso zufrieden auf eine ziemlich gute Show zurück blicken kann, mit der sie bewiesen haben, dass auch Altpunks cool sein können.