Konzert:

Slayer, The Haunted, Daath - Wiesbaden, Schlachthof

Konzert vom 05.07.2010Die Europatournee von SLAYER wurde heiß erwartet. Nicht nur wegen den schon unmenschlichen Hitzerekorden Anfang Juli, sondern insbesondere weil die Konzerttermine der Tournee schon zweimal verschoben wurden.



Das Konzert in Wiesbaden im Schlachthof (dem idealen Ort für ein SLAYER- Konzert) sollte ursprünglich im Ende November 2009 und dann im März 2010 stattfinden, bevor es nun auf den 05. Juli 2010 verschoben wurde. Hintergrund für diese ungewöhnlichen Verschiebungen war (und ist) der Gesundheitszustand von Frontmann, Sänger und Basser Tom Araya. Arayas Halswirbelsäule wurde durch fast 30 Jahre Heavy Metal und Tausenden von Konzerten so in Mitleidenschaft gezogen, dass er sich im November 2009 eine Stahlplatte in den Nacken einsetzen lassen musste. Dass ein solch operativer Eingriff das Ende allen „Headbangings“ sein wird, muss jedem klar sein. Trotzdem freute ich mich auf das Konzert in Wiesbaden, da SLAYER live stets eine überzeugende Performance ablieferten. Auch die nun verlaufende Tournee sollte jedoch unter Arayas Gesundheitszustand leiden, denn so musste beispielsweise der Gig in Bochum wegen Stimmproblemen Arayas ersatzlos gestrichen werden.



In Wiesbaden schien Arayas Gesundheitszustand den Auftritt jedoch zu ermöglichen, so dass in einer restlos ausverkauften Halle alle um Punkt 20 Uhr die Opener DAATH begrüßen konnten. DAATH spielen Death Metal und legten direkt kräftig auf der Bühne los. Zu meiner Verwunderung war die Halle für die Uhrzeit schon recht gut gefüllt und das Publikum ging trotz der Hitze ordentlich mit. Obwohl sich jedes Bandmitglied auf der Bühne mächtig ins Zeug legte und headbangte, so gut es mit den Instrumenten ging, boten mir die Songs von DAATH zu wenig Neues, als dass ich daran gefallen finden könnte.



Nach ca. 30 Minuten endete der Auftritt und THE HAUNTED erklommen nach 20 Minuten Umbauphase die Bühne. Mit einer größeren Lichtshow und einer noch schweißtreibenderen Performance überraschte mich die Band in ihrer 40minütigen Spielzeit, die schwedisch angehauchten Death Metal spielte. Live sind hier auch einige Perlen dabei gewesen, die die Halle richtig zum Mitmoshen brachte. THE HAUNTED zeichnen sich für mich mit ihren Songs gerade deswegen live besonders aus, weil sie immer wieder melodische Passagen mit klarerem Gesang in ihren Songs haben, so dass alles nicht von vorne bis hinten in einem Gebolze untergeht.



Gegen 22.20 Uhr betraten dann die Götter des Thrash die Bühne. Im Hintergrund hatte man 18 Marshalllautsprecher zur Dekoration aufgestapelt. In den 80ern hätte man es wohl nicht anders gemacht. Hatte ich bei der vorletzten Tour noch Angst, von der Lichtshow einen epileptischen Anfall bekommen zu können, so war die in Wiesbaden gebotene Lichtshow während des ganzen Auftritts sehr spartanisch. Im Gepäck hatten SLAYER ihr letztes Studioalboum „World Painted Blood“, so dass etwas überraschend die beiden Songs „South of Heaven“ und „Silent Scream“ den Auftritt einleiteten. SLAYER legten eine Mischung aus alten Klassikern und neuen Songs vor, die, wenn ich mich recht erinnere, in folgender Reihenfolge gespielt wurde:



South of Heaven

Silent Scream

Cult

Disciple

Hell Awaits

Beauty Through Order

Raining Blood

Aggressive Perfector

War Ensemble

Dead Skin Mask

Hate Worldwide

Seasons in the Abyss

Payback

Chemical Warfare




Zugabe:

World Painted Blood

Mandatory Suicide

Angel of Death




Tom Araya wirkte während des ganzen Auftritts äußerst steif und beschränkte sich auf kleine Positionswechsel auf der Bühne. Auf Moshattacken oder hektische Bewegungen, die man allerdings von SLAYER sowieso nicht erwartet, waren nicht zu sehen. Kerry King erschien mit der langen Eisenkette am Gürtel, und Jeff Hannemann hatte wie immer sein Eishockeytrikot inkl. Knieschoner angezogen. Bei soviel Trash hätte ich mir gewünscht, dass King zumindest für die Zugaben das Nagelarmband nochmals anzieht, das ihn früher so auszeichnete. Nun gut, spielerisch gab es nicht viel zu meckern. Songs wie „Hell Awaits“, „South of Heaven“, „Dead Skin Mask“, „Raining Blood“ oder „Angel of Death“ zeigen, dass SLAYER die Luftfeuchtigkeit in einer völlig verschwitzten Halle, in der es sowieso schon über 50 Grad gewesen sein muss, schnell zum Siedepunkt bringen kann. Neueres Material, wie z.B. „Disciple“ oder „Cult“ reihte sich hier passend ein, wobei ich jedoch das für mich live schwächere „Beauty Through Order“ aus der Setliste nehmen würde. Da gibt es für mich spannendere Songs. Vergleicht man die Setlists der Band an den verschiedenen Auftrittsorten, so ist zu erkennen, dass hier sowohl minimal die Auswahl der Songs aber besonders die Reihenfolge dieser bei jedem Auftritt verändert werden.



Stimmlich war Araya mit Blick auf die Absage des Konzerts in Bochum tatsächlich noch nicht auf seinem Höhepunkt angelangt. So ließ er beispielsweise den Schrei zu Beginn von „Angel of Death“ aus oder sang verschiedene Passagen, die stimmlich besonders anstrengend waren, nicht immer voll durch. Trotzdem zeigte das Quartett an dem Abend eine beeindruckende Show. SLAYER sind auch mit Metallplatte im Nacken noch eine Band, die man live immer wieder ansehen kann. Dass SLAYER gerade auf der Tour kleinere Hallen besuchen wollte, ist positiv, da die Musik so an Intensität gewinnt. Trotzdem würde ich auf die gigantische Lichtshow, die ich von der Band gewöhnt bin, zukünftig ungern verzichten wollen. Es bleibt zu hoffen, dass Araya, soweit dies mit einer Platte im Nacken möglich ist, wieder vollständig gesundet, so dass wir noch viele Alben und Konzerte der Band besuchen können.