Konzert:

Sick Of It All, Madball, Comeback Kid, Walls Of Jericho, Terror, Destiny, The Distance, Maintain - Hamburg, Markthalle

Konzert vom 08.12.2006Zum Jahresabschluss wurde für die Hardcore-Community noch einmal richtig dick aufgefahren und auch wenn sich bis auf COMEBACK KID keine der beteiligten Bands in Deutschland rar gemacht hatte, war es eine sehr ansprechende Mischung, die an einem lauen Freitagabend in Hamburg Station machte. Das "Ausverkauft"-Schild war dann auch nicht weiter verwunderlich. Im Inneren herrschte dann auch das erwartete Gedränge, allerdings war die Schlange an der Garderobe recht kurz.
Wie nich anders zu erwarten gab es ein Schaulaufen der Tätowierten und Muskelbepackten, selten sieht man Anfang Dezember noch Leute in Shorts und mit freiem Oberkörper flanieren.


Bei MAINTAIN, die pünktlich um 19 Uhr für den Auftakt sorgten, war derlei luftige Kleidung noch nicht wirklich notwendig, die Halle war noch nicht sehr aufgeheizt. Die Botheler gaben zwar ihr Möglichsten, um das zu ändern, aber nur eine Handvoll Leute bewegte sich vor der Bühne, der Rest zog sich hinter den vertrauten Hamburger Graben zurück, daran konnten auch die guten Songs und die symphatischen Ansagen von Sänge Julian nichts ändern. Das Schicksal eines Openers bei einem so langen Konzertabend eben.


Ähnlich erging es THE DISTANCE, die ihren melodischen HC genauso motiviert und engagiert wie die Local Heroes unters Volk brachten - und ähnlich mauen Erfolg hatten. Erst zum Ende hin ließen sich ein Dutzend Leute von den wiederholten Ansagen des Sängers vor die Bühne locken, wo sie auch fix einen Pogopit bildeten. Immerhin. THE DISTANCE konnten derweil mit engagierter Show, sauber gespielten Songs und eingängiger Mucke punkten und lieferten eine solide Leistung ab.


Eine große Überraschung bot sich dann bereits beim Soundcheck der Husumer DESTINY: die Leute drängten sich am Bühnenrand (mittlerweile war es auch rappelvoll in der Halle) und feierten die Norddeutschen schon beim Soundcheck gut ab. Die machten, in Gestalt des Bassers, auch fleißig Späßchen - und fingen Sekunden später ohne Vorwarnung an. Ohrenscheinlich haben DESTINY die relative Funkstille der letzten Monate zum intensiven Proben genutzt, so tight und brutal habe ich die Band noch nicht erlebt. Besonders Sänger hat hart an sich gearbeitet und hat mittlerweile mehr drauf als den Standard-Metalcore-Kram, er wagte sich sogar an cleane Passagen, die ihm sehr gut gelangen. DESTINY machten während ihrer Show keine Gefangenen und rotzen brutalen Metalcore in die Menge, die das erste Mal an diesem Abend vor der Bühne einen großen Pit bildetete und auch den ersten Circle Pit des Abends hinlegte. Am Ende blieb die Erkenntnis, dass sich DESTINY enorm weiterentwickelt haben und sich zu mehr als einem Geheimtip gemausert haben, der an diesem Abend völlig zu Recht abgefeiert wurde.


Was dann aber bei TERROR los war, ließ alles vorherige (und auch nachfolgende, soviel sei verraten) verblassen. Mit "One With The Underdogs", "Push It Away" und "Spit My Rage" hatten die Amis um Energiebündel Scott Vogel und den wie einen tapsigen Bär wirkenden Vulkan Doug Webber einen fulminanten Einstand, der das Publikum mit seiner Energie schlicht mitriß. Einer brodelnden See gleich wurde vor der Bühne um jeden Zentimeter gekämpft, Trauben bildeten sich immer da, wo Scott das Mikro in die Menge hielt und die ersten Stagediver erklommen die Bühne, immer wieder von Scott dazu animiert. Da störte es ihn nicht, wenn sich einer mal am Kabel verfing und das Mikro mit in die Menge riß, da wurde flugs eines der Gitarristen-Mikros genommen. Routine, die sich TERROR in tausend Live-Shows angeeignet haben. Wer nicht auf dem Weg zur Bühne war oder einen Crowdsurfer fing, reckte zumindest die Faust in die Höhe und brüllte die TERROR-Texte mit. Die ganzen Markthalle feierte TERROR ab, wie es selten im kühlen Hamburg vorkommt. Mit jedem Song steigerte sich das Energielevel sowohl vor als auf der Bühne und Ganze wurde zu einer HC-Show wie aus dem Lehrbuch. Nein, das war keine Show, das war ein Trimuphzug einer Band, die in der Szene über jeden Zweifel erhaben ist und von jedem geliebt wird. Das obligatorische "Overcome" beendete eine der besten Shows des Jahres. TERROR waren der Gewinner des Abends, das stand jetzt bereits fest!


WALLS OF JERICHO hatten dem nicht viel entgegen zu setzen, auch wenn sich Frontfrau Candice alle Mühe gab und sich die neuen Songs als echte Live-Kracher erwiesen. Aber im Vergleich zu dem Wahnsinn, der vorher bei TERROR herrschte, schien alles einen Gang zurückgeschaltet zu laufen. An der Leistung der Detroiter gab es nichts auszusetzen, die Reaktionen waren weiterhin sehr positiv (sogar einige Stagediver waren unterwegs), aber im direkten Vergleich zogen WALLS OF JERICHO den Kürzeren.


Bei COMEBACK KID hatte sich das Publikum dann wieder soweit erholt, dass die Kanadier ordentlich abgefeiert wurden, was bei dem melodischen Hardcore aber auch leicht fiel. Vor der Bühne tobte ein deutlich größerer Mob als noch bei WALLS OF JERICHO und auch die Flieger-Fraktion war munterer. Und jedermann sang die Texte der genialen "Wake The Dead"-Scheibe mit, auf die sich COMEBACK KID konzentrierten. Zwei, drei ältere Songs wurden zwar auch gespielt, sowie ein ziemlich flotter Song vom neuen Album (VÖ am 20.02.), aber bei den Hits von "Wake The Dead" war die Stimmung mit Abstand am Besten. Die Band hatte zudem richtig Bock aufs Live-spielen (wie überhaupt alle Mucker an diesem Tag) und konnte das Publikum schnell mit ihrer Begeisterung anstecken.


Für mich war das dann der Abschluss, mit dem Verklingen des letzten COMEBACK KID-Songs machte ich mich auf zum Bahnhof, um meinen letzten Zug nach Hause zu erwischen. MADBALL und SICK OF IT ALL mußte ich leider sausen lassen, aber irgendwas ist ja immer…