Konzert:

Sick Of It All, Comadre, Punch - Bremen, Tower/ Sielwallhaus

Konzert vom 30.06.2010

Hardcore-Tag in Bremen: während im Tower SICK OF IT ALL zu Gast waren, hatten sich COMADRE und PUNCH im Sielwallhaus angekündigt. Unauflösbares Dilemma? Von wegen. Im Sielwallhaus muss in der Woche spätestens um 22 Uhr Schluss sein, wenn SICK OF IT ALL gerade im Tower beginnen würden. Die Strecke zwischen beiden Clubs lässt sich zudem per Taxi in fünf Minuten zurücklegen, also alles easy.



Im Sielwallhaus sammelten sich erwartungsgemäß Punks, viele Edger und ein paar altgewordene HC-Kids, die sich sonst auf Shows rar machen. Dazu das oder andere überraschend auftauchende Gesicht und fertig war ein pickepacke volles Haus. PUNCH legten relativ pünktlich los und ließen in einer schweißtreibenden Show knapp 25 Minuten einen wütenden Bastard aus Grindcore und BLACK FLAG auf die Zuschauer los. Angetrieben von Sängerin Meghan, gab die Band genau so wie die ersten Reihen Vollgas, was das Innere des Clubs langsam in eine tropische Region verwandelte. Die PUNCH-Songs waren kurzweilig, kamen auf den Punkt und nutzten sich nicht ab, also alles gut, ganz wie bei den ähnlich gelagerten GLASSES.



COMADRE stellten vor Beginn ihres gut halbstündigen Sets erstmal sicher, dass auch jeder was sehen konnte, was dazu führte, dass die Band quasi umzingelt war. Aber bevor nicht auch der letzte freie Platz direkt vor dem Sänger ausgefüllt war, legten die sympathischen Amis nicht los. Als sie das aber taten, gab es im Publikum kein Halten, die ersten Reihen waren noch aktiver als bei PUNCH. Wer dicht gedrängt weiter hinten stand, nickte zumindest mit dem Kopf, kalt ließ der komplexe Hardcore der Kalifornier niemanden. Die bedankten sich dann auch artig für die bisher gut gelaufene Tour und das volle Haus an diesem Abend, bevor es mit einem alten Song weiterging. Selbst ein kurzzeitig defektes Mikro hielt die Band nicht auf, da wurde einfach nach Leibeskräften gebrüllt und der Song so zu Ende gebracht. Als um kurz vor 22 Uhr der letzte der zwei Zugabensongs verklungen war, ging jeder nassgeschwitzt, aber hochzufrieden in die Sommernacht.



Raus, zack ins Taxi und ab zum Tower, der sich als beinahe ausverkauft präsentierte. SICK OF IT ALL hatten die ersten Songs schon durch und den Club schon auf Betriebtemperatur gebracht, in der vorderen Hälfte war ein großer Pit zu sehen, aus dem immer wieder Crowdsurfer emporstiegen. Das Publikum war anders gestrickt als bei COMADRE, hier gab es mehr ältere Semester, dazu ein paar verdächtig nach BÖHSE ONKELZ-Fans aussehende Nasen und natürlich jede Menge HC-Kids. Die machten auch am meisten Stimmung und kamen nach ein paar Songs endlich auch zum Stagediven auf die Bühne. Die wie immer hochsympathischen New Yorker zockten sich durch ihre mittlerweile 24jährige Historie und stellten ältere Songs Marke „Build To Last“ neben Sachen des aktuellen Albums „Based On A True Story“ – kam alles wie erwartet bestens an, in einem kleinen Club aber auch keine Überraschung. Anders als beim letzten SICK OF IT ALL-Gastspiel in Bremen, das im Aladin über die Bühne ging, was nicht nur ein prollig-schlimmer Laden ist, sondern auch eine viel zu hohe Bühne hat, durch die kein Kontakt mit dem Publikum zustande kommen kann und kam. Im Tower funktionierte das wesentlich besser, was ja auch den Reiz einer SICK OF IT ALL-Show ausmacht und was genau das ist, was die Koller-Brüder und ihre Mitstreiter wollen. Am Ende war es im Tower wie im Sielwallhaus: die Fans gingen komplett durchgeweicht, aber sehr zufrieden nach Hause, in der Gewissheit, eine verdammt gute Hardcore-Show gesehen zu haben. Da sag’ noch einer, in Bremen geht nichts.



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