Sepultura, Danko Jones, Flaming Sideburns - Hamburg, Große Freiheit

ELECTRIC EEL SHOCK sollen DAS Highlight gewesen sein. Die drei bekloppten Japaner profilierten sich Augenzeugen zufolge dabei nicht in erster Linie mit ihrer an Metallica angelegten Musik, sondern vor allem durch eine extravagante Show. Aufgrund von vegetarischen Dönervorkommnissen und einer astronomischen Schlange an der Gästekasse verpassten wir die Band allerdings und waren erst pünktlich zu den FLAMING SIDEBURNS in der Halle, die uns eine ordentliche Portion Seventies Rock´n Roll um die Ohren hämmerten. Freunde der Hellacopters oder Gluecifer dürften ihren Spaß gehabt haben und auch ich ertappte mich zuweilen beim zügellosen Fußwippen. In Sachen Ästhetik legte man besonders viel Wert auf Pomade und Brusthaartoupet und auch musikalisch klang man nach Leder und Rockabilly-Frisuren. Leicht verdauliche Kost, aber auch nicht gerade das, was man unter einer Delikatesse versteht. (cs)
So hinterließen die flambierten Kochbirnen aus Helsinki einen recht flüchtigen Eindruck und spätestens als DANKO JONES auf die Bühne ging, hatte ich die Rockfinnen lange vergessen, denn das, was der energiegeladene Kanadier mit seinen zwei Kollegen da auffuhr, war schlichtweg ganz großes Damentennis! "We Sweat Blood” heißt das neue Album des neuen King des Rock´n Roll und auch wenn ich mich davon aufgrund einer relativ hohen Entfernung zur Bühne nicht im Detail überzeugen konnte, war der Name Programm. Wie unter Speed rannte DANKO auf der Bühne umher, vollbrachte grandiose Gesangsleistungen und zeigte recht schnell, wer den Titel "Bester Frontmann Des Universums" verdient hat. Musikalisch irgendwo zwischen AC/CD und den Rolling Stones fackelten die sympathischen Nordamerikaner ein Feuerwerk der Rockmusik ab und auch wenn ich die Jungs auf Konserve eher langweilig finde, muss ich sagen, dass ihr Gig zum besten dessen gehört, was ich in diesem Jahr sehen durfte. Das Publikum sah es genauso, feierte DANKO JONES nach allen Regeln der Kunst und verschwand in Scharen nach der etwa einstündigen Huldigung an den Gott des Rock´n Roll. (cs)
Nach dem überraschend genialen Auftritt der Kanadier DANKO JONES kam erst mal lange gar nichts. Zeitplan ging vor Fanwohl, über eine lange halbe Stunde gar nichts. Und dann kam die Band, die bereits auf den vergangenen Touren keine Hallen dieser Größe mehr füllen konnte. Und auch in der Großen Freiheit zeigten sich trotz geschlossenem oberen Teil, große Lücken im Publikum. Ob es daran lag, dass doch mehr wegen DANKO JONES gekommen waren oder man sich entschloss die vorletzte und nicht die letzte S-Bahn zu nehmen, steht in den Sternen. Sei es aus Neugier oder Nostalgie, man harrte dem Auftritt der Brooklyn-Brasilien-Gangster SEPULTURA. Und nach superdüsterem Intro, sowohl musikalisch als auch optisch, wurde gewahr, dass dieser Band lediglich noch ein blasses Abbild der ursprünglichen Götter ist. Zu "Come Back Alive" vom letzten Album "Roorback" zeigten sich bereits zwei Dinge: Zum einen ist und bleibt Kisser ein Gott an der Gitarre und Igor ein Virtuose an den Drums, zum anderen reicht aber auch das nicht, um die Lücke zu füllen, die Max hinterlassen hat. Während Igor also phänomenal auf Toms trommelt, die bei anderen Bands die Bassdrum ersetzen könnten, zaubert Kisser Dinge aus seiner Gitarre, die er wohl selbst nicht immer erwartet hätte. Und doch dümpelt die Band führungslos mit hilfslosen Sänger Green durchs Land. Ihm gelingt es nicht, glaubhafte Sympathie zu erzeugen, auch gesanglich ist er weit vom Optimum entfernt. Aus der Nasenlänge sollte man nicht auf die Männlichkeit schließen, doch auch die Korrelation zwischen Oberarmumfang und Tonvolumen scheint nicht vorhanden sein. Gelangweiltes Hüpfen auf der Bühne und darüber hinaus gnadenlos unspektakuläres Stageacting stecken zwar Teile des Publikums an. Aber wohl nur, weil viele doch zuviel getrunken hatteen oder die Band erst seit ihren neuen Werken kennen. Mit "Troops Of Doom", "Refuse" oder "Territory" packten sie ordentliche Granaten aus, die auch durch die Instrumentalabteilung ordentlich rocken, die Green aber emotionslos in Grund und Boden brüllt. Und "Bio-Bummbumm-Tec" stielt dann auch noch von der wertvollen mageren Spielzeit einen Happen. Arm, ganz arm und nicht zu empfehlen wenn einem die Band einmal viel bedeutet hat. Früher war eben doch alles besser, ne.