Konzert:

Sentenced, Lacuna Coil, Blackshine - Hamburg, Markthalle

Konzert vom 22.11.2002Abschlusskonzerte einer Tour bieten ja immer mal wieder die ein oder andere Überraschung. Die erste gab’s schon vor der Tür. Während zwei Tage zuvor die viel großartigeren Dark Tranquillity mit halbleerer Halle vorlieb nehmen mussten, watschelte scheinbar alles, was schwarze Klamotten im Schrank hat, zu diesem Event und machte aus dem Konzert mal wieder eine Sauna-Aufenthalt erster Kajüte.


Gut für BLACKSHINE, die so in den Genuss einer prächtig gefüllten Markthalle (gute 1000 werden’s gewesen sein) kamen. Und gut für mich, damit ich den BLACKSHINE-Sänger Anders Strokirk mal wieder sehen konnte. Der war mir in fabelhafter Erinnerung geblieben, weil er mal bombenvoll als Roadie von Necrophobic im Ballroom auflief, viel Bier trank, noch mehr lustige Sachen erzählte und irgendwann die Treppe der Metal-Institution vollreiherte. Außerdem soll er der Legende nach auch ein doller Disco-Tänzer sein... Heute aber schien er nüchterner drauf. Und so rockten und rollten und thrashten BLACKSHINE drufflos. Die Gothic-Einflüsse der Band finde ich ohnehin ganz gering, in der Markthalle war davon gar nüscht zu hören. "Our Pain Is Your Pleasure", das Titelstück der alten Scheibe machte einfach Laune, genau wie "Outcast", "Soulless & Proud" (so heißt auch die neue Pladde) oder "Servants Of The Harvest". Dass die Tour einfach gut gelaufen ist, erkannte man nicht nur an der Spielfreude der ersten Support-Band, sondern auch den Streichen der anderen Mucker, denn es flogen unter anderem massenweise Klorollen. Und Anders ließ sich auch überraschen, denn ein Sentenced-Männeken imitierte kurz vor Schluss Herrn Kilmister mit amtlicher Sonnenbrille und ein paar Klängen von "Ace Of Spades". Großer Auftritt, der immerhin schon einige Reaktionen im Publikum hervorzauberte.


Das Feedback sollte bei LACUNA COIL noch besser werden. Natürlich gab’s etliche Herren der Schöpfung, die aus dem Staunen (ob der optischen Reize Cristinas) nicht heraus kamen. Der Rest aber ging von der ersten Sekunde ab richtig mit. Und sogar der memme war begeistert. Bislang hatte ich die Band immer als Quietsche-Weibs-Geschmetter abgetan. Doch weit gefehlt. Ich fühlte mich an selige Gathering-Zeiten zurück erinnert, als die Holländer/Innen also noch hart waren. Fiese Metal-Parts wechselten sich also ab mit süßen weichen Teilen und mischten sich zu einer schönen Metal-Mischung. Italien kann also auch anders. Songs wie der Opener "To Live" oder "Falling" sorgten untermalt von einer schönen Light-Show für akkurate Stimmung, die bei der flotten Dreier-Zugabe inklusive "Aoen" noch gesteigert wurde. Der Witz bestand hier aus einem bärigen Monster, das über die Bühnenbretter stapfte.


Nach ausführlicher Umbaupause erklangen die Töne des finnisch-folkigen Intros "Konevitsan Kirkonkellot", das ja auch die aktuelle CD "The Cold White Light" einleitet. Und es wurde nicht "colder", sondern noch heißer. Der echte Ville von SENTENCED polterte los wie ein Derwisch. Beim letzten Mal stolperte der finnische Tarzan noch wie ein volles Bierfass durch die Gegend, doch seine Alk-Attitüde ist heute wohl einem genauso professionellen wie sympathischen Auftreten gewichen - jedenfalls in Hamburg. Neben Klassikern wie "Noose" oder "Nepenthe" kamen natürlich auch viele Songs der neuen Scheibe zu Live-Ehren, Cristina gab sich beim Gastauftritt die Ehre und wieder gab’s jede Menge Klopapier auf der Bühne zu bestaunen. Das Publikum sang wie verrückt mit, gab auch keine Ruhe, als der Gig zu Ende war. Zwei Lieder Zugabe, am Ende das krachige Maiden-Cover "The Trooper" beendete einen Auftritt, der es unwahrscheinlich in sich hatte. Einziger Anlass zur Kritik: SENTENCED war mit nur einer Stunde Spielzeit vieeel zu kurz.