Konzert:

Saxon - Kassel, Musiktheater

Konzert vom 07.04.2003Das Musiktheater Kassel war mit rund 300 Mann nicht gerade prall gefüllt, als die Vorband Evidence One auf die Bretter stieg und mit ihrer Mischung aus melodischem Metal und Hardrock mit Country-Einflüssen der Menge doch einigen Achtungserfolg abrang. Nicht mehr und nicht weniger, obwohl die Band mit Songs wie "In the Beginning there was Fire" und "Heavy Heart betrayed" nicht die allerschlechtesten Songs im Gepäck hatte, dafür aber der Sänger mit Cowboyhut doch etwas albern rüberkam. Für einen Supportact, der die leider ausgefallenen Brainstorm zu keiner Zeit ersetzen konnte, war es aber ganz solide.



Nach einer etwa halbstündigen Umbaupause vernahm man Donnergrollen vom Band und Saxon legten mit "Heavy Metal Thunder" los, was niemanden verwunderte, denn die aktuelle Tour der vier englischen fünf steht genau unter diesem Motto, wie schon einmal anno 1982 (or was it 1983 - fuck, I forgot it...). Nach freundlicher Begrüßung der Audienz durch Herrn Byford gings weiter mit "Killing Ground" und schon waren die ersten Rufe nach "Crusader" zu hören, die Mr. Saxon aber ganz lässig mit Blick auf seine Armbanduhr und den Worten: "It’s not Crusader Time" verstummen ließ. Überhaupt entwickelte sich diese Prozedur zum Running Gag des Abends, denn immer, wenn "Crusader" gebrüllt wurde, schaute Biff kopfschüttelnd auf seine Uhr. Ansonsten war der gute Biff gesprächig wie immer ("We have a new DVD coming out soon. It’s called "The fucking Saxon Chronicles”. Oh, äh, without "fucking” of course".) und kündigte eine Granate nach der anderen an: "Still fit to Boogie" hätte ich nicht mehr erwartet, genausowenig wie "Battle Cry" und den absoluten Oberhammer "The thin Red Line". "The next one is not a Saxon Song" leitete "In the Court of the Crimson King" ein und bevor "The fucking Eagle" landen konnte, deutete der lockere Frontmann auf einen Truck, in dem sich der gute Eagle noch befinde und leider nicht aufgehängt werden könne, die Fans aber gerne in den Truck hineingucken dürfen, ob er auch wirklich da sei. "We’d like to play a slow Ballad for ya", nämlich "20 000 Feet", einen der schnellsten Saxon-Songs überhaupt. Die Band spielte so tight wie eh und je, der Sound war von Anfang an brillant und das kleine, aber feine Publikum feierte jeden Song ab, als wärs der letzte. "Motorcycle Man" war natürlich Pflicht, genau wie "Solid Ball of Rock", bei dem die gesamte Band kollektiv bewies, daß sie nach 25 jahren immer noch "Solid Balls" hat. "They used to be an Iron Horse - twenty Years ago, used to bring Heavy Metal to us, through the Ice and Snow" quasi, und das taten sie –wie immer- auch mit "Princess of the Night”, "Cut out the Disease", "The Preacher" (jaaaaa!) und dem nun endlich gezückten "Crusader”, bei dem ich meine Stimme irgendwo zwischen Bühne und Mischpult verloren habe. Göttlich! "747 (Strangers in the Night)", "Broken Heroes" und das geile "Requiem (We will remember)" beendeten dann leider den regulären Set. Wer Saxon kennt, weiß aber, daß dann noch nicht Schluß sein kann, denn was wäre ein Saxon-Gig ohne "Wheels of Steel", "Strong Arm of the Law" und "Denim and Leather"? Eben! Danach war aber (nach gut und gerne zwei Stunden) endgültig Sense und die Meute verschwand Richtung Ausgang, Theke oder Pott.


Was soll man dazu noch sagen? Saxon sind immer noch eine der allerbesten Livebands der Welt, spielen sogar Monsteracts wie Judas Priest locker an die Wand und haben in ihrem Genre nur noch Iron Maiden neben sich. Hätte es so etwas wie Gerechtigkeit gegeben, würden Saxon heute wie die Eisernen Jungfrauen auf den größten Bühnen der Welt vor Tausenden von Leuten abrocken. In einem Club vor ein paar Dutzend Nasen zu spielen ist für eine Liveband dieses Formates absolut entwürdigend.