Konzert:

Saltatio Mortis - Listening Session- Karlsdorf, HOFA-Studios

Konzert vom 20.05.2011Nachdem vor einem halben Jahr das zehnjährige Bandjubiläum begangen wurde, ist nun ein neuer Silberling im Begriff, das Licht der Welt zu erblicken, und als kleinen Vorgeschmack auf das neue Baby luden SALTATIO MORTIS denn auch die schreibende Zunft zu einem ersten Höreindruck in netter Atmosphäre ins Studio. Der Stolz auf das bald fertige Werk war den Spielleuten deutlich anzumerken, ließ sich doch Alea der Bescheidene ganz unbescheiden (man sollte sich ja schließlich nicht zum Knecht des eigenen Namens machen) gar zu der Bemerkung hinreißen, wenn man sich DISTURBED anhöre, dann „[…] würde ich sagen wir haben mehr Eier als die!“. Das muss Liebe sein. Auch wenn wir DISTURBED der Vorsicht halber nun mal lieber aus dem Spiel lassen, muss man unumwunden zugeben: die Vorauswahl von „Sturm Aufs Paradies“ rockt gewaltig, und kommt definitiv härter daher als vorherige SALTATIO-Werke. Auf Opulenz wurde nach dem Vorgänger „Wer Wind Säet“ diesmal bewusst verzichtet, die Titel sind gefühlt kurz und knackig und gehen allesamt schnell ins Ohr. Doch genug der Vorrede, acht Songs wurden vorgestellt, hier sind sie:




„Habgier und Tod“: Schon mit dem (vorerst, die Trackliste steht noch nicht) ersten Song gibt es ordentlich etwas auf die Ohren, die Gitarren krachen druckvoll aus den Boxen, dazu schnelle Dudelsackriffs. Von der Idee her einer Erzählung Oscar Wildes entlehnt und thematisiert aufgrund der herrschenden Banken- und Wirtschaftskrise, dürfte „Habgier und Tod“ eine gute Karriere als Live-Song vor sich haben.



„Hochzeitstanz“: Thematisch gar finster wird es nun, handelt es sich bei „Hochzeitstanz“ textlich doch um eine Art Hommage an FALCOs „Jeanny“- statt feucht-fröhlicher Feiermusik strenggenommen also eher wenig erbaulich, wird doch aus der Perspektive des Täters erzählt. Das Ganze klingt etwas getragener, zum Teil unterschwellig wehmütig und durchweg eingängig, drüber hinaus findet sich eingebaut eine kleine Attacke auf WAGNERs „Hochzeitsmarsch“, ursprünglich von Alea und El Silbador ausgeheckt, um Lasterbalk zu ärgern- ein Unterfangen, das jedoch ganz offensichtlich fehlschlug und es stattdessen in die fertige Version des Liedes schaffte. Am Abend der weitest gehenden Fertigstellung der Grundstruktur (an der die Band nach eigener Aussage geradezu besessen gearbeitet hatte, da alle sofort auf die Idee angesprungen waren) waren draußen plötzlich Polizeisirenen zu hören- ein kleines Mädchen wurde vermisst. Da denken wir jetzt lieber nicht genauer drüber nach.



„Ode An Die Feindschaft“: Der Titel spricht für sich, musikalische Abrechnungen mit missgünstigen Menschen machen in der Regel mit Abstand das Beste aus der Situation. Das Intro beginnt kurzzeitig mit vergleichsweise harmlosem Dudelsack, bevor sich fette Gitarren dazu gesellen und dafür sorgen, dass das Lied, auch live ordentlich abgehen und als Schlachtgesang taugen dürfte.



„Till Eulenspiegel“: Der einzige Song von „Sturm Aufs Paradies“, der schon live Premiere gefeiert hat, klingt gut gelaunt und leichtfüßig und hat mit seinem unschwer zu merkenden Mitsingteil mit ziemlicher Sicherheit das Zeug zum Publikumsliebling. Und dass der Narrenkönig von Spielleuten besungen werden muss, ist eigentlich klar.



„Sündenfall“: Das Lied liefert die thematische Vorlage zum Albumtitel und versetzt sich in die Gedankenwelt des Sohnes Adams, der seinem Vater vorwirft, das Paradies verspielt zu haben. Entsprechend aggressiv und fies klingen auch die treibenden Gitarrenriffs.



„Gott Würfelt Nicht“: Die einzige vorgestellte Ballade kommt höchst unerwartet daher und ruft im ersten Moment verblüffte Gesichter hervor- man stutzt, klingt doch der Auftakt der Strophe, ausschließlich von Klavier und Akustikgitarre begleitet, fast schon nach Lounge-Klängen, womit sicherlich niemand gerechnet hatte. Zum Refrain hin wird der Sound dann wieder SALTATIO- typischer und von Uilleann-Pipes begleitet.



„Nach Jahr Und Tag“ treibt stampfend vorwärts und rockt ordentlich, darüber hinaus preisen es die Spielleute, der erste Song in der gesamten Mittelalterszene zu sein, der mit Ausnahme von 25 Sekunden vom Anfang bis zum Ende Dudelsäcke beinhaltet.



„Der Letzte Spielmann“ geht sofort in die Beine und knüppelt von Schlagzeug und Gitarre her im Refrain dermaßen drauflos, dass man sich hiermit eigentlich schon die Bezeichnung „Mittelalter-Punk“ verdient hätte- definitiv der Headbanger- und Pogo-Song des Albums.



Alles in allem sorgte die vorgestellte Auswahl definitiv für Appetit auf mehr, die bisherige Vorhut des Sturms aufs Paradies kann sich definitiv hören lassen. Geplant, so Lasterbalk, ist auch, einige der neuen Songs in abgespeckter Version ins Mittelalter-Set aufzunehmen, vielleicht bekommt sie also der eine oder andere auf den Mittelaltermärkten dieser Welt sogar schon vor der Albumveröffentlichung im September zu hören- wer weiß.



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