Konzert:

Saga, Arena in Stuttgart - LKA

Konzert vom 17.04.2001Dank einer nicht vorhandenen Beschilderung und einer völlig ungeeigneten Wegeskizze von der "tollen" Website des LKA (An die Macher: Bitte schleunigst überarbeiten oder ganz rauswerfen!) kam ich leider etwas zu spät und hetzte erst so gegen kurz nach 20.00 Uhr in das LKA in Stuttgart.



ARENA, die britische Supportband, hatte bereits losgelegt und präsentierten sich für eine "nur" Vorgruppe mit einem recht ordentlichen Sound. Die Jungs um Mastermind Clive Nolan (spulte souverän seine Keyboardparts herunter) boten astreinen (Neo-) Progrock ähnlich wie die alten Marillion, aber vielleicht einen Tick kraftvoller. Es wurden größtenteils Stücke vom aktuellen Longplayer "The Visitor" (übrigens eine spitzen CD siehe unter Reviews!) gespielt und mit zunehmender Dauer wurden auch die Publikumreaktionen spürbar positiver, was darin gipfelte das gegen Ende sogar eine, aber aus Zeitmangel leider nicht mögliche, Zugabe verlangt wurde. Arena lieferten insgesamt einen überzeugenden Gig ab, wobei der etwas "gebrechlich" wirkende Sänger Paul Wrightson mit am besten gefiel, Leadgitarrist John Mitchell war mir größtenteils etwas zu teilnahmslos und taute erst zum Schluß so richtig auf.




Die "Hütte" (im wahrsten Sinne des Wortes!) war jetzt ganz gut gefüllt, wenn auch nicht proppenvoll, aber geschätzte knappe 1.000 Leutchen werden´s dann doch wohl gewesen sein. Nach einer 25-minütigen Umbaupause enterten SAGA mit einem typischen Synthieintro die Bühne. Die Fans waren sehr erwartungsfroh gespannt auf das was vor ihnen lag und als die fünf Kanadier mit "Runaway" aus dem gelungenen aktuellen Werk "House of Cards" loslegten, auch sofort richtig aus dem Häuschen. Ihre Glanzzeiten (Anfang bis Mitte der 80er Jahre) haben Saga nach 24 Jahren on Tour vielleicht schon hinter sich aber was diese Band live immer noch auf dem Kasten hat, ist mehr als bemerkenswert. Wer einmal bei einem Sagakonzert gewesen ist wird mir hierbei sicherlich zustimmen können. Der geneigte Fan, und davon gibt´s immer noch sehr viele, vor allem viele jüngere Gesichter strahlten neben mir um die Wette, erwartet natürlich eine gute Mischung der alten Hits wie "Humble Stance", "Wind him up", "On The Loose", "Don´t be late" oder "The Flyer" zusammen mit einigen aktuellen Songs und diese Erwartung wird auch nicht enttäuscht. Man kommt sich schon ein bisschen vor wie bei einem großen Familientreffen, alle sind gut drauf, klatschen begeistert mit und singen die Texte auswendig mit egal ob die Stücke z.T. schon 20 Jahre auf dem Buckel haben! Ohne die anderen Musiker abwerten zu wollen aber Saga "live" steht und fällt mit Sänger Michael Sadler. Als dieser zu Beginn mit schwarzen Mantel und hochgeklapptem Kragen auf die Bühne kommt, da war sie plötzlich wieder da, die typische Sagastimmung: Schon nach den ersten Tönen spürt man die besondere Ausstrahlung dieses tollen Sängers, der sich keiner im Publikum entziehen kann. Mit seinen manchmal etwas theatralischen Gesten und Posten (die trotzdem nie künstlich wirken) erinnert er manchmal ein wenig an den legendären Freddy Mercury (Queen). Trotz fortgeschrittenen Alters trifft er mit seiner charismatischen Stimme aber noch sicher die höchsten Töne. Die Zuschauer hat er ebenfalls voll im Griff und versteht es hervorragend, diese in das Konzert mit einzubeziehen, spricht dabei deutsch und überläßt seinen Anhänger des öfteren das Mitsingen der eingängigen Refrains. Die Tracks aus dem aktuellen Album "House of Cards" wirken frisch, zeitgemäß und modern ohne dabei die wichtigen Elemente des unverwechselbaren Saga-Sounds zu vernachlässigen. Der Sound insgesamt ist live etwas rauer als auf der CD, was die Sache aber nur noch besser (rockiger) klingen läßt. Manche Kritiker bemängeln ja gerade dieses Festhalten am "alten" typischen Saga Stil als nur wenig innovativ oder manchmal gar langweilig. Aber als die Band Mitte der 90er etwas orientierungslos eine etwas andere (popigere) Richtung einschlug, war keiner mit dem Ergebnis zufrieden, weder die Band und schon gar nicht noch die Fans. Also entschloß man sich zum altbewährtem zurückzukehren: Eine gute Mischung aus dem Bombast-Rock der 70er verbunden mit dem Synthie-Pop der 80er Jahre, sicherte dem Quintett auch heute noch eine Anhängerschar, die in Deutschland immer schon besonders groß war. Ian Chrichton bearbeitet seine Gitarre(n) während des gut zweistündigen Konzerts immer wieder mit stakkatoartigen (heavy) Riffs, die mit großer Virtuosität von Keyboardkaskaden von Jim Gilmour unterlegt werden und über dieser Synthese aus progressivem Rock und klassizistischen Anleihen thront etwas mayestitsch Michael Sadlers Stimme. Starallüren kommen bei dieser Band nicht vor, denn diese Musiker sind immer auf dem Boden geblieben, was sie aber um so sympathischer macht. Weiterhin dominierend für das Klangbild von Saga sind natürlich auch die Keyboard- und Synthie-Sounds. Nicht weniger als 10 Tasteninstrumente waren aufgebaut worden, die zwischendurch gleichzeitig von Bassist Jim Crichton, M. Saddler aber natürlich hauptsächlich von J. Gilmour bedient werden. Keyboarder Gilmour stellte sein großes musikalisches Talent einmal mehr bei einer Solonummer am E-Piano unter Beweis, als er zunächst wunderbar improvisierend in "Watching the clock" überleitete. Im anschließenden Klassiker "Scratching the Surface" zeigte er auch sein großes Können als Vokalist. In dem folgenden Akustikset mit den Songs "The security of Illusion" bzw. "No regrets" zeigten Saga wie vielseitig bzw. melodiös diese Band sein kann und daß man auch mit leisen und folkigen Tönen durchaus zu überzeugen weis. Natürlich durfte gegen Ende des Konzerts das obligatorische und von den Fans innig geforderte Drumsolo "A brief Case" von Steve Negus nicht fehlen. Hier wurde einmal mehr der eindeutige Beweis erbracht, daß solche vermeintlich selbstbeweireuchernde Darstellungen eigenen Könnens beileibe nicht langweilig sein müssen wie bei mindestens 80% aller sonst üblichen Solos von anderen Schlagmännern, denen man schon zuhören mußte. Mit sehr abwechslungsreichen Sounds und vielschichtigen Rhythmen begeisterte Negus "sein" Publikum abermals. Fazit: Saga boten im LKA eine mehr als souveräne Vorstellung und dabei wie immer auch beste Unterhaltung für alle diejenigen, die auf melodisch hymnischen Bombast-Rock mit ein wenig Wagner-Flair abfahren. Die Fans waren´s dann auch sehr zufrieden und werden sicher das nächste mal wiederkommen, denn auf Saga kann man sich halt verlassen. Vielleicht ist es gerade das, was so gut ankommt.