Konzert:

Rush - Oberhausen, König Pilsener Arena

Konzert vom 17.09.2004Endlich war es soweit: pünktlich zum 30. Bandgeburtstag und nach über zehn Jahren hat sich die genialste Band der Welt aufgemacht, deutsche Hallen zu füllen. So geschehen beim nationalen Tourauftakt in Oberhausen, der schätzungsweise 10000 Leute in die sehr moderne König Pilsener - Arena geführt hatte. Schon vor dem Gig waren die äußerst intelligent - witzigen Details zu erkennen, die sich RUSH seit der 2002er "Vapor Trails" - Tour auf den Leib geschneidert hatten: die laufenden Waschmaschinen, die während der Show von einem Roadie absichtlich mal bedient wurden - kurios, diverse Haushaltsgegenstände auf den Maschinen, sowie ein Süßigkeitenautomat (!), der ebenso lief. Weiterhin konnte die Band neben der atemberaubenden Lasershow ihre Leinwand auffahren, auf der nicht nur Intros etc., sondern auch zu jedem Song eine optische Untermalung möglich war - Hammer! Pünktlich um 20 Uhr ging es mit einem genialen Film los, der zuerst sämtliche Albencover als Animationen in Zusammenhang brachte, nur um dann einen alten Mann zu zeigen, der genau diesen Film geträumt hatte und nun sein Bett suchte: irre, diese Idee! Danach betraten RUSH die Bühne, um mit einem jammigen Instrumental (das mir in meiner Euphorie nicht bekannt vorkam) loszulegen, das gut als Anheizer funktionierte und das bunt gemischte Publikum (vom evil Death Metaller bis zum dick bebrillten Intellektuellen war alles vertreten) zu ersten Begeisterungsstürmen animierte. Was einfach einzigartig für eine Band dieser Größenordnung erschien, war die Tatsache, dass keine aufgeblasenen Security - Hohlbirnen vor der Bühne zu sehen waren. Zwischen Publikum und Band klaffte lediglich der etwa zwei Meter breite Fotograben. Weiterhin fiel der unglaublich gute Sound auf, der auch direkt vor der Bühne nicht unterging und jede Feinheit erkennen ließ. "The Spirit Of Radio" war dann der perfekte Opener einer Setlist aus Jahrhundertsongs, wobei man nicht einfach den "Rio" - Set herunterspielte, sondern viele Tracks austauschte. Endlich wieder dabei waren Göttergaben wie "Subdivisions" (aaaaarrrrrggggghhhhh!!!!!), "Mystic Rhythms" (Herzinfarkt!) und "Red Barchetta" (Schlaganfall auch noch!). Die unglaublichen spielerischen Fähigkeiten der drei Musiker stehen seit jeher im Kontrast zu der Leichtigkeit, mit der die Herren die Stücke intonieren. Man sieht und hört die wahrscheinlich perfekteste Band der Welt, glaubt aber, in Sachen bodenständiger Spielfreude eine Provinz - Abi - Band vor sich zu haben. Fantastisch! Alex Lifeson und Geddy Lee bleibt trotz ihrer "Arbeit" immer noch genug Raum für allerlei Faxen: der kopfwärts mittlerweile nicht mehr ganz so stark behaarte Gitarrist zog mal diverse Grimassen, simulierte einen rhythmischen Hustenanfall (bei "La Villa Strangiato") oder stellte sich bangend vor das Publikum, während der gute Geddy munter durch die Gegend hüpfte und auch mal an Mr. Lifeson’s Gitarre herumfummeln durfte. Neal Peart kam natürlich mit dem übergenialen Drumsolo "O Baterista" zum Zuge, das einem den Unterkiefer auf die Schuhe poltern ließ… Bei den Ansagen hielt sich Geddy Lee wie gewohnt zurück, bedankte sich jedoch mehrfach für das zahlreiche Erscheinen und gab zu verstehen, dass der Abend auch im Zeichen einiger Fremdkompositionen ("Millions of years old…") stehen sollte, von denen zuerst "Mr. Seeker" von THE WHO und "Heart Full Of Soul" von THE YARDBIRDS (klasse!) und später im Zugabenteil noch "Summertime Blues" (BLUE CHEER) und "Crossroads" (CREAM) gezockt wurden. Die größte Publikumsreaktion erhielt jedoch das direkt nach der 20 - minütigen Pause angestimmte "Tom Sawyer", das von der ganzen Halle mitgesungen wurde. Lediglich die Filme, die über die Leinwand liefen, kann man an dieser Stelle nicht beschreiben, da es den Rahmen sprengen würde. Wer RUSH wahlweise als Besatzung eines Raumschiffes (natürlich "Cygnus X-1" getauft…) oder als angeberische Muskelprotze in animierter Form erleben möchte, wird um einen Besuch der Tour nicht herumkommen. Nach der allerletzten Zugabe erschien dann noch einmal der alte Mann und blickte total entrüstet ins Publikum: "You want more? You really want more? 31 Songs were NOT enough???” Wahnsinn! Mehr als diese Show hätten RUSH für ihre deutschen Anhänger nicht auffahren können. Hieran muss sich JEDE verdammte Rockgröße messen lassen. Unerreichte Referenz mit Gänsehautgarantie! Vielleicht ist das mit der Raumschiffbesatzung gar nicht mal so weit hergeholt…





Setlist zum Niederknien:


Intro

Instrumental

The Spirit Of Radio

Force Ten

Animate

Subdivisions

Earthshine

Red Barchetta

Roll The Bones

Bravado

YYZ

The Trees

The Seeker

One Little Victory



Pause



Intro

Tom Sawyer

Dreamline

Secret Touch

Between The Wheels

Mystic Rhythms

Red Sector A

O Baterista

Resist

Heart Full Of Soul

2112 - Overture

The Temples Of Syrinx

La Villa Strangiato

By - Tor And The Snow Dog

Xanadu

Working Man



Zugabe:



Summertime Blues

Crossroads

Limelight