Konzert:

RPWL und Ritual - Aschaffenburg, Coloss-Saal

Konzert vom 21.03.2003Den Opener für die Freisinger Band RPWL machten an diesem Feinkost-Abend für Progfans ein Quartett aus Schweden namens RITUAL, deren Musikstil sich doch etwas schwer beschreiben lässt - am nächsten kommt man der Sache noch, wenn man es mit einer Mischung aus Siebziger Artrock, zeitgemäßen Progrock und einem Tupfer Folk versucht. Dazu kommt noch ein ausgezeichneter Sänger der live noch stärker an den jungen Robert Plant erinnert als auf der aktuellen CD. Um diesen unkomplizierten aber durchaus charismatischen Frontman dreht sich alles bei RITUAL (u.a. sorgt er auch für die witzigen Dialoge mit dem Publikum) die anderen Mitmusiker stehen da schon etwas im Hintergrund. Mit einem sphärischen Keyboard- und Stimmenintro und dem Track "What Are You Waiting For" vom aktuellen Longplayer "Think Like A Mountain" begann der circa 50-minütige Set schon ein wenig sperrig, bevor der zweite Song "Typhoons Decide" vom ’95 Debütalbum als regelrechte Rockgranante über die Zuschauer hereinbrach, die sich gerade an die eher ruhigere Töne gewöhnt hatten. Dieses abwechselnde Spiel zwischen rockigen Tracks und Songs, welche in der zweiten Hälfte des Gigs auch tatsächlich unplugged vorgetragen wurden, setzte sich über den ganzen Auftritt hinweg äußerst gelungen fort. Wobei vor allem bei den eher akustischen Titeln Sänger Patrik Lundström’s Stimme nahezu in Led Zeppelin-Atmosphären schwebte und der Drummer mit dem Einsatz eines schwedischen Streichfolkinstrumentes überraschte. Zwischendurch gab es dann mal eine besondere Einlage der Wikinger - ein "Pippi Langstrumpf"-mäßiges "Happy Birthday" auf schwedisch (wie immer das dort auch heißen mag) - kam cool rüber - das hatte echt was! Der Set der Schweden bestand fast ausschließlich aus Stücken des aktuellen Longplayers, wobei vor allem "Mother You’ve Been Gone For Much Too Long" und "Infinite Justice" Live einen klasse Eindruck hinterließen. Mit dem Abschlusssong "Do You Want To See The Sun" vom Album "Superb Birth" hatte man dann das Publikum endgültig auf seiner Seite und RITUAL erntete verdient Beifall für eine routinierte und sympathische Vorstellung. Der Merchandising Mann hatte anschließend jedenfalls genug zu tun, denn RITUAL hatten zu Recht einige neue Fans hinzugewonnen.



Nach kurzer Umbaupause wurde es endlich Zeit für einen wahren Prog-Leckerbissen aus deutschen Landen - die Pink Floyd-Jünger RPWL wollten im leider nur halbvollen Coloss-Saal der erwartungsfrohen Fanschar ihre neustes Werk "Stock" präsentieren. Der Set bestand aus einer gelungenen Mischung der beiden bisherigen Veröffentlichungen der Band und Stücken des neuen Albums - wobei ja die Tracks des aktuellen Silberlings bekanntlich nicht unbedingt Neukompositionen sind, sondern Songs welche auf den ersten beiden Alben keine Verwendung fanden oder wie das nicht nur live fantastische "Who Do You Think We Are" für "Stock" komplett neu arrangiert worden sind. Um das gleich vorweg zu nehmen: die neuen Stücke fügten sich nahtlos in das Livekonzept ein und sind wohl alles andere als zweite Wahl. Gleich zu Anfang wurde uns der Ersatzmann am Schlagzeug vorgestellt, nachdem Stammdrummer Phil sich wohl erst knapp fünf Tage vor dem Tourstart die Hand gebrochen hatte (da geht halt bei einem Drummer leider nix mehr!) - qualitativ lies sich die Band dies aber nicht anmerken. Sänger und Mitbandleader Jürgen "Yogi" Land tat mit seiner sympathischen Art, seinen stets zu den Songs hinführenden und recht gelungenen Ansagen und natürlich mit seiner Ausnahmestimme ein Übriges für ein kurzweiliges Konzertvergnügen. Den beinahe schon standesgemäßen Beginn machte mit "Opel" von der neuen Scheibe "Stock" ein Cover des ehemaligen Pink Floyd Mitgliedes Syd Barrett. Danach jagte eine Traumkomposition die nächste, wobei vor allem die Tracks vom Debüt der Band wie "In Your Dreams" oder "Crazy Lane" die Altmeister von Pink Floyd immer wieder mal leicht durchschimmern ließen. Mit "Inside Nature" wurde zwischendurch schon mal ein Ausblick auf das nächste reguläre Album gegeben. Der Kern des Sets bildeten dann allerdings die gefühlvollen Songs von "Trying To Kiss The Sun", wobei außer dem Titelstück vor allem "You" und "Home Again" herausragten. Zu den jeweiligen Songs passende Bilder und Farbmuster wurde von einem Projektor als Bühnenhintergrund eingespielt, was zusammen mit dem exzellenten Sound noch für zusätzliche Atmosphäre sorgte. Apropos Sound: RPWL arbeiten wie ihre großen Vorbilder mit einem Quadrophonie-System ("Raumklang"), was die eingespielten Effekte (Spacige Loops, Sprachsamples, Donner, Fahrgeräusche, Vogelgezwitscher, Wind, usw.) noch wirkungsvoller werden lies, Kino für die Ohren. Hier sieht man wieder mal, was mit entsprechender Motivation und relativ bescheidenen Mitteln selbst in kleinen Clubs auf die Beine gestellt werden kann. Die Jungs von RWPL gaben besonders bei vielen instrumentalen Parts immer wieder ihre großen musikalischen Fähigkeiten zum Besten und schafften es atmosphärisch dichte und fesselnde Klanggebilde mit schönen Melodien auf die begeisterten Fans loszulassen. Den krönenden Abschluss machte dann eine weitere Coverversion: Aus aktuellem Anlass des Irak-Feldzuges schlossen RPWL die Vorstellung mit Peter Gabriel’s "Games Without Frontiers" ab - welches zusammen mit den dazu projizierten Bildern von Krieg und Elend die Fans recht schnell wieder von der Soundwolke in die raue Wirklichkeit zurückholte. Damit aber war dann nach fast 2 Stunden Art- und Progrock vom Feinsten leider schon viel zu früh Schluss. (hardy/maio)



Playlist RPWL:

Opel

Way It Is

In Your Dream

Gentle Art Of Swimming

Inside Nature

Crazy Lane

Spring Of Freedom

Tell Me Why

Who Do You Think We Are

You

Home Again

Sugar For The Ape

Side By Side

Trying To Kiss The Sun

Hole In The Sky

Games Without Frontiers

Ritual RPWL RPWL