Konzert:
RPWL und Ritual - Aschaffenburg, Coloss-Saal

Nach kurzer Umbaupause wurde es endlich Zeit für einen wahren Prog-Leckerbissen aus deutschen Landen - die Pink Floyd-Jünger RPWL wollten im leider nur halbvollen Coloss-Saal der erwartungsfrohen Fanschar ihre neustes Werk "Stock" präsentieren. Der Set bestand aus einer gelungenen Mischung der beiden bisherigen Veröffentlichungen der Band und Stücken des neuen Albums - wobei ja die Tracks des aktuellen Silberlings bekanntlich nicht unbedingt Neukompositionen sind, sondern Songs welche auf den ersten beiden Alben keine Verwendung fanden oder wie das nicht nur live fantastische "Who Do You Think We Are" für "Stock" komplett neu arrangiert worden sind. Um das gleich vorweg zu nehmen: die neuen Stücke fügten sich nahtlos in das Livekonzept ein und sind wohl alles andere als zweite Wahl. Gleich zu Anfang wurde uns der Ersatzmann am Schlagzeug vorgestellt, nachdem Stammdrummer Phil sich wohl erst knapp fünf Tage vor dem Tourstart die Hand gebrochen hatte (da geht halt bei einem Drummer leider nix mehr!) - qualitativ lies sich die Band dies aber nicht anmerken. Sänger und Mitbandleader Jürgen "Yogi" Land tat mit seiner sympathischen Art, seinen stets zu den Songs hinführenden und recht gelungenen Ansagen und natürlich mit seiner Ausnahmestimme ein Übriges für ein kurzweiliges Konzertvergnügen. Den beinahe schon standesgemäßen Beginn machte mit "Opel" von der neuen Scheibe "Stock" ein Cover des ehemaligen Pink Floyd Mitgliedes Syd Barrett. Danach jagte eine Traumkomposition die nächste, wobei vor allem die Tracks vom Debüt der Band wie "In Your Dreams" oder "Crazy Lane" die Altmeister von Pink Floyd immer wieder mal leicht durchschimmern ließen. Mit "Inside Nature" wurde zwischendurch schon mal ein Ausblick auf das nächste reguläre Album gegeben. Der Kern des Sets bildeten dann allerdings die gefühlvollen Songs von "Trying To Kiss The Sun", wobei außer dem Titelstück vor allem "You" und "Home Again" herausragten. Zu den jeweiligen Songs passende Bilder und Farbmuster wurde von einem Projektor als Bühnenhintergrund eingespielt, was zusammen mit dem exzellenten Sound noch für zusätzliche Atmosphäre sorgte. Apropos Sound: RPWL arbeiten wie ihre großen Vorbilder mit einem Quadrophonie-System ("Raumklang"), was die eingespielten Effekte (Spacige Loops, Sprachsamples, Donner, Fahrgeräusche, Vogelgezwitscher, Wind, usw.) noch wirkungsvoller werden lies, Kino für die Ohren. Hier sieht man wieder mal, was mit entsprechender Motivation und relativ bescheidenen Mitteln selbst in kleinen Clubs auf die Beine gestellt werden kann. Die Jungs von RWPL gaben besonders bei vielen instrumentalen Parts immer wieder ihre großen musikalischen Fähigkeiten zum Besten und schafften es atmosphärisch dichte und fesselnde Klanggebilde mit schönen Melodien auf die begeisterten Fans loszulassen. Den krönenden Abschluss machte dann eine weitere Coverversion: Aus aktuellem Anlass des Irak-Feldzuges schlossen RPWL die Vorstellung mit Peter Gabriel’s "Games Without Frontiers" ab - welches zusammen mit den dazu projizierten Bildern von Krieg und Elend die Fans recht schnell wieder von der Soundwolke in die raue Wirklichkeit zurückholte. Damit aber war dann nach fast 2 Stunden Art- und Progrock vom Feinsten leider schon viel zu früh Schluss. (hardy/maio)
Playlist RPWL:
Opel
Way It Is
In Your Dream
Gentle Art Of Swimming
Inside Nature
Crazy Lane
Spring Of Freedom
Tell Me Why
Who Do You Think We Are
You
Home Again
Sugar For The Ape
Side By Side
Trying To Kiss The Sun
Hole In The Sky
Games Without Frontiers


