Konzert:
Roskilde Festival 2010
by Gast
Konzert vom 01.07.2010Im dänischen Roskilde fand in diesem Jahr zum vierzigsten Mal das Roskildefestival statt - es ist nicht nur das älteste sondern mit 75.000 Besuchern und 30.000 Volunteers eines der größten Festivals in Europa. Dennoch hat das Festival seinen eigenen Charme behalten und hebt sich dadurch von den anderen großen Festivals ab. Die Volunteers ersetzen eine professionelle Ordnertruppe und für das leibliche Wohl sorgen die Sportvereine der Umgebung, die damit ihren Jahresetat aufbessern. Besonders hervorheben muss man den Skiclub Roskilde, der die besten Burger macht, die ich jemals auf einem Festival gegessen habe. Die jährlich erzielten Überschüsse des Festivals werden für wohltätige Zwecke gespendet. Im letzten Jahr waren es rund 2 Mio. Euro, die verteilt wurden. Die Anreise erfolgte wie jedes Jahr am Mittwoch stressfrei mit dem Auto. Nach einer etwas längeren Zeltplatzsuche konnte ein gutes Basiscamp für die nächsten 5 Tage aufgebaut werden. Zur Einstimmung spielten schon einige dänische Bands auf dem Zeltareal - nur war keine der Bands so gut als dass man sie hier erwähnen müsste.
Am Donnerstag startete für uns das Festival mit einer sich jährlich wiederholenden Mottoparty mit dem Slogan „Ganz in weiß“. Es ist schon ein sehr schräger Anblick, etwa 30 bis 40 Menschen im weißen Zwirn auf einem Festival Prosseco mit Vodka und frischen Erdbeeren trinken zu sehen. Von dort aus ging es dann zum Gelände wo SICK OF IT ALL den Tag eröffnen sollten. Sehr energiegeladen haben sie im größten der vier Zelte vor rund 10.000 Leuten zum Tanz gebeten. Lou Koller & Co. haben einen wirklich grandiosen Gig mit Hits aus allen Schaffensphasen ihrer langen Geschichte auf die Bretter gelegt.
Direkt danach ging es zu SOLSTAFIR. Die fünf Isländer spielen eine Mischung aus Metal und Post Rock, was sie sehr gekonnt und in bester Rockmanier darboten. Sie sind für mich die Überraschung des Festivals, da ich nicht erwartet habe, dass sie ihren Sound live so gut umsetzen können.
Ohne Pause ging es dann zu VALIENT THORR. Die fünf Amerikaner erinnern mich nicht nur vom Aussehen an den Sänger von TURBONEGRO, auch musikalisch schlagen sie etwa in dieselbe Kerbe, nur dass ihre Musik weitaus ungehobelter daherkommt. Die ganze Band hat eine sehr gut Show geboten und der Sänger wurde sicherlich nach gelaufenen Bühnenkilometern bezahlt.
Als Hauptact des Abends traten die GORILLAZ auf. Was soll ich sagen? Ich hatte eine Show mit Videoanimationen erwartet und wurde sehr enttäuscht. Stattdessen ist die Combo um Damon Albarn - besser bekannt als Sänger von BLUR - mit Orchester und Backgroundchor aufgetreten, was ihren Songs die letzte Kraft entzogen hat.
Zum Abschluss des ersten Abends ging es zu PORCUPINE TREE, die teilweise sehr düsteren Rock boten, der eigentlich sehr gut klingt nur hier leider sehr langatmig dargeboten wurde.
Der zweite Tag wurde durch eine grandiose Metalschelle von MESHUGGAH eröffnet. Die fünf Schweden haben dem Zelt sehr gut eingeheizt, genau das richtige um gut in den Tag zu starten.
Danach gab es eine musikalische Pause, da wir das WM Spiel zwischen Brasilien und den Holländern nicht verpassen wollten. Mit rund 2000 Leuten - davon etwa ein Drittel aus Holland - ergab sich eine sehr nette Party.
Am Abend spielten dann THEM CROOKED VULTURES. Endlich mal eine Allstar-Band, um die vorher keine große Werbeshow gemacht wird. Am Bass John Paul Johnes von LED ZEPPELIN, am Schlagzeug Dave Grohl von FOO FIGHTERS und am Gesang Josh Homme von QUEENS OF THE STONE AGE. Die Jungs haben einen sehr feinen Auftritt abgeliefert und Dave Grohl an den Drums ist immer wieder eine Augenweide.
Zum Ausklang ging es noch zum Auftritt von NOFX. Die vier Amis haben in gewohnter Manier eine nette Show geboten und Fat Mikes Ansagen waren gewohnt provokativ.
Der Samstag begann ähnlich angenehm wie der Freitag, mit THE KANDIDATE gab es gleich wieder gepflegten Metal auf die Ohren. Die vier Jungs um Jacob Bredahl haben einen guten Auftritt hingelegt, nur fehlt ihren Songs das gewisse Etwas, so dass sie mich nicht so richtig mitreißen konnten.
Danach stand mal wieder Fußball auf dem Programm, da man sich das Spiel der deutschen Mannschaft gegen Argentinien nicht entgehen lassen wollte. Über den Ausgang brauch ich nicht viel sagen, es hat Spaß gemacht.
Der Abend begann mit MUSE. Die Briten boten zu ihren Rock Songs eine sehr aufwendige Lightshow, was sehr nett anzusehen war.
Positiv überrascht haben mich THE PRODIGY. Die Jungs zeigten eine gute Show und es ist immer wieder erstaunlich wie soviele Menschen zeitgleich zu so einer Musik abgehen können.
Um halb drei in der Nacht hatten die GALLOWS ihren Auftritt. Die fünf Jungs aus London spielen sehr hasserfüllten Punk und hatten nach nur zwei Songs das Publikum in der Hand. Auf den obligatorischen Circle Pit folgte die Aufforderung zum Bau einer menschlichen Pyramide, was auch sehr gut gelang, denn das Bauwerk hatte cirka vier Stockwerke.
Am Sonntag musste man dem vorherigen Abend leider Tribut zollen und so wurden CONVERGE und KILLSWITCH ENAGE verpasst. Der Tag startete dadurch mit MOTÖRHEAD, Lemmy war bester Laune und hat sich zu mehr als nur seinem altbekannten Satz: „We are Motörhead and we play Rock´n´ Roll“ hinreißen lassen. Sie spielten eine gute Mischung aus all ihren Alben. Das Publikum war trotz der Hitze bestens aufgelegt und die Jungs wurden gebührend gefeiert.
Den diesjährigen Abschlussgig durfte PRINCE gestalten. Der Mann hatte eine Riesenband um sich gescharrt, was seine Musik aber auch nicht besser macht. Von Purple Rain einmal abgesehen und seinem genialen Gitarrenspiel war das ein Auftritt für die Tonne.
Als Fazit kann ich dieses Festival allen nur empfehlen, denn ich habe kein anderes Festival gesehen, das besser organisiert ist und wo man auf so viele nette Menschen aus ganz Europa trifft.
Für METAL-INSIDE.DE vor Ort: Jens Meyer.
