Konzert:

Rolling Stones, AC/DC - Hockenheimring

by Gast
Konzert vom 22.06.2003Sonntag 14:30 Einlass in das Motodrom in Hockenheim. Tausende von Musikhungrigen stehen an den Toren um in den Innenraum rund um die Bühne und auf die Tribüne zu gelangen. Das es für die Tribüne einen separaten Eingang gibt wurde freilich nicht erwähnt und so standen wir alle brav in einer Reihe und warteten das und Einlass gewährt wird. Vorne angekommen, die erste Kontrolle. Die Wasserflasche darf nicht mit rein, muss draußen bleiben, was sich später als Irrtum herausstellt. Also was tun? Schnell noch ein kleines Schlückchen und ab das Ding in die Tonne. Zweite Kontrolle, nix dabei was schlimm wäre, gut so. Dritte Kontrolle ist die Kartenkontrolle und der nette Mann sagte "Tribünenkarten bitte ums Motodrom herum ....." Was soviel bedeutet, daß wir etwas eine Stunde für nix in der Sonne (ca. 32° C) standen. Etwa eine halbe Stunde später hatten wir dann unsere Sitzplätze erreicht. Wir hatten eine tolle Sicht über den gestammten Bereich der Bühne. Und nun ist erst mal warten angesagt.



Um 17:15 Uhr dann die erste Vorgruppe: THE PRETENDERS - Stellenweise ganz gut klingender Southern Rock, der hin und wieder etwas an die BYRDS erinnert. Einige Songs waren allerdings total schräg und haben sich in meinen Ohren sofort quer gestellt. In der Summe ein recht guter Auftritt der aber mit nur 45 Minuten viel zu kurz war, um das ganze Spektrum der Gruppe kennenzulernen. Vermisst habe ich Lieder wie "Don’t Get Me Wrong", oder "Back To The Chain Again", Songs die die Band um die Leaderin Chrissi Hynde in den späten 80ern erfolgreich gemacht haben.



Um 18 Uhr kamen dann die australischen Jungs von AC/DC. Hier muß wohl nicht erwähnt werden das ab diesem Moment das Motodrom in Hockenheim zu brodeln begann. Es ist unvorstellbar was diese Herren alles in Bewegung setzten. Mit Songs wie "Highway To Hell" und "Hells Bells" brachten sie die Masse dorthin, wo man sie auch haben wollte, förmlich in wilde Extase. Ein ständig wie Irrer, in Schuluniform herumhüpfender Angus Young rundete das ganze perfekt ab. Eigentlich ist das nicht die Musik, die ich mag, muss aber eingestehen das AC/DC auch mich in ihren Bann gezogen und eine wirklich perfekte Show geboten haben. Was ich mich aber frage, ist wie ein man eine solche Stimme zum Singen haben kann?! Selbstverständlich war die angegeben Stunde die AC/DC spielen sollten nicht ganz ausreichend. Und so wurden aus einer Stunde schnell zwei Stunden, was einen kompletten Auftritt gleich kam. Schade war eben nur, daß AC/DC schon so früh begannen, denn so konnten sie nicht das Licht der Bühne nutzen, um ihrem Auftritt noch den letzten Schliff zu geben.



Dann um 20:45 Uhr was es soweit. Die beiden rechts und links der Bühne befindlichen Videowalls wurden, begleitet von merkwürdigen Geräuschen, nach unten gefahren, die bis dahin offene Bühne wurde im Hintergrund mit dem aktuellen Tourplakat überdeckt. Fast 60 Meter Bühne waren bereit für die STONES. Ein kurzer Knall, und THE ROLLING STONES kamen auf die Bühne, "Brown Sugar" und "Start Me Up", bei der auch Angus Young noch mal mitspielte, waren die Anheizer. Nach den beiden Songs musste die Presse von der Bühne, das Tourplakat im Hintergrund öffnete sich und eine gigantische Videowall schält sich aus dem Hintergrund. Für jeden der vier eine Kamera, jeder seine eigene kleine Wall die sich dann zu einer einzigen, oder sechs kleinen aufteilen lässt. Für mich persönlich hätte das Konzert 10 Stunden dauern können, Songs wie "Angie" brachten eine einmalige Stimmung in die Große Runde. Und das bei "Sympathy For The Devil" die Bühne wirklich brennt, und alles in Rotlicht getaucht wird ist ja selbstverständlich.


Etwa nach einer Stunde verschwinden die Stones auf eine kleinen Bühne am Ende des Laufsteges mitten im Publikum, um dort so was wie eine Clubatmosphäre zu schaffen. Und das gelang auch für etwa vier oder fünf Songs. Dann ging es wieder zurück um "Gimme Shelter" zu spielen.


Leider gab es gegen Ende der Show ein Problem mit der Videowall, die Hälfte der Wall gab den Geist auf und so sahen wir nur noch, selbstverständlich, die Hälfte. Ansonsten im großen ein Konzert, daß ich nie hätte verpassen wollen. Wahnsinnig gute AC/DC und extrem, ungewöhnlich, hart spielende Stones. Übrigens spielen die Stones noch mit dem "alten" System des Bühnensound, was sich hin und wieder so anhört als würden sich Musiker und Sänger überschlagen - It’s only Rock’n Roll!

(Stefan Recktenwald, Kontakt über die Redaktion)





Man stelle sich das mal vor: Die Rolling Stones kommen nach Deutschland, und als Vorgruppe spielt niemand geringeres als AC/DC. Gelesen habe ich diese Meldung am 1. April, so dass ich dafür zunächst nur ein müdes Lächeln übrig hatte. Aber es handelte sich hier nicht um einen schlechten Aprilscherz, sondern tatsächlich um die Ankündigung der wohl größten Rock’n’Roll Show, die Deutschland je gesehen hat. Und so machte ich mich am 22.6. auf den Weg in die Gluthölle an den Hockenheimring.


Mein Zwischenstopp bei mit gut gekühltem Faßsbier ausgestatteten Campern fiel leider recht kurz aus, denn schon um 18:30 standen AC/DC auf der Bühne. Von der ersten Sekunde an boten sie eine High-Energy-Show der Spitzenklasse. Die Setlist ließ keine Wünsche offen: Von "Dirty Deeds" über "T.N.T" bis hin zu "Whole Lotta Rosie" waren alle Hits der Band vertreten. Auch die Show war hervorragend: Brian, Malcolm und vor allem Angus waren in Topform. Letzterer tollte wie ein Derwisch auf der gigantischen Bühne herum, spielte unglaubliche Soli und präsentierte wie üblich bei "Bad Boy Boogie" zur Freude des Publikums seine AC/DC-Boxershorts. Eineinhalb Stunden lang feierten AC/DC und die Fans eine fabelhafte Rockparty. Nach den letzten Akkorden von "For Those About To Rock" war ich davon überzeugt, die beste Band des Tages bereits gesehen zu haben. Das dachten vermutlich auch einige Hundert AC/DC-Fans, die den Ring schon vor dem Stones-Auftritt verließen.


Was für ein Fehler! Bereits nach den ersten Sekunden von "Brown Sugar" haben Jagger, Richards, Watts und Wood mich in ihren Bann gezogen. Offenbar ist ihnen bewußt, wie hoch AC/DC die Messlatte gelegt haben: "Start Me Up" und "You Got Me Rocking" komplettieren den furiosen Auftakt von THE ROLLING STONES. Die Bühnenshow fällt zwar deutlich spärlicher aus als bei den letzten beiden Tourneen, doch die Stones überzeugen mit ihrer grandiosen Performance auch ohne spannendes Bühnenkonzept und spektakuläre Lichtshow. Unterstützt durch eine neunköpfige Begleitband, verpassen sie ihren zum Teil an die 40 Jahre alten Songs einen brillanten Sound. Beim dritten Song wird die gigantische Videowand auf die Bühne gefahren, um auch den ca. 400 Meter von der Bühne entfernt sitzenden Fans auf den Tribünen das Gefühl zu geben, nahe am Geschehen zu sein. Nach dem nur selten live gespielten Sticky-Fingers-Rocker "Bitch" nehmen die Stones für eine Weile das Tempo raus. "Angie" und "You Can’t Always Get What You Want" animieren das Publikum zum Mitsingen. Es folgt ein musikalischer Leckerbissen mit Seltenheitswert: Für den B.B.-King-Klassiker "Rock Me Baby" gesellen sich Angus und Malcolm Young zu den Steinen. Gemeinsam liefern die Legenden eine göttliche Blues-Session ab.


Stets ein Highlight sind für mich die beiden von Keith Richards gesungenen Songs. Heute bin ich zunächst etwas enttäuscht, als er das langweilige "Slipping Away" anstimmt, doch mit der chilligen Reggae-Nummer "You Don’t Have To Mean It" hat "Keef" mich wieder auf seiner Seite. Wenn Coolness einen Namen hätte - er wäre Keith Richards.
Die Sonne geht langsam unter, und gleichzeitig steigt die Stimmung. Die ersten Takte von "Sympathy For The Devil" erklingen. Die Bühne ist in rotes Licht gehüllt, auf der Videowand züngeln die brennenden Umrisse der Stones-Zunge, und aus dem Bühnendach steigen Flammenbälle empor. An dieser Darbietung hätte gewiss auch der Beelzebub seine helle Freude. Nach einer knappen Stunde stolzieren die Stones und Bass-Nesthäkchen Darryl Jones über den Catwalk zur B-Stage in der Mitte des Motodroms. Obwohl ca. 75.000 Leute am Ring sind, kommt jetzt Club-Atmosphäre auf. "I Just Wanna Make Love To You", "Street Fighting Man" und "Midnight Rambler" spielen die Stones auf der kleinen Bühne - das Publikum tobt. Zurück auf der Mainstage steigert sich die Band weiter bis zum großen Finale. "Gimme Shelter" und "Honky Tonk Women" habe ich noch nie besser gehört. Man glaubt wirklich nicht, dass eine Band mit einem Durchschnittsalter von 60 Jahren auf der Bühne steht. "I Can’t Get No Satisfaction" brüllt Jagger wie vor 35 Jahren, während Konfetti auf das Publikum regnet. Danach verlassen die Stones die Bühne. Einige Minuten lang lassen sich die Herren durch ohrenbetäubende "Zugabe"-Rufe bitten, dann begeistern sie noch einmal mit "Jumpin’ Jack Flash". Richards’ zündendes Riff, Jagger’s wütende Vocals und die hypnotische Coda machen diesen Song zu einem Crash-Kurs in Sachen Rock’n’Roll. In fact it’s a gas!


Nach 130 Minuten ist das Spektakel beendet, ein Feuerwerk steigt in den schwarzen Nachthimmel auf. Und für mich ist endgültig klar: Die Stones sind immer noch die Größten!

(Jan Philipp, Kontakt über die Redaktion)