Konzert:

Rock meets Classic - Frankfurt, Jahrhunderthalle

Konzert vom 11.04.2025

Wenn ich geahnt hätte, wie stark das Konzept funktioniert, wie gekonnt das alles präsentiert wird und wie stimmig alles zusammenpasst, dann wäre ich sicher schon die Jahre davor zu ROCK MEETS CLASSIC. Aber immerhin habe ich es jetzt geschafft.  

Da ist das Orchester, mit jungen und motivierten Musikern sowie ihrem Dirigenten Bernhard Wünsch, da ist die Keyboarderin und musikalische Leiterin Lisa Müller, da sind die Gitarristen Alex Beyrodt und Tom Naumann, da ist Alessandro Del Vecchio plus zwei überaus ansehnliche und begabte Backroundsängerinnen, die alle für professionelles Handwerk und gekonnte Performance bürgen. Dazu gesellt sich eine atmosphärische Light Show mit viel wechselndem Licht und sogar Feuersäulen, die für visuelle Unterhaltung sorgen. Und da ist die Hauptzutat: die großen, mal mehr, mal weniger mit echter Rock-Historie ummantelten Künstler, die diese Veranstaltung endgültig adeln.

2025 sind das GLENN HUGHES, LITA FORD, JOHN ELEFANTE (KANSAS) sowie Fran Cosmo (BOSTON), Mal McNulty (SLADE) und Randall Hall (LYNYRD SKYNYRD). Die erstgenannten Akteure sind prägend und auch als Solokünstler erfolgreich. John Elefante war zwei Alben bei KANSAS und hat die Band in ihrer AOR-Episode mitformen dürfen. Die anderen wie Fran Cosmo, Randall Hall und  Mal McNulty gehörten den großen Bands an, sie waren aber weder prägend noch auf Alben oder zumindest relevanten Alben zu hören. Das sagt nichts über deren handwerkliche Qualität aus, aber es bildet schon einen Stellenwert sowohl für das Publikum als auch für die Künstlerbörse.

Die Frankfurter Jahrhunderthalle, an einem Freitag, komplett bestuhlt, ist nahezu ausverkauft. Links und rechts der Bühne gibt es zwei große Leinwände, die das Geschehen zusätzlich ins Publikum übertragen. Pünktlich um 20 Uhr beginnt die Show, zuerst mit dem Orchester und der Band, die GARY MOOREs "Over The Hill And Far Away" als Einstimmung zum Besten geben. Der Sound ist klar und druckvoll, das Orchester ist nicht dominant, sondern Bestandteil des Sounds. Erster "Stargast" ist Fran Cosmo, der "Foreplay/Long Time", zwei BOSTON-Klassiker, performt. Insbesondere hier, aber auch durch die komplette Show, zeigt Lisa Müller an den Tasten, wie gekonnt sie den Orgelsound der 70er in die neue Zeit transportieren kann. Stimmlich bietet der Amerikaner solide Gesangskunst, die Klassiker-Songs tragen ihren Teil zum Gelingen der Show bei. Es macht große Freude, diesen Songs in einem solchen feierlichen Umfeld zu lauschen, und man hat den Eindruck, genau so müssen diese Klassiker aufbereitet und präsentiert werden. John Elfante von KANSAS bietet mit "Point of Know Return" und "Hold On" zwei weitere Meilensteine. Auch seine Performance ist solide und leidenschaftlich. Mal McNulty von SLADE kann hier leider nicht ganz überzeugen. SLADE hatte, auf Album, nie einen anderen Sänger als Noddy Holder, und dessen Stimme ist schon unersetzbar. Gleichwohl haben Nummern wie "Mama Weer All Crazee Now" und "Far Far Away" einfach diese Kraft, dass sie funktionieren. Dem Publikum in Frankfurt gefällt die Show. Immer wieder gibt es stehenden Applaus und kräftige und in diesem Fall insbesondere helfende Publikums-Chöre. Headliner, wenn man so will, sind LITA FORD und GLENN HUGHES. LITA FORD ist ganz in rotem Leder immer noch eine attraktive Rock Lady und punktet mit der dynamischen Runaway-Nummer "Cherry Bomb". Sie spielt Gitarre und singt. Lita hat keine "Helferchen" auf dem Mikro wie zuvor andere. So hört man der Stimme schon manches Mal die Anstrengung an, gleichwohl gefällt mir die Authenzität der Darbietung. Die OZZY-Nummer "Close my Eyes Forever", zusammen mit GLENN HUGHES gesungen, sorgt für Gänsehaut. GLENN HUGHES ist mit seinem DEEP PURPLE-Set der letzte Künstler, der die Bühne für sich allein hat. "Stormbringer", "Mistreated" und "Burn" verrichten ihr Werk. Alex Beyrodt spielt die anspruchsvollen Soli dazu enthusiastisch und größtenteils fehlerfrei. Als Zugabe kommen alle Künstler gemeinsam zurück auf die Bühne und sammeln sich um LYNYRD SKYNYRDs Randall Hall, um "Sweet Home Alabama" abzufeiern.

Es sind die Songs, die über die Jahre wie Wein immer wertvoller und schmackhafter geworden sind. Aufgewertet von Künstlern, die ein Teil davon sind oder gar zu deren Größe beigetragen haben. ROCK MEETS CLASSIC soll ja 2026 seine letzte Tour absolvieren. Ich hoffe, dass diese Entscheidung nochmal revidiert wird. Ich für meinen Teil werde 2026 wieder dabei sein und kann diese Veranstaltung nur jedem Fan von klassischem Hard Rock der altvorderen Zeit empfehlen.

Fotos: Sabina Slemer



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