Rock Hard Festival 2012 - Sonntag

denn auch heute reicht es uns nicht rechtzeitig um die genialen ALPHA TIGER aus dem Osten der Republik und 77` zu sehen, die sich einfach mal dem typischen
AC/DC- und AIRBOURNE-Sound verschrieben haben.
In komplett weißen Hosen präsentieren sich dann HIGH SPIRITS aus Chicago. Schon auf dem Weg durch den Nordsternpark höre ich das mir deren Mucke gefällt. Herrliche Leadgitarren, eingängige Refrains wie „Another Night In The City“ oder „Wanted Dead“ und eine insgesamt mega positive Grundstimmung ZWINGEN einen auch am letzten Festivaltag zum Veltinsstand zu rennen. Ob man will oder nicht. Aber es war ja schließlich auch warm….
Und dann liegt ein Hauch 70er Jahre über dem Amphitheater. GRAVEYARD aus Göteborg spielen seltsamerweise mal so was von überhaupt nicht den typischen Gothenburg-Style sondern haben sich eher ruhigen Hard Rock-Klängen mit teilweise modernen Anleihen (vor allem aus dem Stoner-Bereich) verschrieben. Und genau dieser Mix kommt live richtig gut an und man stellt sich die Frage: wurden in Woodstock auch schon Menschen über den Köpfen balanciert?
Auflockerung dann in Form von GIRLSCHOOL, die ich allerdings aufgrund diverser Neuankömmlinge nur auf einem Ohr mitbekomme. Mit ihrem neu aufgenommenem Re-Release "Hit The Run" in der Tasche nehme ich auch einige Songs aus eben jener Periode wahr: „C'mon Let's Go“, „Future Flash“ und natürlich den Titeltrack „Hit And Run“. Prost.
EINE extrem softe Aufführung wurde bislang immer auf dem Rock Hard Festival geboten. Diesmal war dies in Form von MAGNUM der Fall. Auch wenn Bob Catley und seine Mannen schon seit über 40 Jahren im Geschäft sind und gefühlte 20 Alben veröffentlicht haben, beweisen sie auch heute noch unglaubliches Gespür für eine emotionale Liveshow. Zwar prägen graue oder weiße Haare die Bühnenoptik, doch hindert dies die Band nicht daran, gleich mal mit einem neuen, bisher unveröffentlichten Song "Dreamers To Come" (oder so ähnlich) zu beginnen. Dieser ist übrigens 100% Magnum und dürfte die Vorfreude weiter anheizen. Der Rest läuft wie geplant - Bob zelebriert in seinen Typen Gesten Hits wie "How Far Jerusalem" und so vergehen 60 Minuten leider wie im Flug, so dass der einzige negative Punkt des Konzertes die vielen nicht gespielten Klassiker sind.
Anstelle des alljährlichen Finale des Karaoke Contests auf der Hauptbühne, hat sich das Rock Hard Team ein paar besondere Überraschungen einfallen lassen: Nachdem das komplette Orga Team auf die Bühne kam, wird im Anschluss fast schon legendär "Die zwei von der Tanke" dargeboten - natürlich von TANKARD-Gerre (im Blaumann) und Bobby. Anschließend dürfen Hell Hofer und Hampus Klang von BULLET zusammen ran, um gemeinsam mit ROKKEN den ACCEPT-Klassiker "Balls To The Wall" und anschließend "You Shook Me All Night Long" (von AC/DC) zu performen. Genau die richtige Einstimmung für UNISONIC.
Für viele der anwesenden (U35) Gäste folgte nun ein großer Moment - Michael Kiske und Kai Hansen wieder vereint auf einer Bühne! Das sind quasi 40% HELLOWEEN jedoch in Form von UNISONIC die im März ihr erstes Album in dieser Besetzung (zusammen mit Drummer Kosta Zafiriou; Mandy Meyer an der Klampfe und Dennis Ward am Bass) auf den Markt brachten. Der selbstbetitelte Opener "Unisonic" geht auch gleich ordentlich nach vorne und lässt die Gelsenkirchener aufhorchen. Kiske singt immer noch wie ein GOTT und die Fans danken es ihm. Gut, daß sich Unisonic nicht aus alten Lorbeeren ausruhen und schwerpunktmäßig eigenes Zeug spielen. "Never Too Late" und "Never Change Me" sind Gassenhauer der aller ersten Güte und werden auch spontan mitgesungen. Kai Hansen ist fröhlich drauf wie immer, lediglich Kiske wirkt hier und da bei seinen Ansagen etwas verkrampft oder verunsichert. Aber wer nimmt ihm das übel, nach einigen seiner Aussagen in der Vergangenheit. Doch Pups drauf - der Mann ist zurück - eine Legende! Und außerdem hat jeder eine zweite Chance verdient, auch wenn man da als Fan natürlich nicht ganz uneigennützig denkt. Der große Moment kommt, als nach 23 Jahren völlig unerwartet Michi "March Of Time" ansagt und nicht wenige einfach mal komplett durchdrehen. Wie geil war das denn bitte? Das obligatorische Gitarrensolo nervt leider, dafür ist "Souls Alive" echt stark. Am Ende gibt es das Helloween Brett mit "Future World" und "I Want Out". So viel Geschichte habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Bärenstark, sau unterhaltsam und einfach legendär. Festival Highlight!
W.A.S.P. können jetzt eigentlich ganz locker machen. (Platz 1 ist schließlich schon vergeben…. Hehe). Doch ganz so locker nehmen es die Haudegen um Blackie Lawless nicht. Gleich zu Beginn hauen die Amis ein paar Pyros raus und schmettern direkt mal „On Your Knees“ in die Menge. Mit zunehmender Dunkelheit drücken all die Klassiker zusammen mit tollem Licht noch mal richtig auf die „Boar` hab ich Bock“ Drüse. Es gibt zwar keine großen Ansagen, doch der Banner „1982-2012“ unterhalb des Drumkits erinnert an ein immerhin auch schon 30 jähriges Bandbestehen. „Wild Child“ verwandelt Gelsenkirchen in einen großen Chor und das Medley bestehend aus „Hellion; I Don't Need No Doctor und Scream Until You Like It“ haut ebenfalls ordentlich rein. Peinlich allerdings, dass Blackie den beiden Gewinnern, die zuvor zwei WASP Gitarren abgestaubt haben, eben jene auf Nachfrage durch Götz Kühnemund übereichen ließ und eben nicht persönlich: „Ach Götz, mach du das mal, du kannst das gut“. Im selben Atemzug gibt’s dann noch „Das ist der größte Tag in eurem Leben“ – ja ne, is klar! Doch sei’s drum, denn mit „I Wanna Be Somebody“ gibt’s weitere große Meilensteine auf die Ohren. Ein insgesamt guter Headliner am besten Festivaltag. Wir sehen uns 2013. (xhb)